Der lange Weg in Richtung Gleichstellung
Saar-Uni: Professorinnen-Anteil nur 23 Prozent, aber Erfolg der Gleichstellungsstelle bei Bund-Länder-Programm.
cis) Die Hochschulen bleiben – vor allem mit Blick auf Gremien und Professorenschaft – trotz aller Gleichstellungsbemühungen eine Männerdomäne. An der Universität des Saarlandes (UdS) sieht es nicht anders aus. Weniger als ein Viertel aller Saarbrücker und Homburger Lehrstühle werden aktuell von Frauen besetzt. In Zahlen: von den 297 Professuren und Junior-Professuren sind es lediglich 71 (64 Professorinnen und sieben Junior-Professorinnen). Das entspricht gerade mal 23 Prozent – etwas weniger als im Bundesschnitt (27 Prozent).
Die Gleichstellungsstelle der Uni bemüht sich seit Jahren um mehr Geschlechtergerechtigkeit und hat auch schon einiges erreicht: Früher war die Professorinnenquote noch deutlich niedriger. Vor 20 Jahren war nicht mal jeder zwölfte Saarbrücker Lehrstuhl von einer Frau besetzt (acht Prozent). Dennoch bleibt noch viel zu tun, wie die Gleichstellungsbeauftragte Dr. Sybille Jung klarmacht. „Der Trend zeigt zwar nach oben, doch es geht immer noch zu langsam“, kommentiert sie den unzureichenden Status quo. Während der Frauenanteil an der UdS, was die befristeten und unbefristeten Wissenschaftsstellen anbelangt, mit 45 bzw. 47 Prozent noch halbwegs ausgewogen ist, sind weiblich besetzte Lehrstühle nicht nur in Saarbrücken weiterhin eher die Seltenheit.
„Wir verlieren die Frauen vor allem auf dem Weg von der Promotion zur Habilitation“, umreißt Sybille Jung das Grundproblem. Zu dem Aderlass kommt es aus unterschiedlichen Gründen: Zum einen setzen Frauen in der sogenannten „Rushhour of life“häufig andere Lebensprioritäten. Hinzu kommt, dass sie traditionellerweise oft auch die meiste Versorgungsarbeit zu leisten haben und dass heutige Arbeitssysteme weiterhin zu selten auf die Lebenswelten von Frauen ausgelegt sind. Folglich bewerben sich Frauen oft auch erst gar nicht auf eine Professur.
Ein Beispiel: Obwohl 70 Prozent der Homburger Medizinstudenten Frauen sind, liegt die Professorinnenquote, ähnlich wie im Bund, dort später nur bei 18 Prozent. Unterboten wird dies, was den Anteil der Lehrstuhlinhaberinnen anbelangt, noch mit mageren 17 Prozent in der Rechtswissenschaftlichen und der Naturwissenschaftlich-Technischen Fakultät. Nicht viel besser sieht es in der Fakultät für Mathematik und Informatik aus (19 Prozent). Einzig in der Philosophischen Fakultät herrscht mit 41 Prozent ansatzweise Parität. Mit weitem Abstand rangieren die Human- und Wirtschaftswissenschaften mit 21 Prozent auf Platz zwei.
Doch es gibt auch Lichtblicke: Als eine von bundesweit 92 deutschen Hochschulen hat die UdS nun mit ihrem Gleichstellungskonzept im „Professorinnenprogramm 2030“von Bund und Ländern punkten können. Über das 320 Millionen Euro schwere Programm können damit weitere drei Anschubfinanzierungen für die Erstberufung von Frauen auf unbefristete W2- oder W3-Professuren erfolgen. Die Universität des Saarlandes hat Jung zufolge über das seit 2008 existierende Professorinnenprogramm in den drei zurückliegenden Förderrunden seither insgesamt acht Lehrstuhlbesetzungen mit Frauen auf den Weg bringen können.
Ein weiterer Hebel, mit dem an der Saarbrücker Uni für mehr Parität gesorgt werden soll, sind die sogenannten „Führungskräfte-Tracks“(FKT-Stellen). Keine Lebenszeitprofessuren sind damit verbunden, sondern anderweitige Daueraufgaben in Forschung und Lehre oder Wissenschaftsmanagement. Die Gleichstellungsbeauftragte der Uni beschreibt die FKT-Stellen „als Modell zur gezielten Förderung von herausragenden Nachwuchswissenschaftlerinnen“. Laut Sybille Jung wurden an der Saarbrücker Uni bis Ende 2023 so sieben unbefristete Stellen für Forscherinnen ermöglicht.
Ob die „Führungskräfte-Tracks“oder das „Professorinnenprogramm 2030“: Es sind lauter kleine Schritte, mit denen die UdS und ihre Gleichstellungsstelle versuchen, den Frauenanteil an der Spitze der Wissenschaftspyramide sukzessive weiter zu erhöhen. Die Gleichstellungsbeauftragte würde sich daher wünschen, dass künftig auch Hausberufungen erleichtert werden, „damit exzellente Frauen am Standort bleiben“.