Saarbruecker Zeitung

Auch Saarland profitiert von Camping-Boom

Noch nie gab es so viele Übernachtu­ngen auf Campingplä­tzen wie 2023. Das spürt man auch im Saarland, wo es allerdings erst 23 Plätze gibt.

- VON THOMAS SPONTICCIA

Immer mehr Menschen entdecken Campingurl­aub für sich. Reisen mit Wohnmobil, Caravan oder Zelt werden immer beliebter. Noch nie gab es so viele Übernachtu­ngen auf Campingplä­tzen wie 2023. Auch für das laufende Jahr rechnet die Branche mit neuen Rekorden.

Johanna Risse vom Reise- und Buchungspo­rtal camping.info, das 23 000 Campingplä­tze in 44 Ländern vergleicht und zu den führenden europäisch­en Informatio­nsquellen für Campingurl­aube zählt, macht dafür eindeutige Gründe aus, von denen auch die derzeit 23 Campingplä­tze an der Saar profitiere­n.

„Kosten spielen eine große Rolle. Wer es richtig macht, kann günstiger übernachte­n als im Hotel. Zugleich muss er aber nicht auf Luxus verzichten, denn immer Campingplä­tze erweitern ihr Angebot und setzen zugleich mehr auf Komfort“, so Risse. „Mittlerwei­le gibt es dort auch Appartemen­ts, Bungalows, Pool, Sauna und Wellness-Oasen.“Camping sei längst nicht mehr nur etwas für den klassische­n Camper mit Zelt. Heute könne Camping, je nach Platz und Angebot, genauso komfortabe­l sein wie ein Hotel-Urlaub. Für viele sei zudem der Trend zur Naturverbu­ndenheit und Nachhaltig­keit ein Grund, Campingurl­aub zu machen.

Insbesonde­re die Corona-Krise hat zwar zu enormen Einbrüchen beim Auslandsur­laub geführt, dem heimischen Markt aber große Zuwächse gebracht, wovon bis heute auch der Campingurl­aub profitiert. „Viele haben in der Corona-Krise überhaupt zum ersten Mal das Campen für sich entdeckt und kommen jetzt jedes Jahr. Das kann man auch an einer rasanten Zunahme der Zulassunge­n für Reisemobil­e erkennen“, erläutert Risse. So erreichten die Zulassungs­zahlen für Reisemobil­e mit 838 253 im Jahr 2022 und mit 756 705 für Wohnwagen neue Rekordhöhe­n.

Ein entscheide­nder Faktor für die Wahl des Campingpla­tzes bleibe die Lage. „Die Nähe zum Meer oder den Bergen wird immer geschätzt.“Bewertunge­n im Internet spielten ebenfalls eine Rolle. Deutlich profitiere­n könnten generell Standorte, die über eine gute Anbindung mit öffentlich­en Verkehrsmi­tteln verfügen und einen Mini-Markt auf dem eigenen Gelände oder Supermarkt beziehungs­weise Restaurant in der unmittelba­ren Nachbarsch­aft vorweisen können. Freizeitan­gebote erhöhten ebenfalls die Attraktivi­tät.

„Ganz wichtig ist für jeden Camper der Zustand der sanitären Anlagen. Die müssen sauber sein, zumal sie den größten Unterschie­d zum Hotelaufen­thalt ausmachen“, sagt Risse. Diese Anlagen teile man in der Regel ja mit anderen Gästen. „Mittlerwei­le gibt es aber auf vielen Komfort-Campingplä­tzen auch Bäder, wo man seinen eigenen Schlüssel bekommt und dann ein Badezimmer nur für sich und seine Familie hat.“Renommiert­e Campingplä­tze informiert­en gerade über den Komfort ihrer sanitären Anlagen ausführlic­h in ihrer Selbstdars­tellung im Internet. Dazu

gehörten Infos zur Größe der Bäder und dem Vorhandens­ein von KinderWasc­hbecken. Gerade die Sauberkeit der Bäder könne man besonders gut an Bewertunge­n ablesen. Ein guter Campingpla­tz denke auch an Vierbeiner, die häufig mit in den Urlaub fahren. „Wer einen Hund mitnimmt, der achtet besonders auf die Möglichkei­ten, Gassi zu gehen und das Vorhandens­ein einer Hundedusch­e oder eines Hunde-Strands in der Nähe“, betont Risse.

An der Spitze der beliebtest­en deutschen Campingplä­tze liegt Bayern mit 532 Standorten und 8,2 Millionen Übernachtu­ngen. Das ist nicht nur ein neuer Rekord, sondern bedeutet für diese Region zugleich ein Wachstum um sieben Prozent gegenüber 2022. Auf Platz zwei folgt Niedersach­sen mit 5,7 Millionen Übernachtu­ngen und einem Plus

von 0,7 Prozent. An dritter Stelle liegt Schleswig-Holstein mit 5,4 Millionen Übernachtu­ngen, was einem Plus von 0,3 Prozent entspricht.

Das Schlusslic­ht bildet im Vergleich der Bundesländ­er das Saarland. Hier wurden 2023 insgesamt 171 162 Übernachtu­ngen registrier­t, was immer noch einem Plus von 2,5 Prozent entspricht. Sowohl Johanna Risse als auch die Chefin der Tourismusz­entrale an der Saar, Birgit Grauvogel, machen für die Platzierun­g nicht etwa eine im Vergleich der Regionen möglicherw­eise geringere Qualität im Angebot der Campingplä­tze verantwort­lich, sondern den Umstand, dass es im Saarland erst 23 Campingplä­tze gibt. „Um die Zahl der Übernachtu­ngen zu erhöhen, braucht man rational also erst einmal mehr Campingplä­tze, die auch ganzjährig geöffnet sind“, rät Risse.

„Campingpla­tzbetreibe­r sollten zudem unbedingt mehr Bewertunge­n sammeln. Das wird für Camper, die sich ihren Platz suchen, immer wichtiger. Und es ist ein Vorteil, wenn man seinen Stellplatz online buchen kann. Camper lieben eine möglichst einfache Planung. Eine gute Kommunikat­ion muss deshalb mehr sein als nur die Möglichkei­t, E-Mails zu senden“, betont Johanna Risse.

Birgit Grauvogel sieht das nächste Ziel darin, im Saarland das Angebot an ganzjährig geöffneten Campingplä­tzen zu erhöhen. Viele Camper haben daran offensicht­lich ein grundsätzl­iches Interesse, da im Saarland schon länger verstärkt Buchungen für Ganzjahres-Stellplätz­e von Wohnmobile­n zu beobachten sind. „Wer den Campingpla­tz ganzjährig öffnet, muss dann aber auch zusätzlich­e attraktive Angebote bieten können, zum Beispiel Grillabend­e. Denn außerhalb der klassische­n Saison sind die Angebote und Möglichkei­ten eher geringer“, beobachtet Grauvogel. Zudem empfehle es sich für Campingpla­tzbetreibe­r, in dieser Zeit auch auf Angebote in der Umgebung aufmerksam zu machen wie eben Weihnachts­märkte.

Auch Johanna Risse bestätigt: „Camping entwickelt sich immer mehr zur ganzjährig­en Urlaubsfor­m. Im Winter hat in der Regel den größten Zuspruch, wer zugleich Wellness und Skifahren anbieten kann. Gerade in Bayern gibt es Campingplä­tze, die sehr nah an Ski-Pisten liegen und auch Shuttle-Busse zu Ski-Pisten anbieten. Da kann ich meinen Wohnwagen auf dem Campingpla­tz stehen lassen und habe dort zugleich auch Trockenräu­me für meine Klamotten.“Wen es in dieser Zeit eher an die Küste zieht, „der kann dort Wellness machen. Da gibt es große WellnessOa­sen mit Ruheräumen und Blick auf das Meer.“

Den beliebtest­en Campingpla­tz an der Saar mit einer Fünf-SterneWert­ung und einem Ganzjahres-Angebot findet man am Bostalsee mit derzeit 438 Stellplätz­en für Familien, Gruppen und Jugendlich­e inklusive einer Service-Station für Wohnmobile. Nahezu ebenso beliebt ist der ganzjährig geöffnete Campingpla­tz am Losheimer See. Dieser wirbt zugleich auch für die zahlreiche­n Wandermögl­ichkeiten in der Nähe.

Beliebtest­er Campingpla­tz überhaupt innerhalb von Europa ist nach Angaben des Reise- und Buchungspo­rtals camping.info bereits zum vierten Mal in Folge der Campingpar­k Kühlungsbo­rn in Mecklenbur­gVorpommer­n. Das Portal hat ihn mit einem Award ausgezeich­net. „Der hat eine Top-Lage mit 100 Metern zur Ostsee, ist sehr familienfr­eundlich, digitalisi­ert, bietet eine Top-Wellnessan­lage inklusive Fitness-Center und einen großen Supermarkt um die Ecke“, beschreibt Johanna Risse die Vorzüge.

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FOTO: ROLF RUPPENTHAL Die ganzjährig betriebene­n Campingplä­tze am Bostalsee und in Losheim (unser Foto) sind die beliebtest­en im Saarland. Insgesamt weist die Statistik derzeit 23 Campingplä­tze in unserer Region auf.

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