Ewald Becker: Eine „Institution“tritt ab
Diesen Mann kennen viele Leute, und er kennt sie: Ewald Becker geht jetzt auch als Dirigent des Riegelsberger Kammerorchesters in Ruhestand. Seine Weggefährten sind zahlreich.
„De Ewald“, den muss man kennen: Das war schon zu seinen Studienzeiten an der damaligen Hochschule für Musik und Theater so. Und wer ihn kennt, der kann nicht anders, als ihn zu mögen und – wenn man das Zeug dazu hat – mit ihm musizieren zu wollen.
Generationen von Schülerinnen und Schülern hat er die Orchesterbasis und viele unvergessliche Probe- und Konzerterlebnisse vermittelt. Die tiefsten Spuren seines musikpädagogischen Wirkens hat er in Saarbrücken hinterlassen, zuerst am Ludwigsgymnasium und in den letzten 24 Dienstjahren im Gymnasium am Schloss, wo er an der Einführung des Musikzweigs maßgeblich beteiligt war.
Dazwischen lag eine Station an der Deutschen Schule Den Haag. Dort wurde der Horizont sicher geweitet. Aber den Ur-Saarländer zog es zurück in die Heimat, wo er dann
20 Jahre das Saarländische Schülerorchester leitete, gewissermaßen das Vororchester des LJO.
Mit der Repertoire-Auswahl die Ensembles fordern, aber nicht überfordern, sorgfältige Gestaltung an musikalischen Details und musikantische Spielfreude, das sind die
wichtigsten Zutaten zum Rezept von Beckers Arbeit mit Amateurorchestern. „Einer Minute Musik im Konzert gehen zwei Stunden Probenarbeit voraus“, ist seine Faustregel.
Dass sich dabei seine pädagogischen Ansprüche nicht nur auf die Musik beschränken, davon zeugt
folgende Anekdote: Ein heute recht bekannter saarländischer Musiker wurde von Becker zusammen mit einem „Mittäter“von einer Fahrt mit dem Schulorchester nach Hause geschickt, nachdem sich die beiden eines üblen Mobbingakts schuldig gemacht hatten. Bei einem zufälligen Zusammentreffen Beckers mit dem Ex-Schüler Jahrzehnte später äußerte sich dieser vor dem Ensemble, das er jetzt leitet, dazu so: „Dieser Mann hat mich damals nach Hause geschickt, als ich mich fürchterlich daneben benommen hatte. Er hat mir damit sehr geholfen und ich bin ihm heute dafür dankbar.“
Vor 15 Jahren übernahm Becker dann die Leitung des Riegelsberger Kammerorchesters, eines der wenigen langlebigen ambitionierten Laienensembles im Saarland, führte es mit abwechslungsreichen Programmen durch jährlich zwei bis vier Konzerte – auch durch den absoluten Tiefpunkt, die Pandemie. Aber der Corona-Zwangspause stehen im Rückblick viele Highlights entgegen, darunter die Auftritte mit namhaften Solisten mit Wurzeln im oder Bezug zum Saarland wie Robert Franck, Ulricke Dierick oder Wolfgang Mertes.
Nun zollt der 73-Jährige mehr der Gesundheit als dem Alter Tribut und gibt die Leitung des Orchesters ab. Für ihn durchaus ambivalent. Mit trockenem Humor resümiert der Dirigent, der Mädchen für alles ist: „Wenn ich noch mal leben würde, würde ich alles genauso machen. Außer Noten sortieren.“
Zu seinen Verdiensten bei den Riegelsbergern zählt sicher auch, dass sich das Orchester in letzter Zeit sicht- und hörbar deutlich verjüngt hat. Das Gros bilden ambitionierte Laien, die mitten im Berufsleben stehen. Aber etliche junge Studentinnen und ein Bratscher, der sogar noch zur Schule geht, senken den Altersschnitt. Mehrere pensionierte Orchesterprofis helfen zudem dabei, dass Intonation und Präzision stimmen.
Seine Nachfolge bei den Riegelsbergern ist zwar geregelt, aber „de Ewald wird fehlen, als Leiter und als Mensch“, wie David Bronder, Zweiter Geiger, meint, dem die wöchentlichen Proben „so viel Spaß“machen, dass er sich jedes Mal darauf freut. „Eine Ära geht zu Ende“, ist das Fazit des Vereinsvorsitzenden und Bassisten Armin Ziegler, der den „großen persönlichen Einsatz“und Beckers Geschick hervorhebt, mit interessanten Programmen eine musikalische Arbeit lebendig zu machen, die irgendwo zwischen Profiund Laienensemble anzusiedeln sei.
„Wenn ich nochmal leben würde, würde ich alles genauso machen. Außer Noten sortieren.“Ewald Becker
Ewald Beckers Abschiedskonzert findet am Sonntag, 17. März, um 17 Uhr in der katholischen Kirche St. Josef, Kirchstraße 28 in Riegelsberg, statt. Auf dem Programm dieses Passionskonzerts steht dann Haydns „Die sieben letzten Worte unseres Erlösers am Kreuze“. Der Eintritt kostet 9 Euro, ermäßigt 6 Euro.