Grüffelo: Mit Maus und Monster zum Bestseller
Die Kinderbuchkreatur mit Kultstatus feiert in diesem Jahr 25. Jubiläum. In einem Vierteljahrhundert schaffte sie es auf Bühnen, Fernsehbildschirme und sogar bis zu den Oscars auf den roten Teppich nach Los Angeles.
„Die Maus spazierte im Wald umher. Der Fuchs sah sie kommen und freute sich sehr. ‚Hallo, kleine Maus, wohin geht die Reise? Bei mir im Bau gibt`s Götterspeise.` – ‚Schrecklich nett von dir, Fuchs, doch ich sag leider nein, ich muss schon zu Mittag beim Grüffelo sein.`“
Diesen Vers konnte man um die Jahrtausendwende vermutlich durch den Türspalt nahezu jedes deutschen Kinderzimmers vernehmen – und das tagein, tagaus. Die Geschichte der kleinen Maus, die sich auf ihrem Weg durch den Wald des Selbstschutzes wegen mit dem Grüffelo ein furchteinflößendes Monster ausdenkt, das Eule, Fuchs und Schlange fernhält, eroberte seit ihrer Ersterscheinung am 23. März 1999 im Nu die Herzen von Klein und Groß. Der Text, ausschließlich in Versform verfasst, stammt aus der Feder der britischen Schriftstellerin Julia Donaldson, mit bunten Bildern erweckte Axel Scheffler die Figuren zum Leben. Der Illustrator ist gebürtiger Hamburger, lebt seit mehr als 40 Jahren in England.
In diesem Jahr feiert die kultige Kinderbuchkreatur, der Grüffelo, sein 25. Jubiläum. Innerhalb dieses Vierteljahrhunderts mauserte sich das Buch seit seiner Erstveröffentlichung im britischen MacmillanVerlag zum weltweiten Bestseller. Den Weg nach Deutschland fand das namensgebende tapsig daherkommende Ungeheuer noch im selben Jahr. Herausgeber war der Beltz-Verlag, in dem sich der Grüffelo schnell zur Janosch-Buchreihe ( Tiger,
Bär und Tigerente) in den
Reigen der hauseigenen Bestseller hocharbeitete. Über 13,5 Millionen Kopien verkauften sich seither weltweit, laut Angaben des Beltz-Verlags alleine drei Millionen Exemplare davon in Deutschland. Außerdem wurde der Grüffelo weltweit in 107 Sprachen und Dialekte übersetzt – in einer der saarländischen Mundarten kann man die Geschichte allerdings noch nicht erleben. Dementsprechend räumte Autorin Donaldson mit ihrem Durchbruchswerk auch eine Vielzahl an Literaturpreisen im Kinderbuchgenre, wie den SmartiesPreis 1999 ab. Im September 2004 legte das Erfolgsduo Donaldson/ Scheffler mit „das Grüffelokind“eine Fortsetzung nach.
Doch nicht nur auf dem Papier gibt das Monster mit den mächtigen Hauern und Hörnern eine gute Figur ab. Unter der Regie der beiden Deutschen Jakob Schuh und Max Lang vom Ludwigsburger Trickfilmstudio Soi entstand ein knapp halbstündiger computeranimierter Trickfilm, der an Weihnachten 2009 im britischen Fernsehsender BBC erstmals ausgestrahlt wurde. Ein Jahr später – an Heiligabend 2010 – tobte der Grüffelo dann im ZDF über die deutschen Fernsehbildschirme. Und auch als Trickfilmheld gewann er die Herzen der Massen. Die Verfilmung wurde 2011 für den Oscar in der Kategorie „bester animierter Kurzfilm“nominiert. Auch wenn am Ende eine andere Produktion den begehrtesten Preis der Filmindustrie abräumte, spiegelt alleine die Nominierung die internationale Reputation der gehörnten Kunstfigur wider.
Abgesehen von Auszeichnungen und Verkaufszahlen zeigt sich besagte Anerkennung auch in eindrucksvollen Statistiken aus Donaldsons Heimat Großbritannien. Laut einem Bericht der britischen Zeitung „The Guardian“vom August 2023 ist der Grüffelo dort das Buch, das Eltern ihren Kindern als erstes vorlesen. Mit einer Umfrage, an der rund 2000 Eltern teilnahmen, hat die britische
Discounter-Kette „The Works“die Lesegewohnheiten von Eltern und Kindern untersucht. Dabei kam heraus, dass jedem achten Kind in Großbritannien der Grüffelo als erste Geschichte überhaupt vorgelesen wurde – Topwert der Umfrage.
Auch die Statistik der am häufigsten ausgeliehenen Bücher in britischen Bibliotheken führt Donaldson an. Nach 14 Jahren, in denen KrimiAutor James Patterson diesen Titel innehatte, löste die 75-Jährige diesen laut Daten des „Public Lending Rights“im Sommer 2022 ab.
Dass der Grüffelo auch im Alter von 25 Jahren noch immer so präsent in den Kinderzimmern dieser Welt ist, zeigt, dass Donaldson/Scheffler eine Kultfigur erschaffen haben, die zeitlos ist – und die vielleicht ja auch bald auf „Saarländisch“den Nachwuchs zum Staunen bringt.
„Der Grüffelo“