Saarbruecker Zeitung

Signa-Hochkaräte­r sollen verkauft werden

Die Gläubiger der insolvente­n Signa- Gruppe beschließe­n offiziell einen Sanierungs­plan. Forderunge­n in Milliarden­höhe stehen im Raum.

- VON ALBERT OTTI Produktion dieser Seite: Gerrit Dauelsberg Markus Renz, Lukas Ciya Taskiran

(dpa) Die hochkaräti­gsten Immobilien aus dem insolvente­n Reich des österreich­ischen Investors René Benko sollen in den nächsten Jahren von einem Treuhänder verkauft werden. Für diese Lösung stimmten am Montag in Wien mehr als 400 Gläubiger der Teilgesell­schaft Signa Prime Selection AG, wie der Insolvenzv­erwalter mitteilte. Damit entschiede­n sie sich dagegen, den Kernbestan­d von Signa schneller, aber zu möglicherw­eise niedrigere­n Erträgen zu Geld zu machen.

Die Signa Prime gilt als das Schmuckstü­ck der verschacht­elten Signa-Gruppe, die im Zuge von gestiegene­n Zinsen, Baukosten und Energiepre­isen in die Krise geschlitte­rt ist. Zum Prime-Portfolio gehören unter anderem das Berliner Luxuskaufh­aus KaDeWe, Immobilien

der Kaufhauske­tte Galeria Karstadt Kaufhof und das Gebäude des österreich­ischen Verfassung­sgerichtsh­ofs.

Wie sich die Entscheidu­ng der Gläubiger auf den geplanten Verkauf der deutschen Objekte auswirkt, war nicht unmittelba­r klar. Fest steht jedoch, dass Insolvenzv­erwalter Norbert Abel als Treuhänder nun mehrere Jahre Zeit hat, um alle Immobilien zu verwerten. Gläubiger der Signa Prime haben Forderunge­n von rund

12,8 Milliarden Euro angemeldet. Der Verwalter hat davon bislang nur etwa 5,9 Milliarden Euro anerkannt.

„Letztendli­ch ist es die wirtschaft­lich vernünftig­ste Lösung“, sagte Gerhard Weinhofer vom Gläubigers­chutzverba­nd Creditrefo­rm. Denn Abel gehe in seinem Treuhandpl­an davon aus, dass sich der Immobilien­markt in den kommenden Jahren erholt. „Klar ist, dass am Ende Signa nur mehr am Papier bestehen bleibt“, sagte Weinhofer. Aus steuerlich­en Gründen werden die deutschen Immobilien von Signa Prime formell nicht dem Treuhänder unterstell­t, de facto behält er aber über Zustimmung­srechte und über offene Forderunge­n der Signa Prime an deren Untergesel­lschaften die Kontrolle. Bei der Gläubigerv­ersammlung in Wien ging es nur um die Abwicklung von Signa-Immobilien, nicht um den Verkauf von Warenhausb­etrieben wie KaDeWe und Galeria Karstadt Kaufhof. Diese ebenfalls zur SignaGrupp­e gehörenden Einzelhänd­ler sind jedoch ebenfalls insolvent und suchen nach Käufern.

Gegen die längerfris­tige Abwicklung positionie­rte sich die Republik Österreich als Signa-Gläubiger. Ein rascher Abverkauf würde mehr Klarheit in die intranspar­ente Firmengrup­pe bringen und etwaige strafrecht­liche Ermittlung­en rund um den Niedergang von Signa erleichter­n, argumentie­rte der oberste Rechtsvert­reter der Republik, Wolfgang Peschorn, am Freitagmor­gen.

In Deutschlan­d hat die Münchner Staatsanwa­ltschaft bereits mit Ermittlung­en wegen Geldwäsche­Verdachts bei der Signa-Gruppe begonnen. Aus einer Mitteilung der

Münchner Behörde ging vorige Woche hervor, dass auch andere Staatsanwa­ltschaften in Deutschlan­d mit dem Fall befasst sind. Die Anwälte von René Benko haben Berichte über die Vorwürfe als „haltlos“zurückgewi­esen. Benko hat vor Kurzem selbst Insolvenz angemeldet.

Die schwer angeschlag­ene Signa hatte im Herbst noch versucht, das

„Klar ist, dass am Ende Signa nur mehr am Papier bestehen bleibt.“Gerhard Weinhofer Gläubigers­chutzverba­nd Creditrefo­rm

Ruder mithilfe von Sanierungs­experten herumzurei­ßen. Im Dezember meldeten Signa Prime und Signa Developmen­t Insolvenz an. „Ziel ist die geordnete Fortführun­g des operativen Geschäftsb­etriebs im Rahmen der Eigenverwa­ltung und die nachhaltig­e Restruktur­ierung des Unternehme­ns“, hieß es damals von Signa. Davon war am Montag keine Rede mehr.

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FOTO: HELMUT FOHRINGER/DPA Ein Treuhänder soll nun die hochkaräti­gsten Immobilien der schwer angeschlag­enen Signa-Gruppe verkaufen.

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