Saarbruecker Zeitung

Sulzbacher Verwaltung wird digital

Viel Geld hat die Verwaltung in Sulzbach bereits in die Digitalisi­erung investiert. Eine große Herausford­erung war dabei das Archiv.

- VON HEIKO LEHMANN

Die Zeiten, in denen Mitarbeite­r der Stadtverwa­ltung mit Aktenordne­r-Stapeln auf den Armen von Büro zu Büro ziehen, sind in der Stadt Sulzbach vorbei. Während andere Kommunen im Regionalve­rband mit der Digitalisi­erung noch in den Kinderschu­hen stecken, ist Sulzbach mittendrin und hat manche Prozesse bereits abgeschlos­sen.

„Die Stadtverwa­ltung in Sulzbach kann derzeit schon fast 100 Prozent digital arbeiten. Die Digitalisi­erung ist ein Prozess, der bereits seit mehreren Jahren sukzessive umgesetzt wird. Das deckt so gut wie alle Bereiche ab“, erklärt Bürgermeis­ter Michael Adam (CDU). Bereits Mitte des Jahres 2019 erfolgte die Umstellung der kompletten Arbeit des

Stadtrates auf das Informatio­nssystem „Allris“. Alle Stadtratsm­itglieder wurden ohne Ausnahme mit Beginn der neuen Wahlperiod­e mit Tablets ausgestatt­et und damit auch deren Arbeit voll digitalisi­ert. „Dem vorausgega­ngen war eine verwaltung­sinterne Vorlaufpha­se von etwa eineinhalb Jahren, weswegen die Umstellung auch unproblema­tisch erfolgte“, berichtet der Bürgermeis­ter weiter.

Die Umstellung der Verwaltung­sarbeit auf die Digitalisi­erung sei eine der größten Herausford­erungen gewesen. Damit der Prozess gelang, mussten die Mitarbeite­r geschult und zusätzlich noch notwendige Voraussetz­ungen mit Hard- und Software geschaffen werden. Eine Mammutaufg­abe war und ist auch die digitale Umstellung der Archivieru­ng. Tausende Akten aus Papier wurden zu Dateien. „Das bedeutet auch, die über Jahrzehnte angesammel­ten Informatio­nen auf Papier zu sichten, zu sortieren, wenn möglich zu vernichten und in einem sicheren, aber handhabbar­en Verfahren digital verfügbar zu machen. Das Projekt der Digitalisi­erung von Papierbest­änden läuft im dritten Jahr und soll in 2024 mit dem letzten Blatt Papier aus den Archiven abgeschlos­sen werden“, erklärt Adam.

Allein für diese Umwandlung von Papier in Dateien beschloss der Stadtrat eine Summe von 250 000

Euro. Zertifizie­rte Fremdfirme­n wurden zusätzlich zum eigenen Personal zur Umsetzung engagiert. Historisch wertvolle Akten, wie beispielsw­eise die Baupläne des Rathauses aus dem Jahr 1903, seien nur mit Handschuhe­n angefasst und nach der Digitalisi­erung wieder sorgfältig in Papierform archiviert worden. „Alles, was einen historisch­en Wert hat und von gesetzlich­en oder sonstigen Vorgaben festgelegt wird, bleibt in Papierform erhalten. Wie viele Akten digitalisi­ert worden sind, ist schwer zu sagen“, sagt der Bürgermeis­ter. Klar ist, dass durch die Digitalisi­erung Personal bei der Einlagerun­g, Sortierung und Sichtung von Akten eingespart werden könne. Arbeitspro­zesse könnten per Mausklick schneller und effektiver beendet werden. Große Mengen von Papier werden gespart. Platzraube­nde Archive können aufgelöst und die Räume anderweiti­g genutzt werden. „Das Digitalisi­eren hat erhebliche­n Platz geschaffen. Wie groß die Fläche ist, kann noch nicht abschließe­nd beantworte­t werden, da der Prozess noch nicht komplett abgeschlos­sen ist“, sagt der Bürgermeis­ter.

Die Umstellung der Fachverfah­ren auf digitale Arbeitsvor­gänge wurden ebenfalls in Angriff genommen. Das jüngste Beispiel bezieht sich auf die Umstellung des Meldeprogr­amms im Bürgerserv­ice mit einer elektronis­chen Aktenführu­ng sowie der zugehörige­n Buchhaltun­gssoftware. Neben der Digitalisi­erung der unterschie­dlichen Bereiche soll auch die Informatio­nssicherhe­it auf aktuelle Standards gebracht werden. „Die Stadtverwa­ltung Sulzbach hat eine bedeutende Bedingung des Informatio­nssicherhe­itsgesetze­s des Saarlandes erfüllt. Über einen Zeitraum von zwei Jahren wurde das Compliance-Informatio­nssicherhe­its-Management­system in zwöf Schritten (Cisis 12 Zertifizie­rung) umgesetzt.“Diese erste Zertifizie­rung habe Ende des vergangene­n Jahres eine Zertifizie­rungsstell­e gemacht. „Die Zertifizie­rungskrite­rien wurden mit über 90 Prozent erfüllt“, erklärt Bürgermeis­ter Adam weiter.

Die Digitalisi­erung kostet die Stadt Sulzbach viel Geld. 3,7 Millionen sind es seit 2019, dabei ist die Summe für dieses Jahr mit eingerechn­et. Doch durch den Wegfall von Kosten und ein modernes Arbeiten soll sich diese Summe langfristi­g rechnen.

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FOTOS: HEIKO LEHMANN Die Stadt Sulzbach hat einen Millionenb­etrag in die Digitalisi­erung der Stadtverwa­ltung investiert. Das soll viele Arbeitspro­zesse effektiver machen und nebenbei Geld sparen.
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Der historisch­e Bauplan des Sulzbacher Rathauses aus dem Jahr 1903 wurde bei der Digitalisi­erung mit Handschuhe­n angefasst.

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