Team Saarland für Paris schrumpft merklich
Badmintonspielerin Isabel Lohau vom deutschen Meister 1. BC Bischmisheim ist nach Olympia-Aus niedergeschlagen.
Isabel Lohau ist am Boden zerstört. „Das ist sportlich eine meiner bittersten Stunden“, sagt die Badmintonspielerin des 1. BC Bischmisheim über ihr vorzeitiges Olympia-Aus. Mixedpartner Mark Lamsfuß muss in der finalen Phase der Qualifikation verletzungsbedingt pausieren, so können Lohau und Lamsfuß die notwendigen Punkte für die Paris-Teilnahme nicht mehr sammeln.
„Nach den Spielen in Tokio, die coronabedingt unter speziellen Bedingungen stattfanden, hatte ich Feuer gefasst, um es unbedingt noch mal zu Olympia unter normalen Umständen zu schaffen. Leider war die Entwicklung eine andere. Es wird sicher ein wenig dauern, um das zu verdauen“, erklärt Lohau: „Diese Abhängigkeit von anderen Faktoren habe ich das erste Mal so erfahren. Ich selbst war zum Glück nie derart von Verletzungspech geplagt – und natürlich hätte ich mir das alles ganz anders gewünscht. Diese Nachricht ist nicht geil.“
Nicht geil, aber auch nicht unerwartet. Lohau war sich des Risikos aufgrund der Verletzungsgeschichte von Lamsfuß absolut bewusst. „Die Geschichte mit Marks Knie hat ja schon im vergangenen Jahr für ein ständiges Auf und Ab gesorgt. Es war immer ein Balance-Akt zwischen genug Erholung und dem ständigen Druck, die Turniere wegen der benötigten Punkte spielen zu müssen“, sagt Lohau: „Mit dem Gedanken, dass es mit Olympia nichts werden könnte, habe ich mich wegen Marks Problemen schon vor Monaten befasst. Ich habe mir vor Weihnachten schon Gedanken gemacht, dass es sein kann, dass ich nicht hinfahren werde. Jetzt, wo es definitiv ist, tut das Ganze trotzdem extrem weh.“
Da wird auch der abschließende Doppel-Spieltag in der BadmintonBundesliga keine wirkliche Ablenkung bringen. Der BCB trifft im Topspiel an diesem Samstag (16.30 Uhr, Joachim-Deckarm-Halle) auf den Tabellenführer 1. BC Wipperfeld, am Sonntag (14 Uhr) ist der Tabellenvierte Union Lüdinghausen zu Gast. Es ist ein Vorgeschmack auf die Playoffs, in denen der BCB seinen Titel verteidigen will, und ein ganz kleiner Vorgeschmack auf das absolute Highlight in Saarbrücken, die Europameisterschaft vom 8. bis 14. April in der Saarlandhalle.
„Mit Blick auf die Heim-EM haben wir noch Hoffnung, dass eine gemeinsame Teilnahme klappt“, sagt Lohau, die im Mixed mit Lamsfuß Titelverteidiger ist: „Unser Plan ist, dort zu spielen. Ob das klappt, wird der weitere Verlauf der nächsten Wochen zeigen. Es gibt viele Interessensgruppen, die wollen,
dass wir beim Heimturnier spielen, von daher werden wir alles daransetzen, das zu schaffen. Ich würde mich unheimlich freuen, wenn zumindest das jetzt noch klappt – und ich werde für den Fall bereit sein.“
Was Lohaus EM-Vorbereitung für das Damendoppel mit Linda Efler angeht, „sind wir beide gesund und
munter. Wir haben jetzt auch alle Turnierteilnahmen im Damendoppel abgesagt, um uns im Training noch mal ganz gezielt auf diese Heim-EM vorzubereiten“, sagt Lohau. Eine Olympia-Chance mit Efler hat sie dagegen auch nicht mehr.
Damit reduziert sich auch das Team Saarland in Paris deutlich.
Nach dem Aus von Lohau und Efler sowie der Streichung von Leichtathletin Sara Benfares wegen ihres positiven Dopingtests sind im speziell geförderten Team der Sportstiftung Saar lediglich sieben Athleten für Olympia übrig (plus drei weitere Sportler für die Paralympics): Tim Hellwig, Lasse Priester (beide Triathlon), Patrick Franziska ( Tischtennis), Marvin Seidel (Badminton), Richard Ringer (Leichtathletik), Etienne Kinsinger und Gennadij Cudinovic (beide Ringen).
Hellwig und Ringer haben ihre Paris-Tickets sicher, Seidel im Grunde auch, weil er nur noch theoretisch von der Startliste verdrängt werden kann. Franziska muss sich beweisen, um einen der drei Plätze im deutschen Team zu erhalten. Priester muss zwingend bei den nächsten Weltcup-Rennen punkten, und für Kinsinger und Cudinovic steht Anfang April in Aserbaidschan das erste von noch zwei Olympia-Qualifikationsturnieren an. AußenseiterChancen haben die Turner Daniel Mousichidis und Maxim Kovalenko, gehören aktuell aber nicht zu dem Team, das die Sportstiftung Saar ins Leben gerufen hat.
Auch andere gebürtige Saarländer sind da nicht aufgeführt, weil sie ohne saarländischen Verein oder Stützpunkt im Saarland nicht in den Genuss der Förderung kommen. Pauline Schäfer-Betz ( Turnen) und Moritz Reichert ( Volleyball) etwa, die beide qualifiziert sind. Auch Lisa Klein (Radsport/Bahnrad) dürfte in Paris am Start stehen. Fußballerin Lena Lattwein hat nach ihrer Knieoperation und der vorherigen NichtBerücksichtung von Bundestrainer Horst Hrubesch eher keine Chance mehr auf einen Kaderplatz für Paris.
„Diese Abhängigkeit von anderen Faktoren habe ich das erste Mal so erfahren.“Badmintonspielerin Isabel Lohau über ihr vorzeitiges Olympia-Aus