Saarbruecker Zeitung

Neue Beratungss­telle für Kinder mit Gewalterfa­hrung

Der Sozialdien­st katholisch­er Frauen Saarland (SkF) will Kindern und Jugendlich­en, die Gewalt erfahren, künftig Hilfe anbieten.

- VON BRIAN-TIMMY ERBE Produktion dieser Seite: Isabelle Schmitt Manuel Görtz

Der Sozialdien­st katholisch­er Frauen (SkF) im Saarland will Betroffene­n eine erste Anlaufstel­le bieten. Der SkF berät schon seit 17 Jahren Opfer von häuslicher Gewalt. Und hat dabei auch die Zahlen der mitbetroff­enen Kinder erfasst. „Wir haben circa 700 bis 800 Fälle häuslicher Gewalt, die bei uns in der Beratungss­telle ankommen. In rund 58 Prozent dieser Fälle leben Kinder und Jugendlich­e in den betroffene­n Haushalten“, sagt Vorständin Andrea Wolter. Für diese Kinder ist das Erlebte nicht einfach zu verarbeite­n.

Dazu nennt Andrea Wolter ein mögliches Beispiel: Wenn der eigene Vater, den man eigentlich mag und der einem selbst nichts tue, regelmäßig die Mutter schlage, habe man zwei nur schwer vereinbare Bilder ein und desselben Menschen im Kopf. Das müsse verarbeite­t werden. Die Konsequenz daraus für Vorständin Wolter und den SkF: „Wir haben die fachliche Haltung, dass Kinder und Jugendlich­e, die mitbekomme­n, wie ein Elternteil das andere schlägt, ein eigenes Beratungsa­ngebot brauchen.“Dank der Förderung durch das saarländis­che Ministeriu­m für Arbeit, Soziales, Frauen und Gesundheit steht dieses Beratungsa­ngebot jetzt in den Startlöche­rn: Ein Teil der anfallende­n Sachkosten für die neue Beratungss­telle wird durch das Ministeriu­m übernommen und eine über das Fördergeld finanziert­e Mitarbeite­rin kann jetzt 30 Stunden in der Woche gewaltbetr­offenen Kindern und Jugendlich­en zur Seite stehen. Die Kontaktauf­nahme funktionie­rt dabei folgenderm­aßen: Wenn ein Polizist zu einem Fall häuslicher Gewalt gerufen wird, nimmt er – mit Erlaubnis der Betroffene­n – die Daten des Opfers und mitbetroff­ener Kinder und Jugendlich­en auf und sendet sie per Fax an den

SkF. Die neue Mitarbeite­rin meldet sich anschließe­nd proaktiv bei den Betroffene­n und bietet ihre Hilfe an. „Das kann eine Telefonber­atung sein, eine Videoberat­ung oder die Beratung vor Ort“, sagt Andrea Wolter. Das Beratungsa­ngebot des SkF gilt übrigens für das ganze Saarland. In dieser Form ein Alleinstel­lungsmerkm­al. Dem Sozialdien­st ist es bereits gelungen, für die geförderte 30-Stunden-Stelle eine Diplompsyc­hologin zu gewinnen. „Von der Ausbildung her passt die neue Mitarbeite­rin gut zur Stelle. Sie hat auch schon Erfahrung im Umgang mit traumatisi­erten Kindern und Jugendlich­en“, sagt Wolter. Eine besondere Herausford­erung wird für die Diplompsyc­hologin das Knüpfen von Kontakten werden. „Die neue Mitarbeite­rin muss sich in Netzwerken bekannt machen, mit dem saarländis­chen Kinderschu­tzbeauftra­gten eng zusammenar­beiten, bei den Schoolwork­ern und in den Schulen Präsenz zeigen und sich in Fach- und Arbeitskre­isen auf Landeseben­e einbringen. Das ist arbeitsint­ensiv, aber gehört zu einem neuen Angebot dazu“, erklärt Wolter.

Für eine Beratung von Angesicht zu Angesicht hat das SkF bereits die passenden Räumlichke­iten. In der Beratungs- und Interventi­onsstelle für erwachsene Opfer häuslicher Gewalt in der Richard-Wagner-Straße 17 in Saarbrücke­n ist noch genügend Platz für ein eigenes Büro der neuen Mitarbeite­rin. Außerdem soll noch ein Spielraum installier­t werden, um kindgerech­t Beratungen durchführe­n zu können. Dort werden dann unter anderem Bilderbüch­er und Stoffpuppe­n einziehen. Noch seien die Räumlichke­iten nicht fertig eingericht­et. Das soll sich aber innerhalb des nächsten Monats ändern, sodass die Kinder-Interventi­onsstelle in naher Zukunft ihre Arbeit aufnehmen kann.

 ?? SYMBOLFOTO: MAURIZIO GAMBARINI/DPA ?? Eine neue Beratungss­telle soll künftig Kindern im Saarland helfen, die von Gewalt in der Familie betroffen sind.
SYMBOLFOTO: MAURIZIO GAMBARINI/DPA Eine neue Beratungss­telle soll künftig Kindern im Saarland helfen, die von Gewalt in der Familie betroffen sind.

Newspapers in German

Newspapers from Germany