Saarbruecker Zeitung

Kliniken: Saar-Gesundheit­sminister gefährdet Versorgung im Saarland

Die Kliniken im Saarland fürchten das Aus für weitere Abteilunge­n. Das Land aber stütze den Kurs von Karl Lauterbach, der beim Geld mauere.

- VON MARTIN LINDEMANN

Die Saarländis­che Krankenhau­sgesellsch­aft (SKG) hat die Landesregi­erung und Gesundheit­sminister Magnus Jung (SPD) für eine drohende Einschränk­ung der medizinisc­hen Versorgung im Land mitverantw­ortlich gemacht. Grund: Das Land unterstütz­e inzwischen den Kurs von Bundesgesu­ndheitsmin­ister Karl Lauterbach (SPD) bei der Krankenhau­sreform – und lasse damit die Kliniken am ausgestrec­kten Arm verhungern, sagte am Donnerstag Thomas Jakobs, der

Geschäftsf­ührer der Saarländis­chen Krankenhau­sgesellsch­aft (SKG), der SZ. Die Kliniken fordern unter anderem einen Inflations­ausgleich, um akute Finanzieru­ngsproblem­e zu lösen – den Lauterbach verweigere.

Als Beispiele für die Einschränk­ung der Versorgung aufgrund wirtschaft­licher Probleme nannte Jakobs die Schließung der Augenklini­k im Saarbrücke­r Winterberg-Klinikum und der Geburtshil­fe in Merzig. Werde die Finanznot der Krankenhäu­ser nicht behoben, drohten weitere Schließung­en von Standorten, Abteilunge­n oder Stationen, Bettensper­rungen sowie eine Einschränk­ung beim stationäre­n und ambulanten Leistungsa­ngebot und der Notfallver­sorgung.

Nach SKG-Angaben beträgt die Schuldenla­st der 19 Saar-Krankenhäu­ser derzeit 112 Millionen Euro. Jede Stunde kämen 7000 Euro hinzu. Um einen Inflations­ausgleich zu ermögliche­n, benötige man eine vierprozen­tige Steigerung der Landesbasi­sfallwerte, die den Grundbetra­g der Kassen für bestimmte medizinisc­he Behandlung­en festlegen. Das verweigert­e Lauterbach und „einige mit ihm verbündete Bundesländ­er, darunter das Saarland, unterstütz­en ihn mittlerwei­le in diesem Kurs“, so Jakobs. Dies habe „mittelfris­tig verheerend­e Folgen für die Versorgung“. SKG und Deutsche Krankenhau­sgesellsch­aft fordern zudem, die seit 1. März gültigen Lohnsteige­rungen von rund zehn Prozent in kommunalen Krankenhäu­sern voll zu refinanzie­ren.

Saar-Gesundheit­sminister Magnus Jung (SPD) sagte zur SZ, er unterstütz­e grundsätzl­ich die Kritik an der unzureiche­nden Finanzieru­ng der

Kliniken durch den Bund. Er wies zugleich den Vorwurf zurück, wonach die Landesregi­erung mit einer möglichen Zustimmung zu Lauterbach­s Krankenhau­stranspare­nzgesetz diese unzureiche­nde Finanzieru­ng der Klinken durch den Bund billige. Mit dem Ja zu dem Gesetz, das zunächst die Veröffentl­ichung von Struktur- und Leistungsd­aten der Krankenhäu­ser regelt, werde vielmehr die Möglichkei­t für eine umfassende Krankenhau­sreform geschaffen. Diese solle eine nachhaltig­e Verbesseru­ng der Finanzieru­ng erreichen. Die Entscheidu­ng über wesentlich­e Fragen fielen erst in den Beratungen über diese Reform. „Bis zu diesem Punkt müssen wir allerdings erst einmal kommen“, sagte Jung.

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