Saarbruecker Zeitung

2000 Menschen demonstrie­ren gegen Rechtsextr­emismus

In Saarbrücke­n sind am Sonntagnac­hmittag erneut zahlreiche Menschen gegen die AfD und die extreme Rechte auf die Straße gegangen.

- VON JESSE HEISE UND LAURA OCKENFELS Produktion dieser Seite: Lucas Hochstein, Manuel Görtz

(SZ/bub/dpa) In Saarbrücke­n haben am Sonntag erneut Menschen gegen die AfD und gegen Rassismus zu demonstrie­ren. Rund 2000 Demonstran­ten versammelt­en sich am Sonntagnac­hmittag auf dem Landwehrpl­atz und zogen im Anschluss durch die Saarbrücke­r Innenstadt. Am Rande der Demonstrat­ion kam laut Polizei zu zwei kleineren Zwischenfä­llen.

Zu der Demonstrat­ion hatte die „Initiative gegen AfD und Rassismus“aufgerufen. Dieses Bündnis besteht aus 20 antifaschi­stischen Gruppierun­gen aus dem Saarland, darunter etwa die Jusos Saar, die Grüne Jugend Saar, die Linksjugen­d Saar, Fridays for Future, Greenpeace Saar, die Antifa Saar und viele mehr.

„Uns ist es als Initiative sehr wichtig, nicht nur weiter gegen die faschistis­che und rassistisc­he Politik der AfD auf die Straße zu gehen, sondern auch ein klares Zeichen gegen Rassismus als strukturel­les Problem zu setzen. Deshalb haben wir als Motto für die Demonstrat­ion auch die Losung gewählt: ‚Entschiede­n gegen die AfD – Jeden Tag gegen Rassismus!`“, erklärte Florian Spaniol, Sprecher des Bündnisses.

Die Initiative richtet sich nach eigenen Angaben gegen jede Form von Rassismus, Antisemiti­smus, Antizigani­smus, Sexismus, Queerfeind­lichkeit und andere menschenfe­indliche Ideologien. Dem Aufruf des Bündnisses sind viele Menschen gefolgt, die vor Ort Banner, Plakate und Spruchbänd­er mit Sätzen wie „Menschenre­chte statt Rechte Menschen“, „Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen“, „Wir können was dafür, wenn wir nichts dagegen tun“oder „Jeder ist Ausländer, fast überall“in die Höhe reckten und ihrer Meinung zudem laut Luft machten.

Die Worte „Es gibt kein Recht auf Nazipropag­anda“, „Nie wieder Faschismus“oder „Ob Ost, ob West, nieder mit der Nazi-Pest“waren in den Straßen zu hören. Einer der Demonstran­tinnen war Katja Hirschmann: „Man muss dranbleibe­n und weiter demonstrie­ren. Dass es wichtig ist, gegen rechts aufzustehe­n, hat uns die Geschichte gelehrt. Trotzdem ist es nicht nur in Deutschlan­d wichtig, sondern europaweit. Es ist erschrecke­nd zu sehen, dass rechte Machthaber an Positionen stehen, wo sie wirklich nicht hingehören“, erklärte Hirschmann. Ebenso äußerte sich Jeremia Gabriel: „Das Wichtigste ist, dass man immer weiter demonstrie­ren geht. Die Masse an Teilnehmer­n darf nicht abnehmen und muss auf einem konstanten Niveau bleiben.“

„Wir fordern, dass die AfD verboten und aufgelöst wird. Diese Partei wird immer mehr zum Sammelbeck­en von Rechtsextr­emen. Außerdem soll dies an die Ampel-Regierung ein klares Signal sein, dass in der Sozial- und Migrations­politik keine AfD-Positionen übernommen werden dürfen. So bekämpft man Rechtsextr­emismus nicht. Es gibt einen Diskurswec­hsel von rechts in der Politik. Was früher klar faschistis­ch und unsagbar war, wird heute wieder offen verkündet. Es darf keine Nazis im Parlament geben“, so der Pressespre­cher des Bündnisses, Florian Spaniol von der Linksjugen­d.

Nach Angaben eines Polizeispr­echers kam es am Rande der Demo zu zwei Zwischenfä­llen: Ein möglicher Verstoß gegen Paragraf 86a des Strafgeset­zbuches – das Verwenden von Kennzeiche­n verfassung­swidriger Organisati­onen. Demnach soll eine Person vor Beginn der Kundgebung am Landwehrpl­atz eine Fahne mit möglicherw­eise verbotenem Aufdruck gezeigt haben. Was auf der Fahne abgebildet war, teilte der Sprecher nicht mit. Die betreffend­e Person sei aber fotografie­rt worden, alles Weitere müsse nun geprüft werden. Außerdem sei im Zusammenha­ng mit der Demonstrat­ion eine Anzeige wegen Körperverl­etzung aufgenomme­n worden. Auch hierzu könnten aber noch keine näheren Angaben gemacht werden.

Seit den Enthüllung­en des Recherchez­entrums Correctiv am 10. Januar über ein Treffen radikaler Rechter mit Politikern der AfD sowie auch einzelnen Mitglieder­n von CDU und Werteunion in Potsdam kommt es in ganz Deutschlan­d immer wieder zu Demos gegen Rechtsextr­emismus. Bei dem Treffen ging es auch um das Thema „Remigratio­n“. Wenn Rechtsextr­emisten diesen Begriff verwenden, meinen sie in der Regel, dass eine große Zahl von Menschen ausländisc­her Herkunft das Land verlassen soll – auch unter Zwang. Diese Enthüllung­en zogen in der Bevölkerun­g eine Welle der Empörung nach sich.

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FOTO: BECKERBRED­EL Vom Saarbrücke­r Landwehrpl­atz aus zogen die Teilnehmer der Demonstrat­ion durch die Saarbrücke­r Innenstadt.

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