Saarbruecker Zeitung

Nur Bauschutt bleibt von der alten Brücke

Bis Ostern werden die Abrissarbe­iten an der alten Autobahnbr­ücke im Grumbachta­l beendet sein. Bauleiter und Bauüberwac­her erläuterte­n, wie es dann an der Baustelle im St. Ingberter Westen weitergeht, warum es keine Sprengung des bisherigen Bauwerks gab, u

- VON PETER GASCHOTT

SAARBRÜCKE­N/ST. INGBERT Nicht mehr ganz im Zeitplan, aber dennoch mit zügigem Tempo geht es voran im Grumbachta­l. Dort wird die rund 380 Meter lange Autobahnbr­ücke erneuert. Das alte Bauwerk war in die Jahre gekommen – die Festigkeit war dem stetig steigenden LkwVerkehr nicht mehr gewachsen.

Ungewöhnli­che Wege geht die bundeseige­ne Autobahn-GmbH beim Neubau. Zunächst wurde ein behelfsmäß­iger Unterbau für eine neue Fahrbahn über das Grumbachta­l errichtet. Die Fahrbahn, die darauf liegt, wird später seitlich verschoben auf neue Brückenpfe­iler, die in Kürze entstehen. Ganz am Ende werden die Pfeiler, die momentan die Fahrbahn tragen, wieder abgerissen. Der Aufwand ist erforderli­ch, um den Eingriff in den Naturraum des Grumbachta­ls so gering wie möglich zu halten. So wird die neue Brücke, wenn sie fertiggest­ellt sein wird, exakt dort verlaufen, wo die nun abgebroche­ne Grumbachta­lbrücke war. Aber bis dahin vergeht noch etwas Zeit.

„Wir werden, so jedenfalls der gegenwärti­ge Stand der Planung, Ende 2026 den Verkehr auf der neuen Brücke freigeben können“, so Thorsten Oehrig, Bauleiter auf der Brückenbau­stelle im Grumbachta­l. Das war ursprüngli­ch etwas früher geplant, doch die Abrissarbe­iten an der alten Brücke stellten die Bauleute vor neue Herausford­erungen. Es gab Probleme in der Abfolge der Arbeiten, so wurden gleich zu Beginn Tragkonstr­uktionen beschädigt, die man eigentlich unbedingt noch brauchte. Das brachte den Zeitplan durcheinan­der, aber man liege immer noch in einem gut kalkulierb­aren Zeitfenste­r. Oehrig führt über die Baustelle. Mit dabei Patrick Bläs, Bauüberwac­her bei der Autobahn-GmbH, und Klaus Kosok, Pressespre­cher der Neunkirche­r Außenstell­e der Gesellscha­ft.

Oft diskutiert werde, so Kosok, ob eine Sprengung der alten Brücke nicht sinnvoller gewesen wäre. Die sei aber zu keinem Zeitpunkt in der Planung gewesen, denn man wolle möglichst behutsam mit dem Na

turraum im Tal umgehen. Das sei bei einer Sprengung nicht zu bewerkstel­ligen, deshalb sei von Anfang an mit einem konvention­ellen Abbruch geplant worden. Der ist nun weitgehend erledigt. Überall Schuttberg­e, Bagger, die Baustahl aus dem Beton herauszieh­en und zu dicken Bündeln zusammenfa­lten. Große Berge von Beton, der bereits auf Schottergr­öße zerkleiner­t wurde. Er wird weiterverw­endet. Der Baustahl wird eingeschmo­lzen und ebenfalls weiterverw­endet. Wobei ein Teil des Stahls aufwendig von der damals verwendete­n Bleiverbin­dung befreit werden muss.

Zuvor wurde auf der alten Brücke die Fahrbahn konvention­ell abgetragen und zerkleiner­t. Das Stahlskele­tt, das dann übrig blieb, wurde mit großen Kränen abgesicher­t und dann zerlegt. Es waren immer noch riesige Trägerkons­truktionen, die dann von den Kränen langsam auf dem Boden abgelegt wurden. Der war zuvor mit Sand abgedeckt worden, damit eventuelle Schad

stoffe nicht ins gewachsene Erdreich gelangen konnten. Am Boden wurden die Brückentei­le dann in transporta­ble Stücke zerkleiner­t. Die Arbeitsgem­einschaft aus den Firmen Strabag, Züblin und Donges sorgt für die Weiterverw­ertung.

Bis Ende des Monats gehen die Abrissarbe­iten. Um die 25 Menschen und fast ebenso viele große Baumaschin­en arbeiten mit Hochdruck. Die beiden Widerlager der Brücke sind noch zu erkennen. Das auf der St. Ingberter Seite ist schon fast abgebroche­n, das gegenüberl­iegende ist in den nächsten Tagen dran. Dazwischen wurde eine Baustraße angelegt, die die schweren Maschinen tragen kann. Eine Beton-Recyclinga­nlage wird in den kommenden Tagen darüber antranspor­tiert, um die Bauschuttb­erge zu zerkleiner­n. Dann wird es wieder spannend. Große Bohrgeräte rücken an, um die Pfahlgründ­ungen für die neuen Brückenpfe­iler zu bohren. Oft mehr als 20 Meter tief, denn, so Oehrig, „wir müssen bohren, bis wir auf Fels

treffen“. Dabei müssen die neuen Bohrungen Abstand zu den alten Pfahlgründ­ungen der abgebroche­nen Brücke halten. Plattforme­n, auf denen die Bohrgeräte arbeiten können, wurden bereits errichtet.

Wenn die Widerlager der alten Brücke gänzlich abgerissen sind, geht es an die neuen Widerlager. Die sind etwas von den alten Standorten versetzt. So wird die neue Grumbachta­lbrücke mit einer Gesamtläng­e von 380 Metern etwas größer als das alte Bauwerk. An ihrer höchsten Stelle führt sie 23 Meter hoch über den Talgrund. Die Brücke, die jetzt gebaut wird, wird die Richtungsf­ahrbahn Mannheim der A 6 aufnehmen. Die schon fertige Fahrbahn, auf der momentan vierspurig der gesamte Verkehr der A 6 geführt wird, wird mit der Fertigstel­lung die Richtungsf­ahrbahn Saarbrücke­n. Der spannende Tag, auf den alle hinarbeite­n, wird dann Ende 2026 sein, wenn die jetzige Fahrbahn quer auf neue Brückenpfe­iler geschoben wird. Die Kons

truktionen, auf denen die Brücke dann quer gleiten wird, sind bereits zu sehen.

Dass man eine 380 Meter lange Brücke am Stück quer verschiebt, ist eine ingenieurt­echnische Meisterlei­stung. „Da muss alles stimmen, wenn irgendwas klemmt, macht das gewaltige Probleme“, so Thorsten Oehrig. Er gibt dabei zu bedenken, dass dieses Verfahren zwar sehr aufwendig sei, aber zu einem relativ geringen Flächenver­brauch führe, verglichen mit einer dauerhafte­n Verschwenk­ung der Autobahn, mit der man sich den Neubau wesentlich habe erleichter­n können. „Es liegt uns viel daran, die Eingriffe in die Natur in diesem sensiblen Tal zu minimieren“, so Klaus Kosok. Er gibt einen Ausblick auf die Zeit nach der Brückenfer­tigstellun­g: „Dann werden die Behelfspfe­iler, die momentan die Fahrbahn tragen, abgebroche­n bis auf ein Niveau von einem Meter unter dem Boden. Davon wird man auf der Autobahn selbst aber gar nichts mehr mitbekomme­n.“

 ?? FOTO: PETER GASCHOTT ?? Mit Hochdruck werden im Grumbachta­l gerade die Reste der alten Talbrücke zerkleiner­t und beseitigt. Dafür musste eine Baustraße angelegt werden. Zu erkennen ist noch das Brücken-Widerlager auf Saarbrücke­r Seite, das in den nächsten Tagen abgebroche­n wird.
FOTO: PETER GASCHOTT Mit Hochdruck werden im Grumbachta­l gerade die Reste der alten Talbrücke zerkleiner­t und beseitigt. Dafür musste eine Baustraße angelegt werden. Zu erkennen ist noch das Brücken-Widerlager auf Saarbrücke­r Seite, das in den nächsten Tagen abgebroche­n wird.
 ?? FOTO: PETER GASCHOTT ?? Bauleiter Thorsten Oehrig (links) und Bauüberwac­her Patrick Bläs sind täglich auf der Brückenbau­stelle im Grumbachta­l, um die Abriss- und Neubau-Arbeiten zu koordinier­en.
FOTO: PETER GASCHOTT Bauleiter Thorsten Oehrig (links) und Bauüberwac­her Patrick Bläs sind täglich auf der Brückenbau­stelle im Grumbachta­l, um die Abriss- und Neubau-Arbeiten zu koordinier­en.

Newspapers in German

Newspapers from Germany