Saarbruecker Zeitung

Freiheit gegen Sicherheit

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AAlismD Zigwiiteas­lepxaplte:ratuefsdte­ehreeiinch­eno ft Seite die Faszinatio­n durch den technologi­schen Fortschrit­t, auf der anderen Seite das Bewusstsei­n um die damit einhergehe­nden potenziell­en Gefahren. Die Überführun­g der RAF-Terroristi­n Daniela Klette auch anhand digitaler Gesichtser­kennung war ein bemerkensw­erter Moment in der Geschichte der Strafverfo­lgung, zugleich aber eine Warnung vor den Möglichkei­ten moderner Überwachun­gstechnolo­gie.

Stellen wir uns eine Welt vor, in der kein Verbrechen ungesühnt bleibt, weil die Täter immer und überall von Überwachun­gskameras identifizi­ert werden können. Verlockend, nicht wahr? Doch was, wenn die Technologi­en, die heute zur Jagd auf Terroriste­n genutzt werden, morgen gegen Durchschni­ttsbürger eingesetzt werden?

Schon heute wird unser Gesicht bis zu 300 Mal täglich elektronis­ch erfasst, etwa in Banken, an Bahnhöfen oder öffentlich­en Plätzen. Kein Mensch kann heute ermessen, wozu diese Aufnahmen eines Tages genutzt werden. Auf einer Veranstalt­ung fragte ich NRW-Innenminis­ter Herbert Reul (CDU), ob er wisse, wer ihm in zehn oder 20 Jahren im Amt folgen werde. Und ob er ausschließ­en könne, dass die Überwachun­gssysteme, für die er sich heute starkmache, nicht morgen missbrauch­t werden können.

„Predictive Models“, wie sie bei KI-Systemen zum Einsatz kommen, können Straftaten erkennen, noch bevor diese begangen worden sind. Die Utopie einer Welt ohne Verbrechen auf der einen Seite, die Dystopie eines Überwachun­gsstaates auf der anderen. Die Technologi­e schreitet voran, ob wir es wollen oder nicht. Die Frage ist nicht, ob wir sie nutzen, sondern wie. Wie weit sind wir bereit zu gehen? Wie viel unserer Freiheit sind wir bereit zu opfern, um uns sicher zu fühlen? Oder anders gefragt: Wie viele Terroriste­n sind wir bereit, laufen zu lassen, um nicht die Freiheit, die wir schützen wollen, zu opfern? Ist eine solche Technologi­e erst einmal eingeführt, lässt sie sich nicht mehr zurücknehm­en. Die Zeit, diese Fragen zu beantworte­n, ist jetzt.

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Experte. M. Renz, L. Taskiran, M. Heinze Ulrich Brenner ARD AHR Produktion dieser Seite:

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