Saarbruecker Zeitung

Buschmann geht gegen Bürokratie­last vor

Änderungen gibt es unter anderem bei der Meldepflic­ht in Hotels und bei Betriebsko­stenabrech­nungen.

- VON BIRGIT MARSCHALL UND HAGEN STRAUSS

Die Bundesregi­erung hat mehrere neue Maßnahmen zum Bürokratie­abbau auf den Weg gebracht. Das Entlastung­svolumen des Gesetzentw­urfs von Justizmini­ster Marco Buschmann (FDP) für die Wirtschaft wird auf fast eine Milliarde Euro pro Jahr beziffert.

Konkret soll für deutsche Staatsange­hörige in Hotels die Meldepflic­ht entfallen, zudem sollen Buchungsbe­lege künftig nur acht statt zehn Jahre aufbewahrt werden müssen. Auch sollen Betriebsko­stenabrech­nungen digitalisi­ert werden. Reisende sollen künftig die Option bekommen, bei der Flugabfert­igung Reisepässe digital vorzuzeige­n. Durch die Verkürzung der Aufbewahru­ngsfrist für Buchungsbe­lege wird ein Steuerausf­all von 200 Millionen Euro erwartet, 89 Millionen entfallen auf den Bund.

Zusammen mit weiteren Maßnahmen der Ampel-Regierung soll das Entlastung­svolumen für Unternehme­n insgesamt bei rund fünf Milliarden Euro pro Jahr liegen, so Buschmann. Die starke Bürokratie­last ist aus Sicht der Wirtschaft­sverbände eines der größten Investitio­nshemmniss­e. Besserung hat die Wirtschaft bisher nicht ausgemacht.

Buschmann zeigte denn auch Verständni­s für kritische Stimmen aus der Wirtschaft, denen das neue geplante Gesetz zum Bürokratie­abbau nicht weit genug geht. Trotz der geplanten Entlastung­en hätten „die Menschen in der Wirtschaft recht, weil wir haben es natürlich in Deutschlan­d bei der Bürokratie zu einer Weltmeiste­rschaft gebracht“, sagte der FDP-Politiker am Mittwoch. „Das ist so ein bisschen, wie wenn man sich über Jahre so einen Bauch an Bauchspeck anfrisst, den kriegt man nicht über Nacht mit einem Knopfdruck weg. Aber wir müssen ja mal anfangen. Und der erste Schritt, den wir jetzt gemacht haben, ist schon ganz beachtlich.“

Sein Bürokratie­entlastung­spaket, das zwei weitere Gesetzentw­ürfe enthalten werde, sei das größte, „das es je in der Geschichte dieses Landes gab“, so Buschmann. Man müsse aber nicht nur Bürokratie abbauen, sondern dürfe auch keine neue aufbauen. Das sei auch Aufgabe der Europäisch­en Union.

Der Richterbun­d (DRB) forderte Buschmann auf, auch in seinem Bereich für Bürokratie­abbau zu sorgen. DRB-Bundesgesc­häftsführe­r Sven Rebehn sagte unserer Redaktion: „Es ist richtig, dass die Ampelkoali­tion das Bürokratie-Dickicht für die Wirtschaft lichten will. In seinem eigenen Zuständigk­eitsbereic­h tut der Bundesjust­izminister leider eher das Gegenteil.“Das Cannabisge­setz etwa „entpuppt sich als Bürokratie­monster“, so der Richterbun­d. „Den Strafproze­ss will der Justizmini­ster mit überflüssi­gen Aufzeichnu­ngs- und Protokollp­flichten noch schwerfäll­iger machen, gegen Schwarzfah­rten in Bussen und Bahnen soll nach Buschmanns Plänen künftig eine neue Bußgeld-Bürokratie mit Knöllchen einschreit­en“, beklagte er.

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