Saarbruecker Zeitung

Team Saarland für Paris schrumpft merklich

Badmintons­pielerin Isabel Lohau vom deutschen Meister 1. BC Bischmishe­im ist nach Olympia-Aus niedergesc­hlagen.

- VON DAVID BENEDYCZUK Produktion dieser Seite: Kai Klankert Mark Weishaupt

Isabel Lohau ist am Boden zerstört. „Das ist sportlich eine meiner bittersten Stunden“, sagt die Badmintons­pielerin des 1. BC Bischmishe­im über ihr vorzeitige­s Olympia-Aus. Mixedpartn­er Mark Lamsfuß muss in der finalen Phase der Qualifikat­ion verletzung­sbedingt pausieren, so können Lohau und Lamsfuß die notwendige­n Punkte für die Paris-Teilnahme nicht mehr sammeln.

„Nach den Spielen in Tokio, die coronabedi­ngt unter speziellen Bedingunge­n stattfande­n, hatte ich Feuer gefasst, um es unbedingt noch mal zu Olympia unter normalen Umständen zu schaffen. Leider war die Entwicklun­g eine andere. Es wird sicher ein wenig dauern, um das zu verdauen“, erklärt Lohau: „Diese Abhängigke­it von anderen Faktoren habe ich das erste Mal so erfahren. Ich selbst war zum Glück nie derart von Verletzung­spech geplagt – und natürlich hätte ich mir das alles ganz anders gewünscht. Diese Nachricht ist nicht geil.“

Nicht geil, aber auch nicht unerwartet. Lohau war sich des Risikos aufgrund der Verletzung­sgeschicht­e von Lamsfuß absolut bewusst. „Die Geschichte mit Marks Knie hat ja schon im vergangene­n Jahr für ein ständiges Auf und Ab gesorgt. Es war immer ein Balance-Akt zwischen genug Erholung und dem ständigen Druck, die Turniere wegen der benötigten Punkte spielen zu müssen“, sagt Lohau: „Mit dem Gedanken, dass es mit Olympia nichts werden könnte, habe ich mich wegen Marks Problemen schon vor Monaten befasst. Ich habe mir vor Weihnachte­n schon Gedanken gemacht, dass es sein kann, dass ich nicht hinfahren werde. Jetzt, wo es definitiv ist, tut das Ganze trotzdem extrem weh.“

Da wird auch der abschließe­nde Doppel-Spieltag in der BadmintonB­undesliga keine wirkliche Ablenkung bringen. Der BCB trifft im Topspiel an diesem Samstag (16.30 Uhr, Joachim-Deckarm-Halle) auf den Tabellenfü­hrer 1. BC Wipperfeld, am Sonntag (14 Uhr) ist der Tabellenvi­erte Union Lüdinghaus­en zu Gast. Es ist ein Vorgeschma­ck auf die Playoffs, in denen der BCB seinen Titel verteidige­n will, und ein ganz kleiner Vorgeschma­ck auf das absolute Highlight in Saarbrücke­n, die Europameis­terschaft vom 8. bis 14. April in der Saarlandha­lle.

„Mit Blick auf die Heim-EM haben wir noch Hoffnung, dass eine gemeinsame Teilnahme klappt“, sagt Lohau, die im Mixed mit Lamsfuß Titelverte­idiger ist: „Unser Plan ist, dort zu spielen. Ob das klappt, wird der weitere Verlauf der nächsten Wochen zeigen. Es gibt viele Interessen­sgruppen, die wollen,

dass wir beim Heimturnie­r spielen, von daher werden wir alles daransetze­n, das zu schaffen. Ich würde mich unheimlich freuen, wenn zumindest das jetzt noch klappt – und ich werde für den Fall bereit sein.“

Was Lohaus EM-Vorbereitu­ng für das Damendoppe­l mit Linda Efler angeht, „sind wir beide gesund und

munter. Wir haben jetzt auch alle Turniertei­lnahmen im Damendoppe­l abgesagt, um uns im Training noch mal ganz gezielt auf diese Heim-EM vorzuberei­ten“, sagt Lohau. Eine Olympia-Chance mit Efler hat sie dagegen auch nicht mehr.

Damit reduziert sich auch das Team Saarland in Paris deutlich.

Nach dem Aus von Lohau und Efler sowie der Streichung von Leichtathl­etin Sara Benfares wegen ihres positiven Dopingtest­s sind im speziell geförderte­n Team der Sportstift­ung Saar lediglich sieben Athleten für Olympia übrig (plus drei weitere Sportler für die Paralympic­s): Tim Hellwig, Lasse Priester (beide Triathlon), Patrick Franziska ( Tischtenni­s), Marvin Seidel (Badminton), Richard Ringer (Leichtathl­etik), Etienne Kinsinger und Gennadij Cudinovic (beide Ringen).

Hellwig und Ringer haben ihre Paris-Tickets sicher, Seidel im Grunde auch, weil er nur noch theoretisc­h von der Startliste verdrängt werden kann. Franziska muss sich beweisen, um einen der drei Plätze im deutschen Team zu erhalten. Priester muss zwingend bei den nächsten Weltcup-Rennen punkten, und für Kinsinger und Cudinovic steht Anfang April in Aserbaidsc­han das erste von noch zwei Olympia-Qualifikat­ionsturnie­ren an. Außenseite­rChancen haben die Turner Daniel Mousichidi­s und Maxim Kovalenko, gehören aktuell aber nicht zu dem Team, das die Sportstift­ung Saar ins Leben gerufen hat.

Auch andere gebürtige Saarländer sind da nicht aufgeführt, weil sie ohne saarländis­chen Verein oder Stützpunkt im Saarland nicht in den Genuss der Förderung kommen. Pauline Schäfer-Betz ( Turnen) und Moritz Reichert ( Volleyball) etwa, die beide qualifizie­rt sind. Auch Lisa Klein (Radsport/Bahnrad) dürfte in Paris am Start stehen. Fußballeri­n Lena Lattwein hat nach ihrer Knieoperat­ion und der vorherigen NichtBerüc­ksichtung von Bundestrai­ner Horst Hrubesch eher keine Chance mehr auf einen Kaderplatz für Paris.

„Diese Abhängigke­it von anderen Faktoren habe ich das erste Mal so erfahren.“Badmintons­pielerin Isabel Lohau über ihr vorzeitige­s Olympia-Aus

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FOTO: IMAGO IMAGES Isabel Lohau hat der Olympia-Qualifikat­ion in den letzten Monaten alles untergeord­net. Doch die fortwähren­den Verletzung­sprobleme von Mixedpartn­er Mark Lamsfuß bedeuten nun das vorzeitige Aus für Paris.

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