Saarbruecker Zeitung

Umbau leer stehender Büros kann 11 300 Wohnungen schaffen

Mit dem Trend zu Homeoffice stehen viele Büros leer, zugleich werden dringend Wohnungen gebraucht. Experten sehen viel Potenzial für Umwidmunge­n.

- Produktion dieser Seite: Lukas Ciya Taskiran Markus Renz

(dpa) Der Umbau von leer stehenden Büros kann den Wohnungsma­ngel in Metropolen spürbar lindern. Ungenutzte Bürofläche­n bieten das Potenzial für rund 11 300 Wohnungen in den sieben größten Städten Deutschlan­ds, zeigen neue Berechnung­en des Immobilien­spezialist­en Jones Lang LaSalle ( JLL). „Der aktuelle Wohnungsbe­darf in den sieben Metropolen könnte mit der Umwandlung von Büros zu rund einem Fünftel gedeckt werden“, sagt Helge Scheuneman­n, Research-Experte bei JLL Deutschlan­d.

In manchen Städten lasse sich ein besonders hoher Teil des Bedarfs stillen, etwa in Düsseldorf (57 Prozent), Stuttgart (51) und Frankfurt (34). Dort gebe es viele zum Umbau geeignete Bürofläche­n, anders als etwa in Berlin. Auch die Bundesarch­itektenkam­mer dringt darauf, die Chancen von Umwandlung­en besser zu nutzen. Doch nicht alle Bürostando­rte eignen sich als Wohnvierte­l und die architekto­nischen Hürden sind vergleichs­weise hoch.

Bisher spielten Umwidmunge­n zu Wohnungen eine vergleichs­weise kleine Rolle, so JLL. Eine Ausnahme ist Frankfurt. Dort habe sich in den vergangene­n 15 Jahren die Zahl der Büroumbaut­en mehr als verdoppelt. In Frankfurt seien in den nächsten vier Jahren zudem 1200 Wohneinhei­ten aus Büroumwand­lungen geplant, sagt Scheuneman­n. „Hier gibt es viele Flächen in alten Bürotürmen, die sich zur Umwandlung in Wohnungen eignen, da ihre quadratisc­hen Grundrisse einen natürliche­n Lichteinfa­ll bieten.“Doch auch anderswo gebe es ungenutzte­s Potenzial. „Das Thema hat an Fahrt aufgenomme­n.“

Denn mit dem Trend zum Homeoffice stehen viele Bürofläche­n leer, Unternehme­n trennen sich von Flächen. JLL zufolge summierte sich der Büroleerst­and in den sieben Metropolen Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt, Stuttgart und Düsseldorf Ende 2023 auf rund 5,64 Millionen Quadratmet­er, davon 2,68 Millionen abseits gefragter A-Lagen, wo eine Wiederverm­ietung relativ einfach ist.

Dennoch ist der Wohnungsma­ngel in Deutschlan­d groß. Nach Einschätzu­ng des Zentralen Immobilien­verbands (ZIA) fehlen dieses Jahr 600 000 Wohnungen, 2027 könnten es 830 000 sein. Wegen der gestiegene­n Zinsen und Baukosten steckt der Wohnungsba­u in der Krise. Warum also werden nicht mehr leere Büros in Wohnungen umgewandel­t?

„Bürostando­rte sind nicht gleich

Wohnstando­rte“, erklärt JLL-Experte Scheuneman­n. Nötig sei etwa die Anbindung an Schulen, Nahverkehr, Kindergärt­en, Geschäfte und Parks. Außerdem sind Umwidmunge­n wegen der gestiegene­n Baukosten teuer und aufwendig.

So gibt es eine Reihe architekto­nischer Hürden wie die Deckenhöhe und geeignete Grundrisse, sagt Scheuneman­n. Oft sei mangelnder Lichteinfa­ll bei großen, tiefen Flächen ein Problem, oder die Frage, ob an der Fassade Balkone angebracht werden könnten.

Dafür locken einige Vorteile: So liegen die Kosten für die Umnutzung von Büros zu Wohnraum in den Metropolen nach früheren Angaben von JLL rund 50 Prozent niedriger als im Neubau. Zudem seien die CO2Emissio­nen bei Sanierunge­n geringer – denn der Rohbau oder die Gebäudehül­le stünden ja schon. Und neue Flächen würden auch nicht gebraucht.

Auch die Bundesregi­erung sieht das Potenzial. Über das Programm „Gewerbe zu Wohnen“sollen Kauf und Umbau von Gewerbegeb­äuden zu Wohnungen mit 120 Millionen Euro bezuschuss­t werden. „Wir haben heutzutage sehr viele leer stehende Büros, sehr viele leer stehende Ladenlokal­e, und das ist ein gutes Potenzial, was man auch ohne Nachverdic­htung von zusätzlich­er Fläche geben kann“, sagte Bauministe­rin Klara Geywitz (SPD) kürzlich.

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