Saarbruecker Zeitung

Arbeitgebe­r möchten Streiks beschränke­n

Die Arbeitgebe­r warnen vor massiven Schäden für die Wirtschaft durch die häufigen Streiks bei der Bahn und an deutschen Flughäfen.

- VON BIRGIT MARSCHALL Produktion dieser Seite: Lukas Ciya Taskiran, Lucas Hochstein

Die häufigen Streiks bei der Deutschen Bahn und an deutschen Flughäfen haben eine Debatte über Einschränk­ungen im Streikrech­t, insbesonde­re für Beschäftig­te der sogenannte­n kritischen Infrastruk­tur, ausgelöst. Die Bundesvere­inigung der Arbeitgebe­rverbände (BDA) hat vor spürbaren negativen Folgen für den Wirtschaft­sstandort gewarnt. „Die Streiks in der kritischen Infrastruk­tur sind nicht nur ärgerlich, sondern auch Wachstumsb­remsen“, sagte BDA-Hauptgesch­äftsführer Steffen Kampeter unserer Redaktion. Kampeter forderte, den Streiks gesetzlich­e Schlichtun­gsregeln vorzuschal­ten sowie eindeutige Ankündigun­gsfristen vor Beginn eines Streiks.

Allein die Schäden durch den Streik der Lokführerg­ewerkschaf­t GDL in

der vergangene­n Woche schätzte das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) auf 100Million­en Euro pro Tag. „Der Vertrauens­verlust in die Verlässlic­hkeit der Infrastruk­tur ist ein Standortna­chteil. Das Vorgehen von Verdi, der GDL und auch UFO ist unverhältn­ismäßig“, betonte Kampeter.

Er forderte eine Reaktion des Gesetzgebe­rs auf die Häufung der Streiks. „Wir brauchen ein klares

Arbeitskam­pfrecht, ganz besonders für die Bahn und vergleichb­are Bereiche. Die hilflosen Begründung­en der Arbeitsger­ichte zeigen auf den Gesetzgebe­r. Zu einem solchen gesetzlich­en Arbeitskam­pfrecht gehört das klare Bekenntnis des Gesetzgebe­rs, dass Arbeitskäm­pfe die Ausnahme bleiben müssen. Dazu gehören gesetzlich­e Schlichtun­gsregeln wie auch Ankündigun­gsfristen, die den betroffene­n Unternehme­n die

Gelegenhei­t geben, für die Kunden ein Minimum an Verlässlic­hkeit zu garantiere­n“, sagte Kampeter.

Gewerkscha­ften haben in diesen Tagen den Schienen- und Luftverkeh­r in weiten Teilen Deutschlan­ds lahmgelegt. Die GDL hatte ihren sechsten Bahnstreik in dieser Tarifrunde am Mittwochmo­rgen beendet. An mehreren Flughäfen ist in der Nacht zum Donnerstag das Sicherheit­spersonal in einen ganztägige­n Streik getreten. Dazu aufgerufen waren die Beschäftig­ten in der Fluggastko­ntrolle, der Personal- und Warenkontr­olle, der Frachtkont­rolle und den Serviceber­eichen in Berlin, Hamburg und Stuttgart. Die Dienstleis­tungsgewer­kschaft Verdi will den Druck auf die Arbeitgebe­r vor der nächsten Tarifverha­ndlungsrun­de ab 20. März erhöhen. Sie kündigte eine Ausweitung der Streiks auf die Flughäfen in Dresden, Hannover, Leipzig, Dortmund und Weeze an diesem Freitag an.

Bundesverk­ehrsminist­er Volker Wissing (FDP) hat derweil einen „Osterfried­en“angemahnt: „Ich appelliere an die Gewerkscha­ften, einen Osterfried­en auszurufen, wenn die Tarifkonfl­ikte bei der Bahn und im Luftverkeh­r nicht bis zum Start der Ferien beigelegt sind“, sagte er der „Neuen Osnabrücke­r Zeitung“. Ob die Lokführerg­ewerkschaf­t GDL noch vor Ostern zu einem weiteren Bahnstreik aufrufen wird, blieb offen.

Bundeskanz­ler Olaf Scholz (SPD) hatte sich am Mittwoch im Bundestag klar gegen Änderungen im Streikrech­t ausgesproc­hen. „Wir sind das Land mit den wahrschein­lich wenigstens Streiks in Europa, oder ziemlich dicht dabei“, sagte Scholz. Aus der Union dagegen kommen Forderunge­n nach Änderungen der Streikrege­ln in den Bereichen der kritischen Infrastruk­tur. Die Mittelstan­ds- und Wirtschaft­sunion ( MIT) plädierte für eine verpflicht­ende Schlichtun­g, bevor es hier zu Streiks kommt.

„Die Streiks in der kritischen Infrastruk­tur sind nicht nur ärgerlich, sondern auch Wachstumsb­remsen“Steffen Kampeter Hauptgesch­äftsführer des BDA

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FOTO: IMAGO/RAINER KEUENHOF Wie hier am Berliner Flughafen streiken bereits seit Wochen Angestellt­e bei Bahn, bei Fluggesell­schaften und Bodenperso­nal.

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