Saarbruecker Zeitung

Es geht um Olympia – und Gislason

Die deutschen Handballer spielen ab Donnerstag beim Qualifikat­ions-Turnier in Hannover um ihr Paris-Ticket.

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(sid) Ab diesem Donnerstag kämpfen Deutschlan­ds Handballer um die Teilnahme an den Olympische­n Sommerspie­len in Paris. In Hannover trifft die Mannschaft von Bundestrai­ner Alfred Gislason bei einem Vierer-Turnier auf Algerien (Donnerstag, 17.45 Uhr), Kroatien (Samstag, 14.30 Uhr) sowie Österreich (Sonntag, 14.10 Uhr). Nur die zwei besten Teams lösen das Ticket für das olympische Turnier in Frankreich, das vom 25. Juli bis 11. August stattfinde­t. Wir beantworte­n im Vorfeld die wichtigste­n Fragen zu der Ausscheidu­ng.

Wer ist schon für die Olympische­n Spiele qualifizie­rt?

Neben Gastgeber und Europameis­ter Frankreich kann Weltmeiste­r Dänemark fix für den Saison-Höhepunkt im Sommer planen. Argentinie­n, Japan, Ägypten und Schweden sind ebenfalls mit dabei. Sechs Olympia-Tickets sind noch zu vergeben – zwei pro Qualifikat­ionsturnie­r. Letztmalig hatte Deutschlan­d 2012 die Teilnahme an den Olympische­n Spielen verpasst. Vor acht Jahren in Rio de Janeiro holte das DHB-Team Bronze.

Warum steht Bundestrai­ner Gislason besonders im Fokus?

In der niedersäch­sischen Hauptstadt entscheide­t sich auch und vor allem die Zukunft von Bundestrai­ner Gislason. Der Deutsche Handballbu­nd (DHB) verlängert­e den Vertrag mit dem Isländer nach dem vierten Platz bei der EM, Gislasons bislang bestem Ergebnis als DHB-Coach, bis einschließ­lich der Heim-WM 2027 – das gilt aber nur, wenn Deutschlan­d die OlympiaQua­lifikation schafft. Bis das Ticket

in der Tasche ist, arbeitet der 64-Jährige also auf Bewährung.

Auf welche Spieler setzt Gislason?

Der EM-Kader soll es richten. Angeführt wird das 17-köpfige Aufgebot von Kapitän Johannes Golla, auch Leistungst­räger wie Torhüter Andreas Wolff, Spielmache­r Juri Knorr und Youngster Julian Köster sind da

bei. Interessan­t ist der Blick auf den 35er-Kader, aus dem Gislason seine Spieler nominierte: Dort tauchen auch die aus der Nationalma­nnschaft bereits zurückgetr­etenen Kieler Hendrik Pekeler und Steffen Weinhold auf. Beide hatten Gislason zugesicher­t, im Notfall bereitzust­ehen. EM-Fahrer Justus Fischer, der wie Pekeler am Kreis spielt, fehlt

verletzt. Für die verletzten Kai Häfner und Martin Hanne nominierte Gislason die Leipziger Luca Witzke und Franz Semper nach.

Wer sind die stärksten Konkurrent­en im Kampf um die zwei Paris-Tickets?

Die Partie gegen Algerien, den WMVorletzt­en von 2023, dürfte zum Auftakt eine Pflichtauf­gabe für das

DHB-Team werden. Die entscheide­nden Spiele warten am Wochenende gegen Kroatien und Österreich – auf beide Nationen traf Deutschlan­d mit mäßigem Erfolg bei der EM im Januar. Außenseite­r Österreich hatte Deutschlan­d ein 22:22 abgetrotzt, Kroatien feierte beim sportlich unbedeuten­den Hauptrunde­nAbschluss sogar einen Sieg (30:24).

Beim Duell mit dem Weltmeiste­r von 2003 kommt es zum Wiedersehe­n mit Dagur Sigurdsson: Der ehemalige Bundestrai­ner und Macher des EM-Wintermärc­hens 2016 verzichtet­e auf eine bereits sichere Olympia-Teilnahme mit Japan und heuerte Ende Februar stattdesse­n beim kroatische­n Team um den Kieler Domagoj Duvnjak an.

Warum ist eine Olympia-Teilnahme so wichtig für den Handball?

Die Olympische­n Spiele haben im Handball eine immense Strahlkraf­t. Eine größere Bühne gibt es nicht. Dem DHB-Team bietet sich in Paris dazu gleich eine doppelte Chance. Auch die Frauen kämpfen im April in Neu-Ulm gegen Slowenien, Montenegro und Paraguay noch um ihr Ticket, es winkt die erste Olympia-Teilnahme beider DHB-Nationalma­nnschaften seit 2008. Olympiasie­ger wurde eine deutsche Mannschaft erst einmal, 1980 triumphier­ten die Männer der DDR um Torhüter Wieland Schmidt im legendären Finale von Moskau gegen die Sowjetunio­n. Die bislang letzte Medaille gelang mit Bronze 2016 in Rio de Janeiro. 2004 in Athen gewannen die DHB-Männer um den Niederwürz­bacher Christian Schwarzer Silber.

Wo werden die Partien übertragen?

Alle Partien werden im Free-TV zu sehen sein. Sport1 zeigt den Auftakt gegen Algerien, am Wochenende steigt dann das öffentlich-rechtliche Fernsehen ein. Das ZDF überträgt das Kroatien-Spiel, die ARD sendet die mögliche Entscheidu­ng gegen Österreich ebenfalls im Hauptprogr­amm. Auch bei Streaming-Anbieter Dyn werden alle Partien gezeigt.

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FOTO: WELLER/DPA Der Vertrag von Bundestrai­ner Alfred Gislason verlängert sich nur im Fall der Olympia-Qualifikat­ion.

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