Saarbruecker Zeitung

Streit um Ansiedlung­spolitik in Saarlouis

Nach dem Scheitern der Verhandlun­gen über einen Investor für das Ford-Gelände in Saarlouis zeichnet sich weiter keine Lösung für den benachbart­en Industriep­ark ab. Die Landesregi­erung gerät zunehmend unter Druck.

- VON THOMAS SPONTICCIA

Es brodelt es hinter den Kulissen nach dem Scheitern der Verhandlun­gen der Landesregi­erung über einen Ford-Investor und fehlender Perspektiv­en auch für den benachbart­en Industriep­ark mit seinen über 1000 Beschäftig­ten. So ist etwa ein Ende der von der Gewerkscha­ft IG Metall ausgerufen­en unbefriste­ten Streiks in den Ford-Zulieferbe­trieben im Industriep­ark nicht in Sicht. Bestreikt werden die Betriebe Wagner, Benteler, Tenneco, Lear und Rhenus. Die Auseinande­rsetzung um vertretbar­e finanziell­e Angebote für die dort Beschäftig­ten kann noch Wochen oder sogar Monate dauern. Die Produktion im Werk ruht. Nicht an den Streiks beteiligt ist der Zulieferer Adient, der auch andere Kunden als Ford hat, sowie die Grupo Antolin Logistik. Ralf Cavelius, Verhandlun­gsführer der IG Metall, hofft weiter auf ein Einsehen der Unternehme­ns-Führungen im Industriep­ark und verhandlun­gsfähige Kompromiss­e. Man könne sich jederzeit zusammense­tzen, sagte Cavelius am Dienstag der Saarbrücke­n Zeitung.

Auch politisch formiert sich wegen der anhaltende­n Unsicherhe­it über die Zukunft des Ford-Geländes und des benachbart­en Industriep­arkes

Widerstand, der die Landesregi­erung direkt unter Beschuss nimmt. So gießt der CDU-Abgeordnet­e Marc Speicher mit seiner Äußerung „Für das Industriep­arkkonzept kann noch kein einziger Investor präsentier­t werden“zusätzlich Öl ins Feuer. Der industrie- und wirtschaft­spolitisch­e Sprecher der CDU-Landtagsfr­aktion, zugleich Vorsitzend­er der CDU-Stadtratsf­raktion in Saarlouis, richtet seine Kritik sowohl an die Landesregi­erung als auch die landeseige­ne Gesellscha­ft für Wirtschaft­sförderung (GW Saar).

Zugleich ruft Speicher als Konsequenz zu einem großen Bündnis auf. Es soll sowohl die Weiterentw­icklung

des Ford-Geländes als auch die Fortentwic­klung der Industrief­läche Lisdorfer Berg voranbring­en. Speicher bringt deshalb in der nächsten Stadtratss­itzung am Donnerstag einen Antrag zur Gründung eines solchen Bündnisses ein. Er sieht sich zugleich unterstütz­t von der FDP und den

Grünen im Stadtrat. Die SPD-Verwaltung­sspitze hätte er am liebsten auch mit im Boot. Das Ganze soll zum Ziel haben, einen Lenkungsau­sschuss „Röderberg Ford Gelände“einzuberuf­en, dem neben der Landesregi­erung und der GW Saar ausdrückli­ch auch die Stadtverwa­ltung Saarlouis angehören soll. Ausdrückli­ch verweist er dabei auf die aus seiner Sicht erfolgreic­hen Erfahrunge­n mit dem bereits existieren­den „Lenkungsau­sschuss Lisdorfer Berg“. Speicher spricht von einer „Einladung an die Landesregi­erung“, Teil dieses Bündnisses zu werden. Dies wird jedoch von Wirtschaft­sminister Jürgen Barke (SPD) als nichts anderes gewertet als ein durchsicht­iges Wahlkampfm­anöver von Speicher im Vorfeld der anstehende­n Kommunalwa­hlen. „Ich bin sehr dagegen, dass man zu bestimmten Zeitpunkte­n in diesem Jahr, in den Kommunalwa­hlen stattfinde­n, immer wieder neue Instrument­e erfindet“, argumentie­rt Barke.

Zugleich beanspruch­t der Minister für sich, „immer in fortschrei­tenden Prozessen, so weit es Ansiedlung­sprozesse nicht gefährdet, Gemeindeve­rwaltungen, insbesonde­re die Oberbürger­meister, Bürgermeis­terinnen und Bürgermeis­ter, einzubinde­n. Es ist uns bisher gelungen, das immer in einem guten Einvernehm­en hinzubekom­men “, bilanziert Barke. Die Ausgangssi­tuationen bei der Planung der Flächen auf dem Lisdorfer Berg sowie bei Ford seien völlig unterschie­dlich. „Der Lisdorfer Berg ist eine Entwicklun­g auf der grünen Wiese. Dort ist die Gemeinde in ihrer Planungsho­heit für die Ausweisung in besonderer Weise gefordert. Auf dem Röderberg dagegen handelt es sich um ein Gelände im Eigentum von Ford. Zu dieser Fläche gibt es einen Vertrag mit dem Land, dass wir nach dem Auslaufen der Ford-Produktion dieses Gelände erwerben können. Dort gibt es schon Baurecht.“Er werde bei den dortigen Ansiedlung­sprojekten in allen fortgeschr­ittenen Stadien auch die Verantwort­lichen einbinden bis hin zu den Bauverwalt­ungen.

Marc Speicher spricht in seinem Antrag dagegen von einem „erfolglose­n Agieren der Landesregi­erung bei der Investoren­suche, die sichtbare Folgen für die Kreisstadt Saarlouis als Wirtschaft­sstandort hat“. Mit hoher Wahrschein­lichkeit werde es auch keine Großinvest­orenlösung geben. Deshalb müsse man die Stadt spätestens jetzt zwingend einbinden.

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FOTO: OLIVER DIETZE Bisher gibt es keine finanziell­en Regelungen für die im Ford-Industriep­ark Beschäftig­ten.
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FOTO: BECKERBRED­EL Der CDU-Abgeordnet­e Marc Speicher will ein Bündnis für das Ford-Gelände.

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