Neue Beratungsstelle für Kinder mit Gewalterfahrung
Der Sozialdienst katholischer Frauen Saarland (SkF) will Kindern und Jugendlichen, die Gewalt erfahren, künftig Hilfe anbieten.
Der Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) im Saarland will Betroffenen eine erste Anlaufstelle bieten. Der SkF berät schon seit 17 Jahren Opfer von häuslicher Gewalt. Und hat dabei auch die Zahlen der mitbetroffenen Kinder erfasst. „Wir haben circa 700 bis 800 Fälle häuslicher Gewalt, die bei uns in der Beratungsstelle ankommen. In rund 58 Prozent dieser Fälle leben Kinder und Jugendliche in den betroffenen Haushalten“, sagt Vorständin Andrea Wolter. Für diese Kinder ist das Erlebte nicht einfach zu verarbeiten.
Dazu nennt Andrea Wolter ein mögliches Beispiel: Wenn der eigene Vater, den man eigentlich mag und der einem selbst nichts tue, regelmäßig die Mutter schlage, habe man zwei nur schwer vereinbare Bilder ein und desselben Menschen im Kopf. Das müsse verarbeitet werden. Die Konsequenz daraus für Vorständin Wolter und den SkF: „Wir haben die fachliche Haltung, dass Kinder und Jugendliche, die mitbekommen, wie ein Elternteil das andere schlägt, ein eigenes Beratungsangebot brauchen.“Dank der Förderung durch das saarländische Ministerium für Arbeit, Soziales, Frauen und Gesundheit steht dieses Beratungsangebot jetzt in den Startlöchern: Ein Teil der anfallenden Sachkosten für die neue Beratungsstelle wird durch das Ministerium übernommen und eine über das Fördergeld finanzierte Mitarbeiterin kann jetzt 30 Stunden in der Woche gewaltbetroffenen Kindern und Jugendlichen zur Seite stehen. Die Kontaktaufnahme funktioniert dabei folgendermaßen: Wenn ein Polizist zu einem Fall häuslicher Gewalt gerufen wird, nimmt er – mit Erlaubnis der Betroffenen – die Daten des Opfers und mitbetroffener Kinder und Jugendlichen auf und sendet sie per Fax an den
SkF. Die neue Mitarbeiterin meldet sich anschließend proaktiv bei den Betroffenen und bietet ihre Hilfe an. „Das kann eine Telefonberatung sein, eine Videoberatung oder die Beratung vor Ort“, sagt Andrea Wolter. Das Beratungsangebot des SkF gilt übrigens für das ganze Saarland. In dieser Form ein Alleinstellungsmerkmal. Dem Sozialdienst ist es bereits gelungen, für die geförderte 30-Stunden-Stelle eine Diplompsychologin zu gewinnen. „Von der Ausbildung her passt die neue Mitarbeiterin gut zur Stelle. Sie hat auch schon Erfahrung im Umgang mit traumatisierten Kindern und Jugendlichen“, sagt Wolter. Eine besondere Herausforderung wird für die Diplompsychologin das Knüpfen von Kontakten werden. „Die neue Mitarbeiterin muss sich in Netzwerken bekannt machen, mit dem saarländischen Kinderschutzbeauftragten eng zusammenarbeiten, bei den Schoolworkern und in den Schulen Präsenz zeigen und sich in Fach- und Arbeitskreisen auf Landesebene einbringen. Das ist arbeitsintensiv, aber gehört zu einem neuen Angebot dazu“, erklärt Wolter.
Für eine Beratung von Angesicht zu Angesicht hat das SkF bereits die passenden Räumlichkeiten. In der Beratungs- und Interventionsstelle für erwachsene Opfer häuslicher Gewalt in der Richard-Wagner-Straße 17 in Saarbrücken ist noch genügend Platz für ein eigenes Büro der neuen Mitarbeiterin. Außerdem soll noch ein Spielraum installiert werden, um kindgerecht Beratungen durchführen zu können. Dort werden dann unter anderem Bilderbücher und Stoffpuppen einziehen. Noch seien die Räumlichkeiten nicht fertig eingerichtet. Das soll sich aber innerhalb des nächsten Monats ändern, sodass die Kinder-Interventionsstelle in naher Zukunft ihre Arbeit aufnehmen kann.