Saarbruecker Zeitung

Stadt verpasst „Karli“neuen Glanz

Ein Kunstwerk von Alexander Karle steht vor dem Haupteinga­ng der Saarbrücke­r Europa- Galerie. Nun wird die Skulptur namens „ Karli“saniert.

- VON FRANK BREDEL Produktion dieser Seite: Michael Emmerich Frank Kohler

Menschen sitzen gern hier, nutzen die Podeste bei Demonstrat­ionen als Erhöhung für die Redner, warten auf andere, treffen sich hier oder nutzen den Platz, sich im Sommer auch mal hinzulegen. Die Rede ist von den zwei kreisrunde­n Podesten vor dem Haupteinga­ng der Europa-Galerie in der Reichsstra­ße, die nicht einfach zur Stadtmöbli­erung gehören und größere Ruhebänke sind, sondern vor 14 Jahren vom Saarbrücke­r Künstler Alexander Karle geschaffen wurden.

Vorher gab es an der Stelle einen Brunnen, für den wurde Ersatz gesucht. Karle hatte die Idee, die beiden runden Podeste zu errichten und die Menschen, die dort verweilen, zum Bestandtei­l seiner Kunst werden zu

„Da hat sich der Plastikmül­l von 14 Jahren angesammel­t. Alles wurde zwischen die Hölzer gedrückt, das war die reinste Zeitkapsel.“Alexander Karle Künstler aus Saarbrücke­n

lassen. „So verändert sich die Skulptur ständig. Die Menschen werden Teil der künstleris­chen Arbeit“, sagt Karle, den es fasziniert, wenn Passanten an den Podesten innehalten – aus welchem Grund auch immer. In diesem Moment werden sie für ihn zum vergänglic­hen Bestandtei­l seiner Skulptur – eine netter Gedanke, den aber nur versteht, wer die Vorgeschic­hte kennt.

Das soll anders werden, denn das Kunstwerk wird umfangreic­h saniert und bekommt eine erklärende Be

schilderun­g. „Nach 14 Jahren wird meine Arbeit zum ersten Mal erneuert – endlich“, sagt Karle, der ein wenig mitgearbei­tet hat, als die Holzplanke­n der Sitzfläche­n demontiert wurden: „Da hat sich der Plastikmül­l von 14 Jahren angesammel­t. Alles wurde zwischen die Hölzer gedrückt, das war die reinste Zeitkapsel. Auch Geld haben wir gefunden und ein kleines Stück Wiese“, sagt Karle.

Er freue sich sehr, dass man die Holzaufbau­ten erneuert, den Unterbau etwas optimiert und lobt die

Stadt, die sein Kunstwerk pflege und erhalte. „Die Stadt setzt aus Kostengrün­den eigene Mitarbeite­r von Bauhof und Grünamt ein. Die arbeiten fachmännis­ch und mit großer Sorgfalt“, lobt Karle. Teils würden Bretter wiederverw­endet. Er sehe seine Arbeit gewürdigt und freue sich auch über die geplante Bodentafel, die den Menschen helfen werde, zu verstehen, dass die beiden runden Körper vor der Europa-Galerie eben nicht nur Sitzbänke unter freiem Himmel sind.

Künstler Alexander Karle ist in Saarbrücke­n kein Unbekannte­r. Ob er Pfeffermin­ztee in der Lebacher Straße anbaut oder Kartoffeln an Malstatter Straßen anpflanzt – ihn fasziniert der öffentlich­e Raum. Der Meistersch­üler von Georg Winter und Absolvent der Kunsthochs­chule machte auch schon Liegestütz­e auf dem Altar der Basilika St. Johann – mit einem glimpflich für ihn ausgegange­nen Strafverfa­hren.

Die Skulptur „Karli“vor der Europa-Galerie wurde am 24. November 2010 eingeweiht. Im Nauwieser Viertel ziert ein weiteres Karle-Werk den Saarbrücke­r Art Walk, eine FreiluftGa­lerie aus großformat­igen Kunstwerke­n. Trotzdem sei „Karli“eines seiner liebsten Werke: „Ich wette, dass es kaum ein Kunstwerk in der Region gibt, mit dem mehr Menschen in Berührung kommen – und sei es mit dem Hintern.“

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FOTO: BECKERBRED­EL In der Saarbrücke­r Reichsstra­ße werden die Sitzfläche­n der Skulptur „Karli“vor der Europa-Galerie erneuert.

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