Elsässischer Mini-Zug soll Mobilität auf dem Land verbessern
Er soll umweltschonend und kostengünstiger werden als die Regionalbahn. So sieht der Minizug Draisy aus, der zurzeit nahe Straßburg entwickelt wird.
(hem) Rund eine Milliarde Euro investiert der französische Staat in Projekte, die den Zugverkehr moderner und umweltfreundlicher machen sollen. Nach einer Aufforderung zur Interessensbekundung im Sommer 2021 wurden fünf Projekte ausgesucht, deren Entwicklung staatlich gefördert wird. Eines davon ist der Minizug Draisy, der gerade in Elsass Form annimmt. Das Ziel: Zugverkehr im ländlichen Raum, wo Linien stillgelegt wurden, Orte kaum angefahren werden und die meisten Bewohner nur Auto fahren, wieder attraktiver machen. Und für die französische Bahn SNCF wirtschaftlicher. Denn bisher verkehren auf kleinen Linien TER-Regionalzüge mit einer Kapazität für 200 Fahrgäste, in denen aber häufig keine 50 Menschen gleichzeitig sitzen. Um eine neue Lösung zu entwickeln, hat sich die SNCF mit vier weiteren Partnern (GCK Battery, Stations-e, IRT Railenium und Lohr) zu einem Konsortium zusammengeschlossen. Dieses arbeitet an der Entwicklung des neuen Fortbewegungsmittels.
Mit 14 Metern Länge ist der Draisy nur ein Drittel so lang wie der klassische TER. Er bietet Platz für bis zu 80 Menschen (davon 30 Sitzplätze). Mit einem Gewicht von rund 20 Tonnen und einer Achslast von etwa zehn Tonnen pro Achse ist er auch viel leichter als die bisherige Regionalbahn. „Dies verringert erheblich den Fahrwiderstand. Somit wird auch die Instandhaltung der Schienen erleichtert, was zu einer Senkung der Betriebskosten führt“, erklärt Corentine Vetterhoeffer, Pressesprecherin der Firma Lohr aus Duppigheim, die den Draisy produziert. Das erklärte Ziel sei es, mit dem Minizug die Kosten (Betrieb und Instandhaltung) im Vergleich zum aktuellen TER-Betrieb um die Hälfte zu senken.
Der Minizug funktioniert mit Antriebsbatterien. „Somit kann er auch auf Strecken ohne Fahrleitung verkehren“, fügt Vetterhoeffer hinzu. Eine Lademöglichkeit soll es an den angefahrenen Bahnhöfen geben. Gefahren wird der Draisy von einem normalen Zugführer.
Während das Projekt bei Verbrauchervereinen die Hoffnung weckt, dass stillgelegte Bahnstrecken wieder reaktiviert werden könnten – wie etwa der Verein Florirail die Wiederaufnahme des Bahnverkehrs im Tal von Guebwiller bei Mühlhausen fordert –, will die französische Eisenbahngesellschaft SNCF den Draisy zunächst auf existierenden Strecken nutzen, um die Taktung zu erhöhen, und so den Anschluss an besser bediente Linien verbessern. Das Konsortium will die Zulassung für den Draisy 2026 beantragen. Geht der Zeitplan auf, soll der erste Minizug 2027 im krummen Elsass rollen.