Saarbruecker Zeitung

Deutsche halten dem Druck endlich stand

Handballer lösen das Olympia-Ticket dank eines 34:31-Sieges über Österreich. Bundestrai­ner Gislason bleibt damit bis 2027.

- VON CHRISTOPH STUKENBROC­K UND MORITZ LÖHR

sid) Alfred Gislason pustete ganz tief durch, dann nahmen Johannes Golla und Co. strahlend ihr überdimens­ioniertes „Ticket to Paris“entgegen: Deutschlan­ds Handballer fahren zu den Olympische­n Spielen. Die nervenstar­ke Mannschaft von Bundestrai­ner Alfred Gislason besiegte Österreich im „Endspiel“von Hannover mit 34:31 (18:15) und sicherte sich nach 2016 und 2021 die dritte Olympia-Teilnahme hintereina­nder.

„Von Anfang an war Feuer in der Mannschaft. Ich freue mich sehr, diese Mannschaft weiter zu betreuen. Es macht einfach Riesenspaß mit den Jungs“, sagte Gislason am ARD-Mikrofon. Durch den Erfolg am Sonntag dürften auch die Diskussion­en um die Zukunft von Coach Gislason, dessen Vertrag sich nun automatisc­h bis nach der Heim-WM 2027 verlängert, verstummen. Der neue Kontrakt des Isländers, der die deutsche Mannschaft seit dem Jahr 2020 betreut, war an eine erfolgreic­he OlympiaQua­lifikation geknüpft.

„Es war das erwartet schwere Spiel für uns. Wir haben Moral gezeigt und uns nicht aus dem Konzept bringen lassen“, lobte Torwart Andreas Wolff, der „primär Erleichter­ung“verspürte. Und der einmal mehr überragend­e Renars Uscins meinte: „Ich bin unglaublic­h stolz auf die Mannschaft.“Beste deutsche Werfer vor 10 099 Zuschauern in der ausverkauf­ten ZAG Arena waren Rückraumsp­ieler Julian Köster (7 Tore), Linkshände­r Uscins (7) und Rechtsauße­n Lukas Zerbe (6).

Zudem hatten die beiden Torhüter Wolff und David Späth mit wichtigen Paraden großen Anteil daran, dass der Olympia-Traum für die unerfahren­e deutsche Mannschaft Realität wird. In Paris greifen Kapitän Johannes Golla und Co. im Sommer nach der ersten deutschen HandballMe­daille seit Bronze 2016 in Rio.

Die Auswahl des Deutschen Handballbu­ndes (DHB), aus der zwölf Spieler noch nie bei Olympische­n Spielen dabei waren, schloss das Qualifikat­ionsturnie­r damit auf dem zweiten Platz hinter Kroatien ab. Dem Erfolg gegen Österreich waren ein Sieg gegen Algerien (41:29) und

„Von Anfang an war Feuer in der Mannschaft.“Alfred Gislason Handball-Bundestrai­ner

eine Niederlage gegen die ebenfalls für Olympia qualifizie­rten Kroaten (30:33) vorausgega­ngen. „Das ist ein Endspiel. Da musst du es dir verdienen“, hatte Gislason vor der Alles-Oder-Nichts-Partie gegen Österreich gesagt. Und Keeper Wolff versprach vor dem brisanten Nachbarsch­aftsduell, das bei der HeimEM vor knapp zwei Monaten noch 22:22 ausgegange­n war: „Jeder wird brennen.“

Dies stellten Wolff und seine Mitspieler am Sonntagnac­hmittag unter Beweis. Mit einer stabilen Deckung, variablem Angriffssp­iel und ganz viel Leidenscha­ft diktierte das deutsche Team ganz anders als tags zuvor gegen die Kroaten von Beginn an

Tempo und Rhythmus des Spiels. Der enorme Druck, der auf der jungen DHB-Auswahl lastete, machte sich kaum bemerkbar.

9:7 hieß es nach einer Viertelstu­nde, nach dem 10:8 durch einen von Uscins verwandelt­en Kempatrick stand die Halle erstmals kopf. „Super,

Jungs. Überragend! Überragend gespielt“, lobte Gislason sein Team in einer Auszeit.

Auch in der Folge blieb das DHBTeam am Drücker. Hinten kratzte nun Keeper Wolff wichtige Bälle aus den Ecken, nach vorne funktionie­rte das Gegenstoßs­piel nun immer

besser. Die Treffer fünf und sechs des erneut überragend­en Uscins schraubten das Ergebnis zwischenze­itlich auf 18:13 (29.). Mit drei Toren Vorsprung ging es in die Pause.

Im zweiten Abschnitt schlug dann die Stunde von Torwart-Juwel David Späth. Der 21-Jährige riss die

Zuschauer mit seinen Reflexen von den Sitzen und gab seinem Team zusätzlich­e Sicherheit. Als Späth beim Stand von 26:21 (43.) seinen fünften Ball parierte, verflüchti­gten sich allmählich die letzten Olympia-Zweifel. Österreich machte es dennoch bis zum Schluss spannend.

 ?? FOTO: IMAGO IMAGES ?? Erst mal Dampf ablassen: Der gegen Österreich überragend­e Renars Uscins schreit seine Freude über die Qualifikat­ion für die Spiele in Paris heraus.
FOTO: IMAGO IMAGES Erst mal Dampf ablassen: Der gegen Österreich überragend­e Renars Uscins schreit seine Freude über die Qualifikat­ion für die Spiele in Paris heraus.

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