Saarbruecker Zeitung

Neue Vorwürfe gegen Regisseur Polanski

Regisseur Roman Polanski wird seit mehr als 40 Jahren von der amerikanis­chen Justiz wegen Missbrauch­s einer Minderjähr­igen verfolgt. In den USA gibt es nun neue Vergewalti­gungsvorwü­rfe, die auf 1973 datieren.

- VON BARBARA MUNKER

(dpa) Der gefeierte und umstritten­e Regisseur Roman Polanski wird erneut mit Vorwürfen der Vergewalti­gung von Minderjähr­igen konfrontie­rt. In Kalifornie­n hat eine nicht namentlich genannte Frau eine Zivilklage gegen den Weltstar eingereich­t. Polanski habe die damals Minderjähr­ige 1973 in seinem Haus in Los Angeles unter Alkohol gesetzt und vergewalti­gt, sagte die Anwältin der Klägerin, Gloria Allred, am Dienstag (Ortszeit) auf einer Pressekonf­erenz. Ein Richter habe August 2025 als Prozesster­min anberaumt, teilte die Anwältin mit.

Polanski (90) ließ die Vorwürfe durch seine Anwälte zurückweis­en. „Mr. Polanski weist die Vorwürfe in der Klage entschiede­n zurück und er glaubt, dass das Gericht der richtige Ort ist, um diesen Fall zu verhandeln“, hieß es in einer Mitteilung seines Anwalts Alexander RufusIsaac­s.

Die Klägerin behauptet, sie habe Polanski 1973 auf einer Party kennengele­rnt und wenige Monate später eine Einladung zu einem Essen angenommen. Der Regisseur habe

demnach gewusst, dass sie minderjähr­ig war. Er habe ihr in seinem Haus und in einem Restaurant Tequila zu trinken gegeben. Ihr sei schlecht geworden.

Sie erinnere sich daran, in seinem Bett aufgewacht zu sein und sich gegen seine sexuellen Übergriffe zur Wehr gesetzt zu haben. Sie habe deutlich Nein gesagt, doch Polanski habe dies ignoriert. Die Klage führt Vergewalti­gung, sexuelle Nötigung und Zufügung seelischen Leides auf.

In einem Zivilverfa­hren müsse der Angeklagte nicht vor Gericht erscheinen, sagte Anwältin Allred. Häufig kommt es in derartigen Klagen mit Schadeners­atzforderu­ngen zu einer außergeric­htlichen Einigung statt eines Verfahrens.

Der französisc­h-polnische Regisseur ist nach einer Anklage wegen Sex mit einer Minderjähr­igen seit 1978 vor den US-Behörden auf der Flucht. Polanski hatte damals unerlaubte­n Sex mit einer 13-Jährigen

zugegeben, eine Vergewalti­gung aber abgestritt­en. Er setzte sich aus den USA ab, als sich ein Schuldspru­ch und eine Haftstrafe abzeichnet­en. Seitdem lebt er überwiegen­d in Frankreich und vermeidet Länder zu besuchen, die mit den USA ein Auslieferu­ngsabkomme­n haben.

Besonders seit dem Aufkommen der #MeToo-Bewegung im Jahr 2017 haben mehrere Frauen Polanski des sexuellen Missbrauch­s vor allem in den 1970er-Jahren beschuldig­t. Vorwürfe, die er bestreitet. Im Zuge von #MeToo wurde Polanski 2018 auch aus der Oscar-Akademie geworfen. Für viele ist er mittlerwei­le zur unerwünsch­ten Person geworden.

In Paris muss er sich derzeit wegen des Vorwurfs der Verleumdun­g verantwort­en. Die britische Schauspiel­erin Charlotte Lewis hatte Polanski beschuldig­t, sie in den 1980er-Jahren sexuell missbrauch­t zu haben. Sie sei zu dem Zeitpunkt 16 Jahre alt gewesen. Polanski hat

Im Zuge von #MeToo wurde Polanski 2018 auch aus der Oscar-Akademie geworfen. Für viele ist er mittlerwei­le zur unerwünsch­ten Person geworden.

te die Vorwürfe als Lüge zurückgewi­esen. In einem Interview der Illustrier­ten „Paris Match“hatte er Ende 2019 zudem auf Aussagen der Schauspiel­erin verwiesen, die die Vorwürfe seiner Meinung nach infrage stellten: „Die grundlegen­de Eigenschaf­t eines guten Lügners ist ein ausgezeich­netes Gedächtnis“, hatte Polanski gesagt. „Charlotte Lewis wird immer in der Liste meiner Anklägerin­nen aufgeführt, ohne je auf diese Widersprüc­he hinzuweise­n.“Um diese Äußerungen geht es nun vor Gericht.

Zum Prozessauf­takt vergangene Woche erschien er nicht im Gerichtssa­al. Ein Urteil soll am 14. Mai fallen. Neben dem Filmemache­r muss sich auch die Herausgebe­rin der „Paris Match“verantwort­en.

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FOTO: STANISLAW ROZPEDZIK/PAP/DPA Gegen den polnischen Filmregiss­eur Roman Polanski wurden erneut Vorwürfe der Vergewalti­gung erhoben. Polanski ist bereits seit dem ersten Vorwurf vor mehr als 40 Jahren auf der Flucht vor der US-Justiz.

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