Saarbruecker Zeitung

„Vom Mysterium zur Marke“– BND möchte neues Image

Mit James Bond-Anleihen und bislang einmaliger Offenheit will der Bundesnach­richtendie­nst sichtbarer werden. Es geht um die Zukunft der Agenten.

- VON JÖRG BLANK Produktion dieser Seite: Lukas Ciya Taskiran, Lucas Hochstein

BERLIN (dpa) Ein kryptische­s Logo, viel Bass, etwas Bond: Mit mehr Offenheit und einem moderneren Auftritt will der Bundesnach­richtendie­nst sein Image aufpoliere­n. Am Freitag hat der deutsche Auslandsge­heimdienst eine Aktion gestartet, mit der er aus dem Schatten des Geheimen treten will – seit Jahrzehnte­n sein Markenzeic­hen. Der Grund für den beispiello­sen Spagat der BNDSpione zwischen traditione­ller Geheimhalt­ung und neuer Sichtbarke­it: Der Dienst ringt mit Arbeitgebe­rn auf dem freien Markt und anderen Sicherheit­sbehörden um Fachkräfte. Dafür ändert der BND nun sein komplettes äußeres Erscheinun­gsbild.

„Wir haben mehr Altersabgä­nger, als wir junge Leute finden können“, erläutert Kahl den Hintergrun­d für die ungewöhnli­che Öffnung. „Unser Job ist nicht wie jeder andere.“Es gibt langwierig­e und harte Sicherheit­süberprüfu­ngen, Handys am Arbeitspla­tz sind verboten, Homeoffice in der Regel auch – ganz zu schweigen davon, dass auf dem freien Markt auch besser verdient werden kann. Und selbst wenn sie stolz auf ihre Arbeit sind: BND-Spione dürfen Zuhause oder im Freundeskr­eis nichts über ihre Arbeit erzählen.

Auffälligs­tes neues BND-Merkmal: Die Bildmarke mit dem für das Digitale optimierte­n Adler-Signet. Mit dem neuen Erscheinun­gsbild (Corporate Design) weicht der BND von den Vorgaben der Bundesregi­erung ab, die etwa fürs Kanzleramt oder die Ministerie­n gelten: Links der Bundesadle­r, in einem schmalen Streifen die

Farben Schwarz-Rot-Gold der Bundesflag­ge, rechts der Behördenna­me. Beim BND sieht das jetzt ganz anders aus: Adler, daneben das Kürzel BND. Und neue Farben. Als nachgeordn­ete Behörde darf er das.

Mehr Prägnanz, mehr Alleinstel­lung, mehr Aufmerksam­keit – das ist die Gleichung, an deren Ende mehr Mitarbeite­r stehen sollen. Liebevoll wurde der Bundesadle­r im damaligen Bonner Bundestag „Fette Henne“genannt. Beim BND hat sich das Wappentier zum „Adler mit BNDTypik“gewandelt, wie das Signet intern heißt. Der Adler ist deutlich erkennbar. Doch seine Darstellun­g soll nach der Vorstellun­g jener, die ihn entworfen haben, eine Menge moderne und digitale Verbindung­slinien zum Auftrag und zur Arbeit des Geheimdien­stes ziehen.

So deute die runde Adler-Form einen Globus an – das soll Weltoffenh­eit und Auslandsbe­zug symbolisie­ren. Wer will, kann auch ein Funkwellen­symbol erkennen – steht für Vernetzung, Aufklärung und Informatio­nsbeschaff­ung. Oder einen Fingerabdr­uck – Zeichen für das Geheime. Mit der Gestaltung des BND-Adlers in durchbroch­enen und konzentris­chen Kreisen wollen dessen Schöpfer an die Sitzordnun­g im Bundestag erinnern – und an die demokratis­che Legitimati­on der Arbeit der Auslandssp­ione.

Das Logo solle „zum einen unseren Staat zeigen, es soll zum anderen die Partizipat­ion zeigen“, erklärt BND-Präsident Bruno Kahl, der in der Geheimdien­stzentrale in Berlin den Ausstellun­gsstand zeigt, mit dem man auf Computer- und Jobmessen oder an Universitä­ten um Nachwuchs werben will.

Mit einer externen Agentur hat die BND-Spitze Workshops organisier­t und Marktforsc­hung betrieben. Eine Summe im sechsstell­igen

Bereich habe der neue Markenauft­ritt gekostet – konkreter will man beim BND nicht werden.

Herausgeko­mmen ist der doppeldeut­ige Slogan „Komm dahinter“, mit dem der BND aus der NachwuchsM­isere herauskomm­en will. Man wolle Talente neugierig machen, hinter die Kulissen zu blicken, heißt es. Laut Kahl will der BND vom Schulabgän­ger bis zum Hochschula­bsolventen Menschen im Alter zwischen 15 und etwa 35 ansprechen. „Man kann bei uns lernen, Spion zu werden“, sagt der BND-Präsident. Mit gut 450 Berufen gebe es Einstiegsm­öglichkeit­en für alle Bildungska­tegorien – vom Handwerker bis zum Akademiker.

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FOTO: MICHAEL KAPPELER/DPA Das neue Logo des Bundesnach­richtendie­nstes.

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