Vor dem Alten Rathaus geht’s voran
In der Völklinger City macht die Baustelle jetzt Fortschritte – manche sind mit bloßem Auge erkennbar, andere verbergen sich unter der Erde. Und das Regenwetter hat die Verantwortlichen zum Umplanen gezwungen.
Vor dem Alten Rathaus soll in der Stadt Völklingen ein Platz entstehen, der das Stadtbild verschönert und das historische Gebäude besser in Szene setzt. Das Bauprojekt, zunächst mit Verzögerung gestartet, ist jetzt voll im Gange. Wie der rote Teppich zur Gala soll der neue Platz zum Rathaus zeigen. Neben verkehrsfreien Flächen zwischen dem Alten Rathaus und dem neuen Modepark Röther soll aber auch weiterhin der Pkw- und BusVerkehr fließen können.
Die Neugestaltung des Platzes muss der Stadt sehr am Herzen liegen. Dieser Gedanke schießt mir durch den Kopf, während ich mir mehr schlecht als recht einen Weg über den matschigen Boden der noch unscheinbar wirkenden Baustelle bahne. Denn nicht jeden Tag wird man bei der Besichtigung eines Bauprojekts von der Oberbürgermeisterin persönlich begrüßt. Erstaunt bin ich auch von der großen Truppe, die Oberbürgermeisterin Christine Blatt (SPD) mitgebracht hat. Michael Zimmer, Fachdienstleiter Stadtplanung und Entwicklung, Kerstin Clement vom städtischen Fachdienst Straßen-, Brücken und Kanalbau, Baustellenleiter Fabio Wagner von der Garten- und Landschaftsbaufirma Kempf 3 und Bauleiter Sven Kessler vom Planungsteam Jakobs Gänssle sind vor Ort. Ich als Volontär gerate angesichts so viel geballter Expertise erst mal ins Schwitzen.
Mein umherschweifender Blick fällt zwangsläufig auf das einzige Stück Grün, das aus der Wüste an Baustellenbraun heraussticht. Was hat es damit auf sich? Kerstin Clement kennt die Antwort: „Vor zwei oder drei Wochen haben wir dort, bei der Baustellenphase 1, den Rollrasen eingebaut. Schon im November waren die Bäume geliefert und gepflanzt worden. Vielleicht sind sie sogar schon ein kleines Stück gewachsen.“
Vier junge Feldahornbäume stehen bisher. Die sollen später mal bis zu zwölf Meter hoch werden und eine kegel- bis eiförmige Krone bekommen. Mehr als kahle Äste sieht man im Moment allerdings noch nicht – was man den Laubbäumen in dieser Jahreszeit aber gern verzeiht. Mit Bäumen soll es auf der Baustelle auch weitergehen. Und zwar direkt vor dem Gehsteig zum Modepark Röther: „Seit November haben wir hier weitere Baumbeete gebaut und vorbereitet. Da werden jetzt um Ostern herum die weiteren Bäume gepflanzt“, schildert Kerstin Clement.
Die nun anstehenden Baumpflanzungen scheint mir nicht wirklich viel Arbeit zu sein? Schnell zerlegt Bauleiter Kessler meine naive Vorstellung von „Loch buddeln – Baum
rein – Loch zu“. So ein „Loch“, Baumgrube genannt, müsse nämlich wie ein Blumenkasten funktionieren. Das Wasser soll bis auf ein gewisses Maß ansteigen, aber dann auch ablaufen können. Dafür sei es nötig, die Baumgrube mit einem Substrat aus Lavagestein und Kompost zu füllen. Das gibt ganz nebenbei den Wurzeln auch ausreichend Raum, um gut wachsen zu können. Und so eine Baumgrube ist, wie ich feststellen darf, mehr als schaufelgroß. Genau genommen 35 Meter lang, vier Meter breit und 1,50 Meter tief.
Unser Gespräch wird immer mal wieder von Baggergeräuschen unterbrochen. Gut so. Gruben dieser Größenordnung würde wohl niemand per Hand ausheben wollen.
Jetzt wird mir auch klar, warum in der schon angelegten, im sichtbaren Bereich eher klein wirkenden Grünfläche doch viel Arbeit steckt: Die wirkliche Leistung liegt unter der Erde verborgen. Die Bäumchen danken. Die Stadtkasse weniger: „So ein Aufwand hat natürlich seinen Preis. Pro Baumstandort kann man heute mit 11 500 Euro rechnen“, betont Michael Zimmer. Gefördert wird die Baumpflanzung von Land und Bund.
Aber nicht nur das umweltbewusste Pflanzen von Bäumen hat seine Tücken. Auch das Wetter hat der Baustelle vor dem Alten Rathaus ordentlich zugesetzt: „Wir haben Arbeiten, die in guten Witterungsperioden stattfinden müssen. Weil wir einen ziemlich verregneten Herbst und Winter hatten, mussten wir schauen, dass die Ausfallzeiten minimal bleiben. Also haben wir wetterunkritischere Arbeiten vorgezogen“, erklärt Michael Zimmer. Kerstin Clement nennt ein Beispiel: „Die Reihe an Baumstandorten vor dem Modepark war eigentlich Teil vom vierten Bauabschnitt. Jetzt ha
ben wir das wegen des Wetters vorgezogen. Wenn wir dann im vierten Bauabschnitt direkt vor der Fassade vom Modepark arbeiten, können wir Zeit sparen.“Also jetzt umplanen, um dem Modepark möglichst wenig Kundenverkehr zu nehmen.
Wenn man umdisponiert, bleiben natürlich andere Dinge auf der Strecke. Eigentlich war geplant, nach den Osterferien in den zweiten Bauabschnitt überzugehen, also im unmittelbaren Umfeld des Alten Rathauses weiterzuarbeiten. Daraus wird jetzt auf die Schnelle nichts, wie Oberbürgermeisterin Blatt erklärt.
Schon auf meinem Weg zur Baustelle war mir die Baustellenampel ins Auge gesprungen. Die Frage nach der Beeinträchtigung des Verkehrs am Alten Rathaus stellt sich da fast von selbst. „Natürlich können wir die Beeinträchtigungen nicht hundertprozentig kompensieren,“so Michael Zimmer, „aber immerhin
minimieren. Unsere Verkehrsbetriebe sind so weit mit der Verkehrsführung zufrieden.“Anschließend fragt er sicherheitshalber die versammelte Runde, ob es weiterhin das Ziel sei, ohne Vollsperrung zu arbeiten. Wohl zur Freude der Autofahrer bekommt er einhellig Zustimmung.
Mein Blick fällt auf die historische Fassade des Alten Rathauses. Die soll doch auch renoviert werden? Wie sieht hier eigentlich die Planung aus? Laut Michael Zimmer lässt sich dazu noch nichts Genaueres sagen. Aber: Nicht nur die Fassade des Gebäudes kränkelt. Auch ein Abdichten des Kellers sei notwendig. Diese Arbeit würde jetzt sogar vorgezogen, nachdem der Zuschussgeber sein Einverständnis signalisiert habe. Im April oder im Mai solle es dann losgehen. Dann bekommt der Platz vor dem Rathaus gewissermaßen einen Baustellennachbarn. Das sei dann eine besondere Herausforderung, meint der Fachmann.
„Unser Ziel ist es, ohne Vollsperrung zu arbeiten.“Michael Zimmer Fachdienstleiter Stadtplanung und Stadtentwicklung