Stadt verpasst „Karli“neuen Glanz
Ein Kunstwerk von Alexander Karle steht vor dem Haupteingang der Saarbrücker Europa- Galerie. Nun wird die Skulptur namens „ Karli“saniert.
Menschen sitzen gern hier, nutzen die Podeste bei Demonstrationen als Erhöhung für die Redner, warten auf andere, treffen sich hier oder nutzen den Platz, sich im Sommer auch mal hinzulegen. Die Rede ist von den zwei kreisrunden Podesten vor dem Haupteingang der Europa-Galerie in der Reichsstraße, die nicht einfach zur Stadtmöblierung gehören und größere Ruhebänke sind, sondern vor 14 Jahren vom Saarbrücker Künstler Alexander Karle geschaffen wurden.
Vorher gab es an der Stelle einen Brunnen, für den wurde Ersatz gesucht. Karle hatte die Idee, die beiden runden Podeste zu errichten und die Menschen, die dort verweilen, zum Bestandteil seiner Kunst werden zu
„Da hat sich der Plastikmüll von 14 Jahren angesammelt. Alles wurde zwischen die Hölzer gedrückt, das war die reinste Zeitkapsel.“Alexander Karle Künstler aus Saarbrücken
lassen. „So verändert sich die Skulptur ständig. Die Menschen werden Teil der künstlerischen Arbeit“, sagt Karle, den es fasziniert, wenn Passanten an den Podesten innehalten – aus welchem Grund auch immer. In diesem Moment werden sie für ihn zum vergänglichen Bestandteil seiner Skulptur – eine netter Gedanke, den aber nur versteht, wer die Vorgeschichte kennt.
Das soll anders werden, denn das Kunstwerk wird umfangreich saniert und bekommt eine erklärende Be
schilderung. „Nach 14 Jahren wird meine Arbeit zum ersten Mal erneuert – endlich“, sagt Karle, der ein wenig mitgearbeitet hat, als die Holzplanken der Sitzflächen demontiert wurden: „Da hat sich der Plastikmüll von 14 Jahren angesammelt. Alles wurde zwischen die Hölzer gedrückt, das war die reinste Zeitkapsel. Auch Geld haben wir gefunden und ein kleines Stück Wiese“, sagt Karle.
Er freue sich sehr, dass man die Holzaufbauten erneuert, den Unterbau etwas optimiert und lobt die
Stadt, die sein Kunstwerk pflege und erhalte. „Die Stadt setzt aus Kostengründen eigene Mitarbeiter von Bauhof und Grünamt ein. Die arbeiten fachmännisch und mit großer Sorgfalt“, lobt Karle. Teils würden Bretter wiederverwendet. Er sehe seine Arbeit gewürdigt und freue sich auch über die geplante Bodentafel, die den Menschen helfen werde, zu verstehen, dass die beiden runden Körper vor der Europa-Galerie eben nicht nur Sitzbänke unter freiem Himmel sind.
Künstler Alexander Karle ist in Saarbrücken kein Unbekannter. Ob er Pfefferminztee in der Lebacher Straße anbaut oder Kartoffeln an Malstatter Straßen anpflanzt – ihn fasziniert der öffentliche Raum. Der Meisterschüler von Georg Winter und Absolvent der Kunsthochschule machte auch schon Liegestütze auf dem Altar der Basilika St. Johann – mit einem glimpflich für ihn ausgegangenen Strafverfahren.
Die Skulptur „Karli“vor der Europa-Galerie wurde am 24. November 2010 eingeweiht. Im Nauwieser Viertel ziert ein weiteres Karle-Werk den Saarbrücker Art Walk, eine FreiluftGalerie aus großformatigen Kunstwerken. Trotzdem sei „Karli“eines seiner liebsten Werke: „Ich wette, dass es kaum ein Kunstwerk in der Region gibt, mit dem mehr Menschen in Berührung kommen – und sei es mit dem Hintern.“