Der verlorene Sohn ist wieder im Lande
Der Lebacher Joshua Mees spielt erstmals seit sieben Jahren wieder im Saarland – am Samstag mit Kiel in Elversberg.
Die Woche von Joshua Mees begann mit riesiger Vorfreude vor der großen Rückkehr ins Saarland – und großem Jubel für das Saarland. Der 27-Jährige, der in genau einem Monat, am 15. April, seinen 28. Geburtstag feiert, ist an diesem Samstag (13.30 Uhr/Sky) mit dem KSV Holstein Kiel zu Gast bei der SV Elversberg. Der aktuelle Tabellenzweite der 2. Bundesliga kommt zum knapp 800 Kilometer und neun Punkte entfernten Tabellenzehnten. „Die Vorfreude ist riesig. Ich habe sieben Jahre nicht mehr im Saarland gespielt. Das war zuletzt mit der U23 der TSG Hoffenheim“, sagt Mees.
Am Dienstagabend jubelte der gebürtige Lebacher in seiner Kieler Heimat für das Saarland. Er verfolgte den 2:1-Sieg seines Jugendvereins 1. FC Saarbrücken im DFB-Pokal-Viertelfinale gegen Borussia Mönchengladbach. „Es war unglaublich spannend, ich habe richtig mitgefiebert. Ich freue mich über für alle saarländischen Mannschaften, wenn sie gewinnen. Ich bin Saarland-Fan. Ich verfolge auch den Amateurfußball“, sagt Mees, der nach fünf Minuten Hochdeutsch-Interview immer mehr ins Lebacher Platt verfällt und darin letztlich richtig aufgeht – ähnlich wie nach der Winterpause bei seinem Verein Holstein Kiel.
Für die Kieler stand Mees zuletzt regelmäßig und auch wieder über 90 Minuten auf dem Platz. In der Hinrunde kam er nur auf vier Kurzeinsätze. In der Rückrunde sind es jetzt schon sieben Einsätze, ein Tor und eine Torvorlage. „In der Hinrunde hatten wir einen richtig guten Lauf, und der Trainer hatte keinen Grund zu wechseln. Seit der Rückrunde haben wir ein paar verletzte Spieler, und so bekam ich meine Chance. Darauf habe ich mich vorbereitet“, sagt Offensivspieler Mees, der in der gegnerischen Hälfte so ziemlich alle Positionen spielen kann.
Nach seiner Jugend beim FV Lebach, dem 1. FC Saarbrücken und
der TSG Hoffenheim begann für Mees eine Zeit, in der er mehr ausgeliehen wurde, als dass er für den Verein spielte, bei dem er unter Vertrag stand. Zuerst spielte er als Hoffenheim-Stürmer beim SC Freiburg und danach für Jahn Regensburg. Nach seinem Wechsel zu Union Berlin stieg er mit den Eisernen im Jahr 2019 in die Bundesliga auf und kam dort auf 16 Einsätze. Durchsetzen konnte er sich in Berlin nicht, und so ging es hoch in den Norden zu Holstein Kiel, wo er einen Vier
jahresvertrag unterschrieb.
Da er in Kiel zu wenig Spielpraxis bekam, wurde er in der vergangenen Saison erneut an Jahn Regensburg ausgeliehen. „Grundsätzlich spielt man natürlich lieber bei dem Verein, bei dem man auch einen Vertrag hat. Die letzte Saison in Regensburg war aber sportlich sehr gut, und dort habe ich auch meine Freundin kennen gelernt“, sagt Mees.
Auffallend sind in seiner Karriere immer wieder Phasen, in denen es richtig gut lief, und Phasen, in denen er verletzt war und praktisch keine Rolle spielte. Die Konstanz fehlte stets. „Ich hatte gerade zu Beginn meiner Aktivenkarriere große muskuläre Probleme und wurde immer wieder zurückgeworfen. Ich wusste nicht mehr, was ich noch machen sollte, bis ich meine Ernährung
umgestellt habe. Ich ernähre mich seit wenigen Jahren glutenfrei. Keine Pasta, keine Pizza und kein Brot mehr. Und seitdem habe ich kaum noch muskuläre Probleme“, erläutert der Lebacher.
Mees hat wie alle Profi-Fußballer immer noch den Traum vom ganz großen Wurf. Er ist aber auch realistisch. Am Saisonende läuft sein Vertrag in Kiel aus. Ist eine Rückkehr ins Saarland denkbar? Zur SV Elversberg odem 1. FC Saarbrücken? „Ich bin noch keine 32 und habe sicher noch ein paar Jahre vor mir. Es ist noch nichts entschieden, es ist noch alles offen. Ich konzentriere mich jetzt auf die Arbeit hier in Kiel und auf unsere Ziele“, sagt der 124-fache Zweitliga-Spieler.
Der Saarländer hat beim ersten Bundesliga-Aufstieg in der Geschich
te von Union Berlin erlebt, wie tausende Menschen tagelang feiern. Das Gleiche könnte er in wenigen Monaten in Kiel erleben. Auch für Holstein wäre es der erste Aufstieg in die Bundesliga. „Das wäre natürlich super, aber auf uns warten noch ganz schwere Aufgaben. Dazu zählt auch die SVE. Die Liga hat sich spielerisch in den vergangenen Jahren enorm gemacht. Mannschaften wie St. Pauli, der HSV, Düsseldorf oder wir legen großen Wert auf das Fußballerische und auf das Offensivspiel. Zu dem Kreis ist auch die SV Elversberg zu zählen“, sagt Mees, der im Vorfeld 30 Karten für Freunde und Familie organisieren musste. Alle, inklusive Oma Christel, kommen am Samstag in die Ursapharm-Arena, wenn der verlorene Sohn wieder im Saarland kickt.
„Ich bin noch keine 32 und habe sicher noch ein paar Jahre vor mir.“Joshua Mees Saarländer in Diensten des Zweitligisten Holstein Kiel