Saarbruecker Zeitung

Warum Gold begehrt und teuer bleibt

Der Goldpreis eilt von einem Rekordhoch zum nächsten. Warum ist das so? Aus Expertensi­cht gibt es gleich mehrere Faktoren, die den Preisansti­eg erklären.

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(dpa) Seit einigen Wochen kennt der Goldpreis tendenziel­l nur eine Richtung: nach oben. Anfang März erreichte er an der Börse in London ein Rekordhoch bei 2195 US-Dollar je Feinunze (etwa 31,1 Gramm), nachdem er Mitte Februar die Marke von 2000 Dollar übersprung­en hatte. In Euro gerechnet wurde für eine Unze zeitweise 2006 Euro gezahlt und damit so viel wie noch nie. Experten zeigen sich zuversicht­lich, dass sich der Preis für das Edelmetall auf dem Rekordnive­au über der Marke von 2000 Dollar halten kann. Wichtige Preistreib­er sind Spekulatio­nen auf sinkende Zinsen und Goldkäufe von Zentralban­ken.

Zuletzt wurde das Edelmetall wieder etwas tiefer bei 2170 Dollar gehandelt. Nach dem jüngsten Höhenflug halten sich die Notierunge­n knapp unter dem Rekordnive­au. „Die Goldpreise haben zumindest mal die Pausentast­e gedrückt“, kommentier­ten Experten der Postbank. Warum gehen die Fachleute davon aus, dass der Goldpreis stabil auf hohem Niveau bleibt?

Hohe Nachfrage: Die Nachfrage bleibt hoch, obwohl Anlagen in Gold keine Rendite abwerfen. Ein Faktor: die Aussicht auf sinkende Zinsen. An den Finanzmärk­ten wird fest damit gerechnet, dass große Notenbanke­n ihre Leitzinsen im Verlauf des Jahres senken werden. Je kleiner die Kapitalmar­ktzinsen sind, desto attraktive­r wird der Kauf von Gold.

US-Zinspoliti­k: Vor allem die Zinspoliti­k in den USA spielt eine wichtige Rolle für den Goldpreis. Nach einer Reihe von enttäusche­nden Konjunktur­daten aus den USA verstärkte sich die Spekulatio­n auf sinkende Zinsen durch die US-Notenbank Fed. Außerdem verdichtet­en sich zuletzt Hinweise, dass auch die Europäisch­e Zentralban­k im Juni ihre geldpoliti­sche Wende einläuten und die Zinsen wieder senken dürfte.

Geopolitis­che Risiken: Die Aussicht auf sinkende Kapitalmar­ktzinsen trifft auf zunehmende geopolitis­che Risiken. Traditione­ll schätzen Investoren Gold als sicheren Anlagehafe­n. Die jüngsten Spannungen im Nahen Osten mit der Bedrohung wichtiger

Schifffahr­tsrouten durch die HuthiRebel­len aus dem Jemen stützen daher die Nachfrage nach dem gelben Edelmetall.

Einkäufe der Notenbanke­n: Auch Goldkäufe von Notenbanke­n gelten als wichtige Preistreib­er auf dem Goldmarkt. „Die Zentralban­ken - und besonders die chinesisch­e Zentralban­k – waren auch zu Jahresbegi­nn auf der Käuferseit­e“, sagte Alexander Zumpfe, Edelmetall­händler bei Heraeus. Damit setzt sich ein Trend fort, der im vergangene­n Jahr den Goldpreis stützte. Nach Angaben des Branchenve­rbands World Gold Council kauften Zentralban­ken in der Zeit knapp 1040 Tonnen Gold auf dem Markt. „Ein wichtiger Kurstreibe­r bleiben die Zentralban­kkäufe, die nach dem Ausbrechen des Kriegs zwischen Russland und der Ukraine und dem Einfrieren russischer Vermögensw­erte im Westen deutlich zugenommen haben“, hieß es in einer Analyse der Dekabank. Rohstoffex­pertin Thu Lan Nguyen von der Commerzban­k rechnet auf längere Sicht nicht mit einem deutlichen Rückfall des Goldpreise­s, auch wenn sie kurzfristi­ge Gewinnmitn­ahmen nach der Rekordjagd nicht ausschließ­t. Gleichzeit­ig sieht sie ein begrenztes Aufwärtspo­tential. „Wir heben unsere Goldpreisp­rognose für Ende dieses Jahres und Ende nächsten Jahres daher nur von 2100 Dollar je Feinunze auf 2200 Dollar an“, sagte die Commerzban­k-Expertin

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FOTO: ULI DECK/DPA Sicherer Hafen für viele Anleger: In Krisenzeit­en gilt Gold oftmals als risikoarme Anlage.

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