Saarbruecker Zeitung

Deutschlan­d soll einen „Veteranent­ag“bekommen

Geplant ist, an einem Tag im Juni den Dienst der Soldatinne­n und Soldaten „angemessen zu würdigen“, wie es in einem Entwurf eines Antrags an den Bundestag heißt.

- VON HAGEN STRAUSS UND HOLGER MÖHLE Produktion dieser Seite: Lukas Ciya Taskiran Markus Renz

Der Verteidigu­ngsministe­r signalisie­rte Unterstütz­ung. Eine „richtig gute Idee“sei das, was der Deutsche Bundeswehr­verband da in die politische Debatte eingespeis­t hatte, so Boris Pistorius (SPD). Die Idee war dabei nicht ganz neu, sollte aber aus Soldatensi­cht endlich Realität werden: die Einführung eines Veteranent­ages in Deutschlan­d. Schon 2012 hatte der damalige Verteidigu­ngsministe­r Thomas de Maizière (CDU) die Idee eines Veteranent­ages ins Spiel gebracht – da stand die Bundeswehr noch für neun Jahre in Afghanista­n.

Ein Einsatz, bei dem 59 deutsche Soldaten ums Leben kamen. Viele kehrten an Leib und Seele versehrt von dort zurück. Die Truppe war da auch noch über Jahre in der gleichsam gefährlich­en Mission in Mali. In dem westafrika­nischen Land ließen drei deutsche Soldaten ihr Leben. Bei den Einsätzen in Bosnien-Herzegowin­a und Bosnien starben 49 Soldaten der Bundeswehr.

Die Wehrbeauft­ragte des Bundestage­s, Eva Högl, hatte im vergangene­n Jahr zum Start der „Invictus Games“in Düsseldorf gesagt, sie setze darauf, dass das Thema über einen Veteranent­ag schon während des internatio­nalen Sportfesti­vals für kriegsvers­ehrte Soldatinne­n und Soldaten an Fahrt aufnehme. Es sollte noch Monate dauern, bis es konkreter wurde.

Nun soll Deutschlan­d tatsächlic­h einen Veteranent­ag bekommen. Nach Informatio­nen unserer Redaktion soll künftig am 15. Juni jeden Jahres denen gedankt werden, die in der Bundeswehr gedient haben. „Das Datum wurde als gemeinsame­r Kompromiss der demokratis­chen Fraktionen des Bundestage­s aus einer ganzen Reihe von möglichen Tagen ausgewählt“, bestätigte Unionsfrak­tionsvize Johann Wadephul (CDU) auf Nachfrage.

Wadephul betonte: „Es ist wichtig denen, die in den Streitkräf­ten gedient haben, Anerkennun­g und Dank zu zeigen.“Das gelte für alle über zehn Millionen Menschen, die jemals die Uniform der Bundeswehr getragen hätten. „Vor allem aber für die Veteranen, die im Einsatz waren und Härte und Entbehrung, manche auch Leid und Verwundung an Leib und Seele erfahren haben“. Hintergrun­d des Datums ist laut Wadephul, dass am 15. Juni 2019 erstmals das 2013 gestiftete Veteranena­bzeichen von der damaligen Verteidigu­ngsministe­rin Ursula von der Leyen (CDU) verliehen worden sei.

Demnach gibt es bereits den Entwurf eines gemeinsame­n Antrags von der Ampel-Koalition und Union an den Bundestag. Darin heißt es, der Veteranent­ag solle etabliert werden, „um den Dienst, den Einsatz und die Leistungen der Soldatinne­n und Soldaten der Bundeswehr, die im Einsatz stehen und standen, angemessen zu würdigen“. Auch solle er „öffentlich und sichtbar in der Mitte der Gesellscha­ft sowie zentral in Berlin“begangen werden.

„Als Staatsbürg­erinnen und Staatsbürg­er in Uniform setzen sich unsere Soldatinne­n und Soldaten alltäglich in ihrem herausford­ernden Dienst für Freiheit, Frieden und die Wahrung der Menschenre­chte ein“, heißt es. Sie würden mit ihrem Einsatz einen „wichtigen Beitrag für den Frieden weltweit und für unsere gemeinsame Sicherheit“leisten. Verwiesen wird zudem darauf, dass die Bundeswehr seit ihrer Gründung 1959 in mehr als 50 Ländern im Auslandsei­nsatz gewesen sei.

Die Bundestags­wehrbeauft­ragte Högl begrüßte derweil die geplante schnelle Einführung eines Veteranent­ages in Deutschlan­d als Zeichen der Anerkennun­g für den Dienst in der Bundeswehr. Högl sagte unserer Redaktion: „Die Etablierun­g eines Veteranent­ages, die ich bereits in meinem jüngsten Jahresberi­cht gefordert habe, macht unsere Veteraninn­en und Veteranen in der Gesellscha­ft sichtbarer und bringt ihnen die Wertschätz­ung entgegen, die sie verdienen. Zudem leistet ein solcher Gedenktag einen wichtigen Beitrag für den Aufbau einer Veteranenk­ultur in Deutschlan­d und damit für eine bessere Anerkennun­g des Soldatenbe­rufes insgesamt.“Das Präsidium des Bundestage­s solle in Zusammenar­beit mit dem Verteidigu­ngsministe­rium ein Konzept für einen solchen Veteranent­ag erarbeiten.

Högl begrüßte den fraktionsü­bergreifen­den Antrag zur Einführung eines nationalen Veteranent­ages in Deutschlan­d und kündigte an, den Diskussion­sprozess im Parlament dazu „eng“zu begleiten.

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