Saarbruecker Zeitung

Terminus: Hier gibt’s Menü und Musik à la carte

Vor ziemlich genau vier Jahren eröffnete in Saarbrücke­n das Terminus, die einzige Musikkneip­e mit wechselnde­r MenüKarte in der Stadt. Um die 80 Konzerte finden hier im Jahr statt. Und so soll es auch bleiben.

- VON SUSANNE BRENNER

Sein größter Erfolg? „Dass wir noch da sind“, sagt Geoffroy Muller. Es ist verhältnis­mäßig früh am Morgen für einen Kneipier. Im Terminus in der Bleichstra­ße hängt noch ein Hauch dieser leicht abgestande­nen Luft, wie sie so typisch für leere Kneipen am Morgen ist. Der Betrieb beginnt hier erst am Nachmittag und geht bis in die Nacht.

Wenn er auf die letzten vier Jahre zurückscha­ut, ergänzt Muller auf die Frage nach deren Höhepunkte­n, dann sei das eben auch die Freude darüber, „dass unser Gesamtkonz­ept funktionie­rt“. Dieses Konzept, dass man salopp so beschreibe­n könnte: Die kulturelle und die kulinarisc­he Karte werden jede Woche gewechselt.

Will heißen, Geoffroy, der Koch, denkt sich Woche für Woche neue Gerichte aus, es gibt keine ständige Karte wie in den meisten Restaurant­s. Und Geoffroy, der Veranstalt­er, serviert Woche für Woche Konzerte, die ebenso verschiede­nartig sein können, wie die Tartes und Aufläufe auf seiner Menü-Karte.

Vor ziemlich genau vier Jahren kam Geoffroy Muller mit seinem Musik-Brasserie-Konzept aus Saargemünd nach Saarbrücke­n. Das Terminus in Saargemünd war viele Jahre Pilgerort für Saarbrücke­r Musikfans gewesen. Jetzt kam er ihnen sozusagen entgegen. Muller gründete mit ein paar Unterstütz­ern das Terminus SB, zuhause in dem langgezoge­nen Eckhaus gegenüber vom Gerberplat­z.

Aber vor vier Jahren kam auch noch was anderes, wer erinnert sich nicht: Die neue Wandfarbe war noch nicht ganz trocken, da kam Corona. „Wir haben erst aufgemacht und gleich zugemacht.“Aber das Terminus hat überlebt, und Geoffroy

Muller hat das Saargemünd­er Konzept auf Saarbrücke­n angepasst. Lesungen und Ausstellun­gen wie dort, funktionie­ren in dem Einraum-Lokal hier nicht, hat er festgestel­lt. Dafür kommt die Erweiterun­g zur Weinbar mit 50 Weinen im Angebot bei den Saarbrücke­rn an.

Und natürlich das ständig überrasche­nde Musikprogr­amm. Ein bis zwei Konzerte, manchmal sogar drei, gibt es immer. Gut 80 Konzerte sind es im Jahr. Und deren musikalisc­he Richtung ist erfrischen­d verschiede­n. Auf die Bühne kommt, was dem Chef gefällt. „Ich bin niemand, der sagt, ich will nur Leute von außerhalb, und ich will auch nicht nur Musiker aus Saarbrücke­n. Ich bin offen“, sagt er. Es spielen im Terminus ebenso die besten Jazzbands der Stadt wie auch SingerSong­writerinne­n, Jazz-Rock-Bands oder Folker aus aller Welt. Ab und an öffnet Geoffroy Muller sogar außer der Reihe sonntags, um etwa ein Klassikkon­zert anzubieten. Am 7. April etwa spielt Thomas Layes Debussy. Und auch das Freejazz-Festival ist am 24. März hier zu Gast.

Seine Bands muss Muller nicht mehr aktiv suchen. Längst hat sich in den entspreche­nden Agenturen herumgespr­ochen, dass da in Saarbrücke­n eine Musikkneip­e ist, in der die Musikerinn­en und Musiker gut aufgehoben sind. Sie werden im Terminus nicht nur gut verpflegt. Es wird auch für die Unterkunft gesorgt – wobei Muller hier immer auf der Suche ist nach Musikfans, die auch mal Platz haben, Künstler auf Tournee zu beherberge­n. Und, am wichtigste­n: Gäste spielen im Terminus nicht nur auf Eintritt. Es gibt immer eine garantiert­e Mindestgag­e, und wenn die legendäre Hutsammlun­g – Geoffroy Muller ist berühmt dafür, dass sich bei ihm niemand traut, klimpernde­s Kleingeld in den Hut zu werfen – darüber hinaus geht (was oft der Fall ist), bekommen die Musiker das noch als Bonus drauf.

Das Terminus ist neben der Brasserie am St. Johanner Markt die einzige Kneipe der Stadt, in der verlässlic­h Live-Musik geboten wird. Natürlich gibt es Bars wie Tante Anna oder diverse Viertel-Kneipen, die öfter Bands auftreten lassen. Aber als echte Konzeptkne­ipe hat das Terminus spätestens nach dem bedauerlic­hen Ende des Jazz-Lokals „Zing“quasi ein Alleinstel­lungsmerkm­al.

In einem Ringhefter hat Geoffroy Muller gesammelt, wer in der relativ kurzen Zeit, seit der Betrieb endlich normal läuft, hier schon alles gespielt hat. Der Ordner ist beeindruck­end dick. Und sein Innenleben musikalisc­h sehr vielseitig. Da findet sich Jazz Manouche gleich neben frei experiment­ierenden Musikern, und eine Folkmusike­rin aus den USA folgt auf den Saarbrücke­r Lokalmatad­or Kai Sonnhalter. So musikalisc­h frei soll es auch in Zukunft im Terminus weitergehe­n, sagt Geoffroy Muller. Sein Ziel für die Zukunft ist im Grunde ein Weiterso. Und das ist für eine Kulturknei­pe ja schon mal nicht das Schlechtes­te.

„Ich bin niemand, der sagt, ich will nur Leute von außerhalb, und ich will auch nicht nur Musiker aus Saarbrücke­n. Ich bin offen.“Geoffroy Muller

Die nächsten Konzerte im März:

Am 15. März gibt es im Terminus in der Bleichstra­ße Rock-Jazz mit Tyron Mills aus Seattle. Am 23. März gastiert Jazzflötis­tin Rotraud Jäger mit ihrer Gruppe Sonambique. Am 30. März gibt es Americana und mehr mit Three for Silver aus den USA. Am 30. März spielt die Berlner Jazzerin Lisa Hoppe mit ihrem Ensemble Ysop. Beginn ist jeweils 20.45 Uhr. Der Eintritt ist frei, aber die Hutsammlun­g übernimmt Geoffroy Muller persönlich und achtet darauf, dass da kein Kleingeld klimpert. Info: www. facebook.com/terminus.brasserie

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FOTO: KERSTIN KRÄMER Jedes Wochenende gibt es Konzerte hier. Unser Foto zeigt ein Konzert des Stefan Münzer Trios.
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FOTO: TERMINUS Im Sommer geht das Terminus auch gerne mal auf die Straße. Geoffroy Muller steht dann in der Tür und applaudier­t.
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FOTO: JÄGER Die in Zürich lebende, aus dem Saarland stammende Jazzerin Rotraut Jäger und ihr Ensemble Sonambique gastieren am 23. März im Terminus.
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FOTO: DINGLER Der schwarze Hut ist Programm: Geoffroy Muller vorm Terminus.

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