Ausstellung über den Sprachreichtum des Johann Fischart
Bis 15. April sind im Literaturarchiv Saar-Lor-Lux-Elsass an der Universität des Saarlandes seine Bücher aus dem 16. Jahrhundert, teilweise Originalausgaben, zu sehen.
Derzeit bietet eine Ausstellung im Literaturarchiv Saar-Lor-Lux-Elsass an der Universität des Saarlandes die Möglichkeit, in ein vergangenes Leben einzutauchen. Im Nebenraum der Saarländischen Universitäts- und Landesbibliothek, das ist das prägnante, hohe Gebäude hinter dem Botanischen Garten, wird noch bis 15. April die Ausstellung „Johann Fischart – ein Autor im frühneuzeitlichen Europa“präsentiert. Und das sehr anschaulich.
Denn auf unterschiedlich farbig gestalteten Tafeln werden das Leben und das Werk des Juristen und Autoren aus dem 16. Jahrhundert vorgestellt. Dazu präsentiert das Literaturarchiv in Vitrinen seine Bücher, teilweise Originalausgaben aus seinen Lebzeiten, und Kartenmaterial. Für das ansprechende Design der Farbtafeln ist Muriel Serf zuständig, Kommunikationsdesignerin des Literaturarchivs Saar-Lor-Lux-Elsass. Die Idee zur Ausstellung hatte Yvonne Al-Taie, die bis zum Ende des Monats Gastprofessorin an der Universität des Saarlandes ist. Eine Fonte
Stiftungsgastprofessur für Europa und Frühe Neuzeit am Cluster für Europaforschung der Universität des Saarlandes führte sie im Wintersemester 2023/24 von der Christian-Albrechts-Universität Kiel nach Saarbrücken, wo sie studiert hat. „Ich habe mich schon während meiner Habilitation mit Johann Fischart beschäftigt. Sein Sprachreichtum hat mich fasziniert, seine Sprache ist dialektal gefärbt. Und da seine Familie aus der Großregion stammte und er in Forbach Amtmann und Richter war, passte es gut, ihm hier eine Ausstellung zu widmen“, erklärt Yvonne Al-Taie.
Gemeinsam mit Professor Sikander Singh, Leiter des Literaturarchivs Saar-Lor-Lux-Elsass, hat sie die Präsentation ausgearbeitet und organisiert, die präsentierten historischen Bücher stammen aus dem Bestand der Saarbrücker Universität. Und Johann Fischart hatte tatsächlich ein spannendes Leben, war weit gereist und sehr gebildet. Als Sohn eines erfolgreichen Gewürzhändlers wurde er zwischen 1545 und 1547 in Straßburg geboren, erhielt eine humanistische Bildung an einem Gymnasium. Ab 1561 oder 1562 setzte er seine Ausbildung an der Lateinschule von Worms fort, war von 1564 bis 1566 an der Universität von Tübingen in Jura eingeschrieben. 1567 ging Johann Fischart nach Paris, wurde als Protestant vertrieben und reiste vermutlich über London und die Niederlande nach Deutschland zurück.
Anschließend setzte er sein JuraStudium in Siena fort, heiratete im gleichen Jahr. „Johann Fischart arbeitete nun für vier Jahre als Übersetzer und Autor, hauptsächlich im Verlag seines Schwagers, mit dem er viel kooperiert hat“, erklärt Al-Taie. 1574 immatrikulierte sich Johann Fischart in Basel und promovierte im gleichen Jahr in Rechtswissenschaften. Für das Jahr 1578 ist belegt, dass er nach Speyer an das Reichskammergericht gegangen ist, von 1583 bis zu seinem Tod im Jahr 1590 war er schließlich Amtmann und Richter. „Wo sich sein Grab befand, ist unbekannt“, fügt die Gastprofessorin hinzu.
Bei diesem Leben in vielen verschiedenen Städten und Ländern war Fischart sehr sprachgewandt. „Er hatte publiziert, hat aber auch andere Autoren übersetzt, wie zum Beispiel das damals sehr bekannte Werk „Gargantua“von Rabelais, das er allerdings um das Zweifache erweiterte“, so Al-Taie. So werden auch in der Ausstellung auf verschiedenen Tafeln Schriften von ihm zitiert, wie die „affenteuerlich naupengeheuerliche Geschichtsklitterung“, in der sein Sprachreichtum deutlich wird. Gleichzeitig hat Fischart als Protestant auch Schriften gegen Papst und Judentum verfasst. „Dies muss man aus der Zeit heraus verstehen. Johann Fischart hat sich da auf antike und andere neuzeitliche Autoren berufen“, erklärt Sikander Singh, der Leiter des Literaturarchivs Saar-Lor-Lux-Elsass. Yvonne Al-Taie nennt diese Schriften konfessionspolemisch. Vor diesem Hintergrund ist dann verständlicher, dass Johann
Fischart Hexenprozesse befürwortet hat, „das war damals akademisches Wissen“, sagt Yvonne Al-Taie. So hat er in einem juristischen Lehrbuch genau dargelegt, woran man Hexen erkennen könne, was aus heutiger Sicht doch befremdlich wirkt.
Ganz anders zeigt sich der neuzeitliche Autor in seiner Schrift „Das glückhafft Schiff von Zürich“, über eine historische Schifffahrt, die sich im Jahr 1576 zugetragen haben soll. Sie begründet die Verbundenheit der Städte Zürich und Straßburg. Diese Straßburger Legende wurde das populärste Werk von Johann Fischart. Die Ausstellung zeigt, dass nicht nur andere Autoren im 19. Jahrhundert dieses Werk wiederaufnahmen, sondern dass es bis heute in Straßburg einen 1884 errichteten Fischart- Brunnen gibt.
„Johann Fischart – ein Autor im frühneuzeitlichen Europa“, eine Ausstellung im Literaturarchiv Saar-LorLux-Elsass, Universität des Saarlandes, Gebäude B1 1. Geöffnet bis zum 15. April, Montag bis Freitag von 8 bis 21 Uhr, Samstag von 10 bis 18 Uhr.