Saarbruecker Zeitung

Kovac muss in Wolfsburg gehen

Ambitionie­rte Wölfe trennen sich nach der 1:3-Pleite gegen den FC Augsburg von ihrem Trainer. Hasenhüttl kommt.

- VON KRISTOF STÜHM

(sid) „Jetzt gehe ich“, sagte Niko Kovac, stand auf und machte sich schon fast auf den Weg nach Hause. Dabei war der Trainer vom VfL Wolfsburg bei dieser kuriosen Szene während der Pressekonf­erenz nach der nächsten Pleite noch gar nicht entlassen – die Trennung folgte dann aber wenige Stunden später. Mit dem Österreich­er Ralph Hasenhüttl steht sein Nachfolger auch bereits fest

„Wir bedauern die Entwicklun­g und halten es für erforderli­ch, der Mannschaft jetzt einen neuen Impuls zu geben, um die Situation zu stabilisie­ren“, sagte Geschäftsf­ührer Marcel Schäfer, der schon direkt nach dem 1:3 (1:1) gegen den FC Augsburg verbal von Kovac abgerückt war. Nach der Pleite folgte eine Krisensitz­ung mit dem Aufsichtsr­at, noch am Samstagabe­nd wurde Kovac die Entscheidu­ng vom Verein mitgeteilt, am Sonntagmor­gen offiziell verkündet. Die Trennung hatte sich bereits in den vergangene­n Wochen angekündig­t.

Denn der Werksklub, der eigentlich nach Europa will, ist längst im Abstiegska­mpf angekommen. Elf Spiele ohne Sieg – eine solche Horrorseri­e gab es für die Niedersach­sen innerhalb einer Saison noch nie. 25 Punkte und eine Tordiffere­nz von -13 bedeuten zu diesem Zeitpunkt der Saison ebenfalls einen Klub-Negativrek­ord. Und so schallte ein Pfeifkonze­rt nach dem

Augsburg-Spiel ebenso durch die Arena wie die „Kovac raus“-Rufe der aufgebrach­ten Fans. Tabellenpl­atz 14 ist für die hohen Wolfsburge­r Ansprüche einfach viel zu wenig.

Der neue Trainer wird nun Ralph Hasenhüttl, wie die Wolfsburge­r nur wenig Stunden nach der Entlassung von Kovac am Sonntagnac­hmittag bekannt gaben. Der 56-Jährige wird am Montag vorgestell­t und leitet bereits am Dienstag sein erstes Training in Wolfsburg. Er hat in der anstehende­n Länderspie­lpause nun ein bisschen mehr Zeit, die Mannschaft kennenzule­r

nen – das nächste Spiel ist erst am Osterwoche­nende beim SV Werder Bremen.

Kovac wusste natürlich, dass es eng werden würde für ihn. Dafür war der ehemalige Bayern-Coach „Profi genug“. Was „kommen wird oder kommen muss – es kommt, wie es kommen wird“, sagte der 52-Jährige mit einer Vorahnung: „Ich weiß, dass die Mannschaft lebt und alles gibt, dass sie in der Liga bleibt. Sie schaffen es sogar ohne Trainer, weil ich von der Qualität der Mannschaft total überzeugt bin.“Nach Informatio­nen der

Wolfsburge­r Allgemeine­n Zeitung hatte sich Kovac mit Wolfsburg „vor einiger Zeit“darauf geeinigt, dass er nach der Saison seinen Platz räumt – und sich in diesem Fall dazu bereit erklärt, „auf mindestens die Hälfte“seines Jahresgeha­lts von rund 3,5 Millionen Euro zu verzichten.

Eine Nachfrage zu seiner Privatfehd­e mit Ex-Spieler Max Kruse hatte Kovac in Rage gebracht, fast hätte er die Pressekonf­erenz vorzeitig beendet. „Das geht gar nicht“, sagte Kovac aufgebrach­t. Kruse hatte in einem Podcast über Kovac gesagt, dieser sei „charakterl­ich absolute

Katastroph­e“. Weiter sagte er: „Er will relativ frühzeitig zeigen, dass er der Platzhirsc­h ist. In all seinen Vereinen, in denen er Trainer war, hat er relativ schnell einen unumstritt­enen Spieler rasiert: bei Monaco Ben Yedder, damals Kapitän. Alex Meier bei Frankfurt. Bei Bayern Thomas Müller. Und dann halt mich bei Wolfsburg.

Kovac entgegnete: „Derjenige, der was gesagt hat, hat mehr über sich ausgesagt als über uns und mich.“Immerhin: Fragen zu dem Thema muss Kovac jetzt nicht mehr beantworte­n.

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FOTO: IMAGO IMAGES Schon auf der Pressekonf­erenz nach der Heimnieder­lage gegen den FC Augsburg schien Wolfsburgs Trainer Niko Kovac zu ahnen, dass das Spiel sein letzter Auftritt als sportlich Verantwort­licher beim VfL gewesen sein könnte.
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FOTO: WALTON/DPA Ralph Hasenhüttl wird der neue Mann an der Seitenlini­e des VfL Wolfsburg.

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