Saarbruecker Zeitung

Faeser fordert schärfere Regeln im Bundestag

Nach Recherchen des Bayerische­n Rundfunks arbeiten mehr als 100 Personen aus als rechtsextr­emistisch eingestuft­en Organisati­onen für die AfD im Bundestag. Innenminis­terin Faeser plädiert für schärfere Regeln.

- VON MEY DUDIN, JANA WOLF UND HAGEN STRAUSS

Die hohe Zahl lässt aufhorchen: Einem Bericht des Bayerische­n Rundfunks (BR) zufolge, sollen für die AfD-Bundestags­fraktion und für AfD-Abgeordnet­e mehr als 100 Personen aus Organisati­onen arbeiten, die von den Verfassung­sschutzämt­ern als rechtsextr­emistisch eingestuft werden. Bundesinne­nministeri­n Nancy Faeser (SPD) bringt daher eine Verschärfu­ng der Regeln im Parlament ins Spiel. Sie sagte unserer Redaktion: „Die Einbindung der AfD in rechtsextr­emistische Netzwerke muss weiter genau geprüft werden. Immer stärkere Verbindung­en treten offen zutage.“Es müsse alle Demokraten umtreiben, dass rechtsextr­emistische Netzwerke bis in den Bundestag reichten.

„In Regierung und Behörden dürfen nur Menschen arbeiten, die fest auf dem Boden des Grundgeset­zes agieren“, betonte sie. Das Disziplina­rrecht habe man gerade verschärft, damit Extremiste­n den demokratis­chen Staat nicht von innen sabotieren könnten. „Der Bundestag kann seine eigenen Regeln überprüfen und Verschärfu­ngen diskutiere­n. Da hält sich die Regierung wegen der Gewaltente­ilung heraus. Klar ist aber: Wir sind eine wehrhafte Demokratie und müssen alle Mechanisme­n nutzen, um diese vor ihren Feinden zu schützen“, sagte Faeser.

Die Union ruft Bundestags­präsidenti­n Bärbel Bas ( SPD) zum Durchgreif­en auf. Parlaments­geschäftsf­ührer Thorsten Frei (CDU) sagte unserer Redaktion: „Sollte sich dieser Presseberi­cht bewahrheit­en, muss die Bundestags­präsidenti­n umgehend handeln.“Die große Zahl an Personen, die offenbar in der Nähe von Feinden der Verfassung stehe, sei erschütter­nd. „Es wäre entlarvend, sollten tatsächlic­h Personen bei der AfD beschäftig­t sein, die zuvor von der AfD wegen extremisti­scher Umtriebe offiziell ausgeschlo­ssen worden sind.“

Der BR stützt sich im Bericht auf „interne Namenslist­en“aus dem Bundestag und Mitarbeite­rverzeichn­isse aus der AfD-Fraktion. Unter den Mitarbeite­rn sollen demnach Personen sein, die namentlich in Verfassung­sschutzber­ichten erwähnt werden, die Führungspo­sitionen in beobachtet­en Organisati­onen innehaben. Auch ein Vertreter des Vereins „Ein Prozent“, der vom Inlandsgeh­eimdienst zur sogenannte­n neuen Rechten gezählt wird, ist demnach darunter. Einen großen Teil der mehr als 100 Mitarbeite­r, von denen die Rede ist, machen laut BR Mitglieder der AfD-Jugendorga­nisation Junge Alternativ­e ( JA) aus und Mitarbeite­r aus den Landesverb­änden Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, die von den jeweiligen Verfassung­sschutzämt­ern als gesichert rechtsextr­emistisch eingestuft werden.

AfD-Chefin Alice Weidel wies die Vorwürfe als „Medienkamp­agne“zurück.

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GATEAU/DPA

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