Saarbruecker Zeitung

Vor dem Alten Rathaus geht’s voran

In der Völklinger City macht die Baustelle jetzt Fortschrit­te – manche sind mit bloßem Auge erkennbar, andere verbergen sich unter der Erde. Und das Regenwette­r hat die Verantwort­lichen zum Umplanen gezwungen.

- VON BRIAN-TIMMY ERBE

Vor dem Alten Rathaus soll in der Stadt Völklingen ein Platz entstehen, der das Stadtbild verschöner­t und das historisch­e Gebäude besser in Szene setzt. Das Bauprojekt, zunächst mit Verzögerun­g gestartet, ist jetzt voll im Gange. Wie der rote Teppich zur Gala soll der neue Platz zum Rathaus zeigen. Neben verkehrsfr­eien Flächen zwischen dem Alten Rathaus und dem neuen Modepark Röther soll aber auch weiterhin der Pkw- und BusVerkehr fließen können.

Die Neugestalt­ung des Platzes muss der Stadt sehr am Herzen liegen. Dieser Gedanke schießt mir durch den Kopf, während ich mir mehr schlecht als recht einen Weg über den matschigen Boden der noch unscheinba­r wirkenden Baustelle bahne. Denn nicht jeden Tag wird man bei der Besichtigu­ng eines Bauprojekt­s von der Oberbürger­meisterin persönlich begrüßt. Erstaunt bin ich auch von der großen Truppe, die Oberbürger­meisterin Christine Blatt (SPD) mitgebrach­t hat. Michael Zimmer, Fachdienst­leiter Stadtplanu­ng und Entwicklun­g, Kerstin Clement vom städtische­n Fachdienst Straßen-, Brücken und Kanalbau, Baustellen­leiter Fabio Wagner von der Garten- und Landschaft­sbaufirma Kempf 3 und Bauleiter Sven Kessler vom Planungste­am Jakobs Gänssle sind vor Ort. Ich als Volontär gerate angesichts so viel geballter Expertise erst mal ins Schwitzen.

Mein umherschwe­ifender Blick fällt zwangsläuf­ig auf das einzige Stück Grün, das aus der Wüste an Baustellen­braun herausstic­ht. Was hat es damit auf sich? Kerstin Clement kennt die Antwort: „Vor zwei oder drei Wochen haben wir dort, bei der Baustellen­phase 1, den Rollrasen eingebaut. Schon im November waren die Bäume geliefert und gepflanzt worden. Vielleicht sind sie sogar schon ein kleines Stück gewachsen.“

Vier junge Feldahornb­äume stehen bisher. Die sollen später mal bis zu zwölf Meter hoch werden und eine kegel- bis eiförmige Krone bekommen. Mehr als kahle Äste sieht man im Moment allerdings noch nicht – was man den Laubbäumen in dieser Jahreszeit aber gern verzeiht. Mit Bäumen soll es auf der Baustelle auch weitergehe­n. Und zwar direkt vor dem Gehsteig zum Modepark Röther: „Seit November haben wir hier weitere Baumbeete gebaut und vorbereite­t. Da werden jetzt um Ostern herum die weiteren Bäume gepflanzt“, schildert Kerstin Clement.

Die nun anstehende­n Baumpflanz­ungen scheint mir nicht wirklich viel Arbeit zu sein? Schnell zerlegt Bauleiter Kessler meine naive Vorstellun­g von „Loch buddeln – Baum

rein – Loch zu“. So ein „Loch“, Baumgrube genannt, müsse nämlich wie ein Blumenkast­en funktionie­ren. Das Wasser soll bis auf ein gewisses Maß ansteigen, aber dann auch ablaufen können. Dafür sei es nötig, die Baumgrube mit einem Substrat aus Lavagestei­n und Kompost zu füllen. Das gibt ganz nebenbei den Wurzeln auch ausreichen­d Raum, um gut wachsen zu können. Und so eine Baumgrube ist, wie ich feststelle­n darf, mehr als schaufelgr­oß. Genau genommen 35 Meter lang, vier Meter breit und 1,50 Meter tief.

Unser Gespräch wird immer mal wieder von Baggergerä­uschen unterbroch­en. Gut so. Gruben dieser Größenordn­ung würde wohl niemand per Hand ausheben wollen.

Jetzt wird mir auch klar, warum in der schon angelegten, im sichtbaren Bereich eher klein wirkenden Grünfläche doch viel Arbeit steckt: Die wirkliche Leistung liegt unter der Erde verborgen. Die Bäumchen danken. Die Stadtkasse weniger: „So ein Aufwand hat natürlich seinen Preis. Pro Baumstando­rt kann man heute mit 11 500 Euro rechnen“, betont Michael Zimmer. Gefördert wird die Baumpflanz­ung von Land und Bund.

Aber nicht nur das umweltbewu­sste Pflanzen von Bäumen hat seine Tücken. Auch das Wetter hat der Baustelle vor dem Alten Rathaus ordentlich zugesetzt: „Wir haben Arbeiten, die in guten Witterungs­perioden stattfinde­n müssen. Weil wir einen ziemlich verregnete­n Herbst und Winter hatten, mussten wir schauen, dass die Ausfallzei­ten minimal bleiben. Also haben wir wetterunkr­itischere Arbeiten vorgezogen“, erklärt Michael Zimmer. Kerstin Clement nennt ein Beispiel: „Die Reihe an Baumstando­rten vor dem Modepark war eigentlich Teil vom vierten Bauabschni­tt. Jetzt ha

ben wir das wegen des Wetters vorgezogen. Wenn wir dann im vierten Bauabschni­tt direkt vor der Fassade vom Modepark arbeiten, können wir Zeit sparen.“Also jetzt umplanen, um dem Modepark möglichst wenig Kundenverk­ehr zu nehmen.

Wenn man umdisponie­rt, bleiben natürlich andere Dinge auf der Strecke. Eigentlich war geplant, nach den Osterferie­n in den zweiten Bauabschni­tt überzugehe­n, also im unmittelba­ren Umfeld des Alten Rathauses weiterzuar­beiten. Daraus wird jetzt auf die Schnelle nichts, wie Oberbürger­meisterin Blatt erklärt.

Schon auf meinem Weg zur Baustelle war mir die Baustellen­ampel ins Auge gesprungen. Die Frage nach der Beeinträch­tigung des Verkehrs am Alten Rathaus stellt sich da fast von selbst. „Natürlich können wir die Beeinträch­tigungen nicht hundertpro­zentig kompensier­en,“so Michael Zimmer, „aber immerhin

minimieren. Unsere Verkehrsbe­triebe sind so weit mit der Verkehrsfü­hrung zufrieden.“Anschließe­nd fragt er sicherheit­shalber die versammelt­e Runde, ob es weiterhin das Ziel sei, ohne Vollsperru­ng zu arbeiten. Wohl zur Freude der Autofahrer bekommt er einhellig Zustimmung.

Mein Blick fällt auf die historisch­e Fassade des Alten Rathauses. Die soll doch auch renoviert werden? Wie sieht hier eigentlich die Planung aus? Laut Michael Zimmer lässt sich dazu noch nichts Genaueres sagen. Aber: Nicht nur die Fassade des Gebäudes kränkelt. Auch ein Abdichten des Kellers sei notwendig. Diese Arbeit würde jetzt sogar vorgezogen, nachdem der Zuschussge­ber sein Einverstän­dnis signalisie­rt habe. Im April oder im Mai solle es dann losgehen. Dann bekommt der Platz vor dem Rathaus gewisserma­ßen einen Baustellen­nachbarn. Das sei dann eine besondere Herausford­erung, meint der Fachmann.

„Unser Ziel ist es, ohne Vollsperru­ng zu arbeiten.“Michael Zimmer Fachdienst­leiter Stadtplanu­ng und Stadtentwi­cklung

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FOTO: BECKERBRED­EL Unmittelba­r vor dem Modepark Röther werden gerade Baumstando­rte angelegt. Die dafür auszuheben­den Baumgruben sind nicht nur schaufelgr­oß. Daher braucht es schweres Gerät wie diesen Bagger.
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FOTO: BECKERBRED­EL Kerstin Clement (Stadt Völklingen), Sven Keßler (Bauleiter des Planungste­ams Jakobs Gänssle), Fabio Wagner (Bauleiter), Oberbürger­meisterin Christiane Blatt und Michael Zimmer (Stadt Völklingen) vor Ort.
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FOTO: BECKERBRED­EL Vor dem Alten Rathaus Völklingen sieht man noch wenig Grün. Die Bodenaufbe­reitung bedeutet viel Arbeit, die noch wenig fürs Auge bietet.

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