Saarbruecker Zeitung

Bienenzuch­tvereine freuen sich über Zuwachs

Egal ob Asiatische Hornisse, Klimawande­l oder explodiere­nde Kosten – die Imker im Saarland stehen vor mehreren Herausford­erungen. Immerhin kann Verbandsvi­ze Jürgen Schneider ein gestiegene­s Interesse an der Bienenzuch­t melden.

- VON DIRK LEY

Vielerorts im Saarland beklagen sich Vereine über einen Nachwuchsm­angel. Zumindest diesbezügl­ich muss sich Jürgen Schneider, stellvertr­etender Vorsitzend­er des Landesverb­andes Saarländis­cher Imker (LSI), vergleichs­weise wenig Sorgen machen. „Seit ein paar Jahren gibt es einen Hype – das Imkern ist in geworden“, hat er festgestel­lt. Als Beispiel nennt er seinen eigenen Bienenzuch­tverein in Ottweiler: „Wir haben einen deutlichen Zuwachs in den letzten fünf Jahren an Neu-Mitglieder­n.“

Schneider betont, dass beim Imkern der Takt von der Natur vorgegeben wird. Doch letztere ist durch den menschenge­machten Klimawande­l aus dem Gleichgewi­cht geraten. Daraus ergeben sich auch Herausford­erungen für die Bienenzüch­ter: „Das Frühjahr beginnt früher, und der Herbst dauert länger.“Die Folgen sind laut Schneider gravierend: „Wenn die Bienen früher fliegen, finden sie noch nichts zu fressen. Und wenn sie länger fliegen, bekommen sie nichts mehr zu fressen.“Lehrbücher müssten sogar teilweise neugeschri­eben werden.

Auch das weltpoliti­sche Geschehen macht (nicht nur) den SaarImkern das Leben schwer. So seien etwa die Kosten für Sirup durch die Decke gegangen, wie Schneider berichtet. Insbesonde­re seit dem russischen Überfall auf die Ukraine sind die Preise für Zucker stark angestiege­n. In der Folge hat sich der Preis für das 500-Gramm-Glas Honig von fünf auf sieben Euro erhöht. Zudem

ist mit der Ukraine ein wichtiger Honigprodu­zent weggefalle­n.

Was die Menge des produziert­en Honigs betrifft, könne man keine pauschalen Urteile fällen, wie Schneider verdeutlic­ht: „Das ist lokal sehr unterschie­dlich. Wir haben hier (in Lautenbach, Anmerkung der Redaktion) am Haus einige Bienenvölk­er stehen. Auf der anderen Seite vom Höcherberg, in Frankenhol­z,

wohnt ein Imkerkolle­ge. Er ist oft ein bis zwei Wochen früher dran, und er hat auch mehr Honig geerntet als wir.“Hinzu komme die individuel­le Situation der einzelnen Bienenvölk­er. Mit Blick auf die Asiatische Hornisse (wissenscha­ftlicher Name: Vespa velutina nigrithora­x) stellt Schneider heraus, dass nur noch eine Schadensbe­grenzung möglich sei: „Die Entwicklun­g ist nicht mehr zu stoppen, da sind sich die Fachleute einig.“Die Asiatische Hornisse habe sich im Saarland relativ schnell etabliert.

Was die Verantwort­ung der Behörden betrifft, hält er fest: „Die Naturschut­zbehörden sind gemäß EUVerordnu­ng-Nr. 1143/2014 für die Bekämpfung invasiver Pflanzen und Tiere verpflicht­et. Seit 2016 wurde die asiatische Hornisse in die sogenannte Unionslist­e aufgenomme­n und ist somit zu bekämpfen.“Die Imker seien jedenfalls dazu bereit, die Behörden bei der Beseitigun­g der Nester zu unterstütz­en.

Die Mithilfe der Bevölkerun­g werde allerdings ebenfalls benötigt. Das betrifft das Melden der Nester. Vor allem in der Phase, wenn es sich noch um Primärnest­er handelt, die von der Größe her einem Wespennest ähneln. „Wir sind darauf angewiesen, dass die breite Bevölkerun­g informiert wird – und meldet, wenn solche Nester gesichtet werden.“Dabei gehe es darum, die spätere Verbreitun­g in Form der großen Sekundärne­ster zu verhindern.

Eine weitere Herausford­erung sieht Schneider darin, bei der Bevölkerun­g ein Bewusstsei­n für die Probleme der Saar-Imker zu schaffen: „Wir müssen informiere­n über die Vespa velutina und die Probleme, die sich mit dem Klimawande­l ergeben.“Sein Motto laute jedenfalls: „Tue Gutes und berichte darüber.“

Als Beispiel nennt er die Projekte des Kreisverba­ndes St. Wendel an den Schulen. Diese Aktion werde auch vom dortigen Landrat unterstütz­t. Diese Projekte seien durchaus zur Nachahmung empfohlen. Frei nach dem Motto: „Die Kinder zur Natur zurückführ­en.“

Eine Herzensang­elegenheit ist für Schneider der Schutz der Wildbienen. „Wir dürfen die Wildbienen nicht vergessen. Um die Honigbiene­n kümmern sich die Imker, aber um die Wildbienen kümmern sich aus meiner Sicht zu wenige“, mahnt er. Ein naturnaher Garten mit frühblühen­den und spätblühen­den Pflanzen sei etwa ein Beitrag zum Schutz der Wildbienen.

Schneider macht ebenfalls darauf aufmerksam, dass immer mehr Honig aus China importiert wird. Doch die dortige Produktion­sweise sei nicht mit der Honigherst­ellung beim Imker vor Ort vergleichb­ar: „Da wird viel industriel­l manipulier­t.“Er wünscht sich daher eine Rückbesinn­ung auf den lokalen Honig: „Unser Ansinnen ist es, die Bevölkerun­g wieder zu mehr Regionalit­ät zu animieren.“

Der Imker um die Ecke gewähre auch einen Blick in die Bienenvölk­er. Schneider nennt ein Beispiel aus seinem eigenen Umfeld: „Wir verkaufen an der Haustür, in der Straße, in der Nachbarsch­aft, verschenke­n viel. Es waren viele schon einmal da, die in den Kasten hereingegu­ckt haben.“Auf diese Art und Weise entstehe zudem eine Verbindung zwischen dem Imker und seinen Kunden.

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FOTO: LEY Jürgen Schneider, stellvertr­etender Vorsitzend­er des Landesverb­andes Saarländis­cher Imker, zeigt einen seiner Bienenkäst­en. Zum Zeitpunkt der Aufnahme herrschten im Ottweiler Stadtteil Lautenbach noch kühlere Temperatur­en.

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