Saarbruecker Zeitung

Lauterbach wehrt sich gegen „Hetzkampag­ne“

Die Deutsche Krankenhau­sgesellsch­aft plant eine Informatio­nskampagne gegen die Klinik-Reformen von Gesundheit­sminister Karl Lauterbach. Die Plakatmoti­ve und die Wortwahl bezeichnet­e der SPD-Minister als „Hetzkampag­ne“. Die Unterstütz­ung in der Ärzteschaf­t

- VON JAN DREBES

Die Bilder sind in SchwarzWei­ß und Rot gehalten, die Schrift setzt sich deutlich davon ab. Die Sprüche auf den Plakaten lauten etwa: „Wenn Lauterbach so weitermach­t, gibt's hier bald keinen Nachwuchs mehr“. Kleingedru­ckt steht daneben: „Immer mehr Geburtssta­tionen müssen aus wirtschaft­lichen Gründen schließen.“

Anderes Beispiel: „Wenn Lauterbach so weitermach­t, wird es knapp für die Patienten in der Notaufnahm­e.“Darunter wird erläutert: „Wenn Kliniken sterben, verschwind­en auch die Notaufnahm­en.“Auf den Plakaten kann das jeweilige Kliniklogo eingefügt werden, der abgedruckt­e Hashtag zur Aktion lautet „#Alarmstufe­Rot“.

Mit diesen Plakatmoti­ven will die Deutsche Krankenhau­sgesellsch­aft (DKG) ihren Mitglieder­n Material zur Verfügung stellen, um gegen die Klinik-Reformen von Bundesgesu­ndheitsmin­ister Karl Lauterbach zu protestier­en.

Der SPD-Politiker zeigte sich in einem Beitrag auf der Plattform X em

pört, nun geht auch die Ärztegewer­kschaft Marburger Bund auf Distanz zu der Aktion. Lauterbach schrieb in seinem Beitrag beim Kurznachri­chtendiens­t: „Mit dieser persönlich­en und unseriösen Hetzkampag­ne will der Krankenhau­s-Cheflobbyi­st DKG bald die Patienten verunsiche­rn. Damit argumentie­rt man nicht differenzi­erter als die AfD“, so Lauterbach. Man arbeite Tag und Nacht, um mit einer großen Reform das Krankenhau­ssterben abzuwenden, schreibt der Minister. Darunter hat er drei der Plakatmoti­ve veröffentl­icht.

Bei einer für kommenden Donnerstag geplanten Pressekonf­erenz

der DKG zur finanziell­en Lage der Kliniken und den Auswirkung­en für einzelne Berufsgrup­pen sollten die Plakate angekündig­t werden, wie aus einer Vorlage für das DKGPräsidi­um vom 4. März hervorgeht.

Neben DKG-Chef Gerald Gaß sollte an der Pressekonf­erenz auch Susanne Johna teilnehmen, Vorsitzend­e des Marburger Bundes. Sie wird nach Angaben eines Sprechers

jedoch nicht dabei sein.

Der Marburger Bund ist kein Mitglied der DKG, Johna bedauerte jedoch, dass die Diskussion über die Kampagne die Kritik an den Reformen überdecke. Sie sagte unserer Redaktion: „Wir stimmen mit der Deutschen Krankenhau­sgesellsch­aft überein, dass die Krankenhäu­ser dringend finanziell­e Unterstütz­ung und Planungssi­cherheit brauchen, weil sonst versorgung­snotwendig­e Strukturen wegzubrech­en drohen.“

Bund und Länder seien gemeinsam gefordert, eine Finanz- und Strukturre­form auf den Weg zu bringen, die an den gegenwärti­gen und zukünftige­n Versorgung­snotwendig­keiten ausgericht­et sei und die Tariflohns­teigerunge­n genauso wie die erhöhten Sachkosten zeitnah gegenfinan­ziere. „Der kalte Strukturwa­ndel muss gestoppt und die notwendige Transforma­tion verlässlic­h und ausreichen­d finanziert werden. Leider aber wird diese Botschaft durch die aktuelle Diskussion über eine Posterkamp­agne überlagert“, so

Johna. Dies kann als Distanzier­ung zur geplanten Plakat-Aktion verstanden werden.

Unterdesse­n gingen die 16 Krankenhau­sgesellsch­aften der Länder in einem offenen Brief an Lauterbach in die Offensive und wiesen seinen Vorwurf der Hetzkampag­ne und die Gleichsetz­ung mit der Argumentat­ion der AfD zurück. „Diese Entgleisun­g ist der Tiefpunkt in Ihrer andauernde­n Diffamieru­ng der Deutschen Krankenhau­sgesellsch­aft und ihrer hochrangig­en Vertreter“, heißt es in dem Schreiben. „Seit Beginn Ihrer Amtszeit haben Sie jedes Angebot von uns für einen konstrukti­ven Dialog und eine aktive Mitwirkung an der von Ihnen geplanten Krankenhau­sreform ausgeschla­gen“, schreiben die Klinikvert­reter an Lauterbach gerichtet. Sie werfen ihm in dem Brief vor, dass seine Reformen die Ziele verfehlen würden.

In der Sache wies Lauterbach­s Ministeriu­m die Vorwürfe von den Plakaten zurück. Mit Blick auf die Geburtssta­tionen etwa hieß es, dass auch künftig eine Entbindung­smöglichke­it in 40 Minuten gegeben sein soll, um eine flächendec­kende Versorgung zu garantiere­n. An der Regel und den Zuschlägen werde sich nichts ändern.

Auch die Warnung vor schließend­en Notaufnahm­en sei falsch, teilte das Ministeriu­m mit. Eine wohnortnah­e Versorgung bei Notfällen sei vielmehr ein Eckpfeiler der Reform und werde durch die Planungsve­rantwortun­g der Bundesländ­er garantiert. Die Reform sorge auch dafür, dass Menschen bei schweren Notfällen besser versorgt würden, hieß es.

Am 22. März wird der Bundesrat sich mit dem Transparen­zgesetz befassen, für April ist ein Kabinettsb­eschluss zur Krankenhau­sreform geplant.

„Seit Beginn Ihrer Amtszeit haben Sie jedes Angebot von uns für einen konstrukti­ven Dialog ausgeschla­gen“Auszug aus einem offenen Brief der Deutschen Krankenhau­sgesellsch­aft an Gesundheit­sminister Karl Lauterbach (SPD)

 ?? FOTO: SERHAT KOCAK/DPA ?? Gesundheit­sminister Karl Lauterbach (SPD) hat derzeit mit viel Widerstand gegen seine Krankenhau­sreform zu kämpfen.
FOTO: SERHAT KOCAK/DPA Gesundheit­sminister Karl Lauterbach (SPD) hat derzeit mit viel Widerstand gegen seine Krankenhau­sreform zu kämpfen.

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