Auch Saarland profitiert von Camping-Boom
Noch nie gab es so viele Übernachtungen auf Campingplätzen wie 2023. Das spürt man auch im Saarland, wo es allerdings erst 23 Plätze gibt.
Immer mehr Menschen entdecken Campingurlaub für sich. Reisen mit Wohnmobil, Caravan oder Zelt werden immer beliebter. Noch nie gab es so viele Übernachtungen auf Campingplätzen wie 2023. Auch für das laufende Jahr rechnet die Branche mit neuen Rekorden.
Johanna Risse vom Reise- und Buchungsportal camping.info, das 23 000 Campingplätze in 44 Ländern vergleicht und zu den führenden europäischen Informationsquellen für Campingurlaube zählt, macht dafür eindeutige Gründe aus, von denen auch die derzeit 23 Campingplätze an der Saar profitieren.
„Kosten spielen eine große Rolle. Wer es richtig macht, kann günstiger übernachten als im Hotel. Zugleich muss er aber nicht auf Luxus verzichten, denn immer Campingplätze erweitern ihr Angebot und setzen zugleich mehr auf Komfort“, so Risse. „Mittlerweile gibt es dort auch Appartements, Bungalows, Pool, Sauna und Wellness-Oasen.“Camping sei längst nicht mehr nur etwas für den klassischen Camper mit Zelt. Heute könne Camping, je nach Platz und Angebot, genauso komfortabel sein wie ein Hotel-Urlaub. Für viele sei zudem der Trend zur Naturverbundenheit und Nachhaltigkeit ein Grund, Campingurlaub zu machen.
Insbesondere die Corona-Krise hat zwar zu enormen Einbrüchen beim Auslandsurlaub geführt, dem heimischen Markt aber große Zuwächse gebracht, wovon bis heute auch der Campingurlaub profitiert. „Viele haben in der Corona-Krise überhaupt zum ersten Mal das Campen für sich entdeckt und kommen jetzt jedes Jahr. Das kann man auch an einer rasanten Zunahme der Zulassungen für Reisemobile erkennen“, erläutert Risse. So erreichten die Zulassungszahlen für Reisemobile mit 838 253 im Jahr 2022 und mit 756 705 für Wohnwagen neue Rekordhöhen.
Ein entscheidender Faktor für die Wahl des Campingplatzes bleibe die Lage. „Die Nähe zum Meer oder den Bergen wird immer geschätzt.“Bewertungen im Internet spielten ebenfalls eine Rolle. Deutlich profitieren könnten generell Standorte, die über eine gute Anbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln verfügen und einen Mini-Markt auf dem eigenen Gelände oder Supermarkt beziehungsweise Restaurant in der unmittelbaren Nachbarschaft vorweisen können. Freizeitangebote erhöhten ebenfalls die Attraktivität.
„Ganz wichtig ist für jeden Camper der Zustand der sanitären Anlagen. Die müssen sauber sein, zumal sie den größten Unterschied zum Hotelaufenthalt ausmachen“, sagt Risse. Diese Anlagen teile man in der Regel ja mit anderen Gästen. „Mittlerweile gibt es aber auf vielen Komfort-Campingplätzen auch Bäder, wo man seinen eigenen Schlüssel bekommt und dann ein Badezimmer nur für sich und seine Familie hat.“Renommierte Campingplätze informierten gerade über den Komfort ihrer sanitären Anlagen ausführlich in ihrer Selbstdarstellung im Internet. Dazu
gehörten Infos zur Größe der Bäder und dem Vorhandensein von KinderWaschbecken. Gerade die Sauberkeit der Bäder könne man besonders gut an Bewertungen ablesen. Ein guter Campingplatz denke auch an Vierbeiner, die häufig mit in den Urlaub fahren. „Wer einen Hund mitnimmt, der achtet besonders auf die Möglichkeiten, Gassi zu gehen und das Vorhandensein einer Hundedusche oder eines Hunde-Strands in der Nähe“, betont Risse.
An der Spitze der beliebtesten deutschen Campingplätze liegt Bayern mit 532 Standorten und 8,2 Millionen Übernachtungen. Das ist nicht nur ein neuer Rekord, sondern bedeutet für diese Region zugleich ein Wachstum um sieben Prozent gegenüber 2022. Auf Platz zwei folgt Niedersachsen mit 5,7 Millionen Übernachtungen und einem Plus
von 0,7 Prozent. An dritter Stelle liegt Schleswig-Holstein mit 5,4 Millionen Übernachtungen, was einem Plus von 0,3 Prozent entspricht.
Das Schlusslicht bildet im Vergleich der Bundesländer das Saarland. Hier wurden 2023 insgesamt 171 162 Übernachtungen registriert, was immer noch einem Plus von 2,5 Prozent entspricht. Sowohl Johanna Risse als auch die Chefin der Tourismuszentrale an der Saar, Birgit Grauvogel, machen für die Platzierung nicht etwa eine im Vergleich der Regionen möglicherweise geringere Qualität im Angebot der Campingplätze verantwortlich, sondern den Umstand, dass es im Saarland erst 23 Campingplätze gibt. „Um die Zahl der Übernachtungen zu erhöhen, braucht man rational also erst einmal mehr Campingplätze, die auch ganzjährig geöffnet sind“, rät Risse.
„Campingplatzbetreiber sollten zudem unbedingt mehr Bewertungen sammeln. Das wird für Camper, die sich ihren Platz suchen, immer wichtiger. Und es ist ein Vorteil, wenn man seinen Stellplatz online buchen kann. Camper lieben eine möglichst einfache Planung. Eine gute Kommunikation muss deshalb mehr sein als nur die Möglichkeit, E-Mails zu senden“, betont Johanna Risse.
Birgit Grauvogel sieht das nächste Ziel darin, im Saarland das Angebot an ganzjährig geöffneten Campingplätzen zu erhöhen. Viele Camper haben daran offensichtlich ein grundsätzliches Interesse, da im Saarland schon länger verstärkt Buchungen für Ganzjahres-Stellplätze von Wohnmobilen zu beobachten sind. „Wer den Campingplatz ganzjährig öffnet, muss dann aber auch zusätzliche attraktive Angebote bieten können, zum Beispiel Grillabende. Denn außerhalb der klassischen Saison sind die Angebote und Möglichkeiten eher geringer“, beobachtet Grauvogel. Zudem empfehle es sich für Campingplatzbetreiber, in dieser Zeit auch auf Angebote in der Umgebung aufmerksam zu machen wie eben Weihnachtsmärkte.
Auch Johanna Risse bestätigt: „Camping entwickelt sich immer mehr zur ganzjährigen Urlaubsform. Im Winter hat in der Regel den größten Zuspruch, wer zugleich Wellness und Skifahren anbieten kann. Gerade in Bayern gibt es Campingplätze, die sehr nah an Ski-Pisten liegen und auch Shuttle-Busse zu Ski-Pisten anbieten. Da kann ich meinen Wohnwagen auf dem Campingplatz stehen lassen und habe dort zugleich auch Trockenräume für meine Klamotten.“Wen es in dieser Zeit eher an die Küste zieht, „der kann dort Wellness machen. Da gibt es große WellnessOasen mit Ruheräumen und Blick auf das Meer.“
Den beliebtesten Campingplatz an der Saar mit einer Fünf-SterneWertung und einem Ganzjahres-Angebot findet man am Bostalsee mit derzeit 438 Stellplätzen für Familien, Gruppen und Jugendliche inklusive einer Service-Station für Wohnmobile. Nahezu ebenso beliebt ist der ganzjährig geöffnete Campingplatz am Losheimer See. Dieser wirbt zugleich auch für die zahlreichen Wandermöglichkeiten in der Nähe.
Beliebtester Campingplatz überhaupt innerhalb von Europa ist nach Angaben des Reise- und Buchungsportals camping.info bereits zum vierten Mal in Folge der Campingpark Kühlungsborn in MecklenburgVorpommern. Das Portal hat ihn mit einem Award ausgezeichnet. „Der hat eine Top-Lage mit 100 Metern zur Ostsee, ist sehr familienfreundlich, digitalisiert, bietet eine Top-Wellnessanlage inklusive Fitness-Center und einen großen Supermarkt um die Ecke“, beschreibt Johanna Risse die Vorzüge.