Harte Probe für das Elversberger Kollektiv
Dem Fußball-Zweitligisten gehen die Spieler aus. Gegen Aufstiegsanwärter Holstein Kiel dürfte nur ein Not-Aufgebot bereit stehen.
Hut ab vor dieser SV Elversberg: Was die Mannschaft von Trainer Horst Steffen in diesen Tagen und Wochen in der 2. Fußball-Bundesliga leistet, ist gar nicht hoch genug einzuschätzen. In Topbesetzung kann die SVE gegen jeden Gegner der Liga gewinnen – und dann wäre auch ein 4:1-Sieg bei der Spvgg Greuther Fürth, die immer noch Tuchfühlung zu den Aufstiegsplätzen in die Bundesliga hat, kein außergewöhnliches Ergebnis. In der aktuellen Situation der SVE ist der Erfolg von Sonntag aber nochmal deutlich bemerkenswerter.
Dabei spielt es auch keine große Rolle, dass die Fürther ab der 50. Minute nach einem Platzverweis nur noch zu zehnt waren. Die Elversberger präsentierten sich als geschlossene Einheit, die auch einen Mega-Bock von Torhüter Nicolas Kristof wegsteckte, der zum zwischenzeitlichen 1:1 führte. Die Elversberger konnten für die Partie nur 17 von 20 möglichen Spielern auf den Spielberichtsbogen schreiben. Zudem spielten sechs der elf Spieler in der Startformation auf Positionen, für die sie ursprünglich gar nicht vorgesehen sind. OffensivMann Manuel Feil etwa, der in der Defensive rechts in der Fünfer-Abwehr-Kette aushalf. Oder Rechtsverteidiger Hugo Vandermersch, der auf der linken Abwehrseite spielen musste, da mit Maurice Neubauer
(Erkältung) und Arne Sicker (Bänderverletzung) beide etatmäßigen Linksverteidiger fehlten. „Ja, es war anders, aber wir funktionieren als Mannschaft. Jeder war noch konzentrierter, da wir wussten, dass es aktuell nur so geht“, sagt Feil.
Für die langzeitverletzten Innenverteidiger Marcel Correia und Frederik Jäkel (beide Kreuzbandriss) ist die Saison längst beendet.
Innenverteidiger Carlo Sickinger fehlt seit drei Wochen wegen muskulären Problemen, ist aber im lockeren Lauftraining. Mit Kevin Conrad hat ein weiterer Innenverteidiger noch einen Trainingsrückstand nach einem Innenbandanriss im Knie. Stürmer Wahid Faghir fehlt ebenfalls mit muskulären Problemen, ist aber auch schon wieder im Lauftraining. Für das Spiel in Fürth
musste kurzfristig noch Topspieler und Linksaußen Jannik Rochelt mit einer Erkältung passen. Dafür spielte Semih Sahin direkt nach seiner Mandelentzündung mit nur wenigen Trainingseinheiten in Fürth wieder von Beginn an. Die Quittung gab es noch vor der Pause, als Sahin mit einem Muskelfaserriss in der Wade ausgewechselt werden musste. In der 90. Minute erwischte es auch
noch Rechtsverteidiger Lukas Pinckert, der seit Wochen stark in der Innenverteidigung spielt. Er musste mit einer Knieverletzung vom Platz. Die Diagnose steht noch aus.
Am kommenden Samstag (13 Uhr/Sky) ist der Tabellenzweite Holstein Kiel zu Gast in Elversberg. 17 Spieler minus Sahin und Pinckert macht 15, die gegen Kiel Stand jetzt sicher zur Verfügung stehen – inklusive Ersatztorhüter Tim Boss. Und hier sind auch einige dabei, die in den letzten Wochen, teils Monaten fast gar keine Einsatzzeit hatten – wie Mittelfeldspieler Luca Dürholtz oder Stürmer Kevin Koffi. „Das wäre aktuell der schlimmste Fall. Ich weiß noch nicht, wer von den kranken oder verletzten Spielern zurückkommt. Und ich weiß auch nicht, ob es Sinn macht, diese direkt spielen zu lassen“, erklärt Trainer Horst Steffen nachdenklich.
Der Sieg in Fürth war deshalb so wichtig, da die SVE nun neun Spieltage vor Schluss 35 Punkte auf dem Konto hat. Mit dieser Punktzahl ist in den vergangenen drei Jahren keine Mannschaft aus der 2. Liga abgestiegen. Semih Sahin hatte bis Sonntag überhaupt keine muskulären Probleme in dieser Saison. „Ich weiß nicht, inwieweit die vorangegangene Erkältung bei der Verletzung eine Rolle gespielt hat. Ich denke aber, dass wir kein größeres Risiko mehr eingehen dürfen. Nach dem Spiel gegen Kiel haben wir zwei Wochen Länderspielpause, in dieser Zeit können alle wieder herangeführt werden“, erklärt Steffen.
Das hört sich durchaus nach ernsthaften Problemen an. Bekommt die SVE gegen Kiel überhaupt eine schlagfertige Truppe zusammen? „Wir haben noch eine Trainingswoche, und dann werden wir sehen. Die Gesundheit der Spieler steht im Vordergrund. Wir haben in den vergangenen Jahren immer wieder gezeigt, dass wir Spieler ersetzen können und die Mannschaft weiter funktioniert – auch wenn es noch nie so viele auf einmal waren. Die zweite Halbzeit am Sonntag in Fürth war das beste Beispiel dafür. Unser Kader funktioniert, und wir werden am Samstag eine Mannschaft aufbieten, die Kiel Paroli bieten kann“, verspricht Steffen.
„Unser Kader funktioniert, und wir werden am Samstag eine Mannschaft aufbieten, die Kiel Paroli bieten kann.“Horst Steffen Trainer der SV Elversberg