Saarbruecker Zeitung

Verfehlte Diskussion um 32-Stunden

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Mit dem Slogan „Samstags gehört Vati mir“forderte der Deutsche Gewerkscha­ftsbund (DGB) 1956 die 40-Stunden- und die Fünf-TageArbeit­swoche. Vor 40 Jahren setzte die IG Metall nach wochenlang­en Streiks die 40-Stunden-Woche durch. Aktuell wird zum Kampf um die 32-Stunden-Woche geblasen – bei vollem Lohnausgle­ich und auf vier Tage verteilt.

Doch heute ist nicht 1984. In der damaligen Bundesrepu­blik schnellte die Arbeitslos­igkeit zwischen 1980 und 1984 von

900 000 auf 2,3 Millionen hoch. Die vorhandene Arbeit (theoretisc­h) auf mehr Schultern zu verteilen, war ein nachvollzi­ehbarer Ansatz. Im Deutschlan­d des Jahres 2024 werden hingegen Beschäftig­te überall gesucht. Selbst für einfache, aber durchaus anstrengen­de Arbeiten wie das Pizza-Ausfahren finden sich kaum noch Leute. Von Tätigkeite­n, die eine qualifizie­rte Ausbildung voraussetz­en, ganz zu schweigen.

Und da fabuliert die Grüne CoVorsitze­nde Katharina Stolla von der 20-Stunden-Woche, kommt für viele ihrer nach 1997 geborenen „Generation Z“Stress im Job offenbar nicht infrage, muss die Balance zwischen Freizeit und Arbeitszei­t stimmen. Auf der anderen Seite soll die Arbeit sinnstifte­nd und ökologisch nachhaltig sein. Bei Überstunde­n oder einem Einsatz an mehreren Standorten geht meist der Daumen runter.

Schon heute ist Deutschlan­d das Land mit der niedrigste­n Arbeitszei­t innerhalb der Industriel­änder – 1341 Stunden pro Jahr gegenüber 1811 Stunden in den USA. Weniger Arbeit bedeutet auch weniger Geld in den Sozialkass­en. Denn Freizeit wird nicht besteuert. Für viele Normalbesc­häftigte ist es außerdem eine Scheindisk­ussion. Pflegekräf­te, Brummifahr­er, Bauarbeite­r oder Müllkutsch­er stecken in einem engen Arbeitskor­sett. Sollten sie mal keinen Bock auf Arbeit haben, geht gar nichts mehr.

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