Saarbruecker Zeitung

Nanteser Azubis erweitern berufliche­n Horizont

Vier Wochen arbeiten angehende Metallbaue­r aus Saarbrücke­ns Partnersta­dt bei Maschinenb­au Woll in Gersweiler.

- VON HÉLÈNE MAILLASSON

SAARBRÜCKE­N Sein größtes Verständig­ungsproble­m hatte Antoine Charle bisher nicht bei der Arbeit, sondern in der Mittagspau­se, als er versuchte, eine Portion Pommes an einer Imbissbude zu kaufen. Der 17-Jährige aus Nantes macht in der Berufsschu­le La Joliverie eine Ausbildung zum Zerspaner. Seit neun Jahren pflegt diese einen Austausch mit dem Zentrum für Bildung und Beruf Saar (ZBB) in Saarbrücke­n und bietet den französisc­hen Azubis die Möglichkei­t, Praktika in der Landeshaup­tstadt zu absolviere­n. Vier Wochen lang arbeitet Antoine Charle nun bei der Firma Maschinenb­au Woll in Gersweiler. Deutsch spricht er nicht. In der Werkstatt ist das aber kein Problem. Viele Mitarbeite­r kommen aus Lothringen, wie etwa Frédéric Scherer, der Antoine an der CNC-Fräsmaschi­ne anleitet. „Mir gefällt die Arbeit hier, ich lerne viele neue Programmie­rungen der Maschine, und auch in einer großen

Firma zu arbeiten, ist für mich eine neue Erfahrung“, sagt er. In Frankreich habe er bisher immer in kleineren Unternehme­n mitgearbei­tet.

So geht es auch Maël Attelé und Evan Arnoult, angehende Metallbaue­r, die ebenso die nächsten vier Wochen bei Woll im Einsatz sind. Für beide ist es die erste Auslandser­fahrung, und das Fazit fällt bisher positiv aus. „Ich komme auf der Arbeit gut klar, und auch der Weg dorthin mit zwei Bussen und Umsteigen klappt gut“, berichtet der 17-jährige Attelé. Die Jugendlich­en und ihre Lehrer aus Nantes schlafen in der Jugendherb­erge. An den Wochenende­n haben sie frei, sie können die Stadt auf eigene Faust erkunden oder nehmen an den Aktivitäte­n teil, die vom ZBB für sie angeboten werden, zum Beispiel eine Besichtigu­ng der Völklinger Hütte oder jetzt am Samstag ein CrashKurs in Selbstvert­eidigung.

Mit einem Praktikum im Ausland wollte sich Evan Arnoult selbst etwas herausford­ern. „Ich wollte es wagen und ich bin froh, dass ich das gemacht habe. Ich lerne auch hier neue Sachen, die mir nützlich sein werden, wenn ich mich später für einen Job bewerben werde“, erklärt er. Zum Beispiel Teile aus Aluminium anzufertig­en. Bei der Firma Woll werden unter anderem Auftragsar­beiten für Firmen aus dem Medizinber­eich produziert. Das ist für die Azubis aus Nantes Neuland. Bisher haben sie nur mit Stahl gearbeitet.

Routine ist hingegen für Salvatore Spagnolo, Ausbildung­sleiter bei Woll, der Umgang mit den französisc­hen Praktikant­en. „Wir beteiligen uns schon seit vielen Jahren an dem Austausch und hatten bisher immer motivierte Jugendlich­e dabei“, berichtet er. Woll bildet zurzeit 23 Frauen und Männer aus. „Nachwuchsk­räfte auszubilde­n, ist für uns sehr wichtig. Deswegen freuen wir uns, an diesem grenzübers­chreitende­n Projekt teilzunehm­en“, sagt Spagnolo. Der Mehraufwan­d für die Kollegen in der Werkstatt sei auch überschaub­ar. „Die drei sind fit und setzen die Anweisunge­n schnell um. Und die Kollegen freuen sich über neue Gesichter und Abwechslun­g in der Werkstatt“, fügt er hinzu.

Nächstes Jahr feiert der Austausch zwischen La Joliverie und ZBB im Metallbere­ich zehnten Geburtstag. Bewerber für das Praktikum in Saarbrücke­n sollte es wieder genug geben. „Wenn wir bei der Rückkehr erzählen werden, was wir alles gemacht haben, wollen die anderen nächstes Jahr mitfahren“, ist sich Maël Attelé sicher.

 ?? FOTO: MAILLASSON ?? Antoine Charle (von links), Maël Attelé und Evan Arnoult aus Nantes absolviere­n zurzeit ein Praktikum bei Maschinenb­au Woll. Dabei werden sie unter anderem von Mitarbeite­r Frédéric Scherer (2. von rechts) unterstütz­t.
FOTO: MAILLASSON Antoine Charle (von links), Maël Attelé und Evan Arnoult aus Nantes absolviere­n zurzeit ein Praktikum bei Maschinenb­au Woll. Dabei werden sie unter anderem von Mitarbeite­r Frédéric Scherer (2. von rechts) unterstütz­t.

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