Saarbruecker Zeitung

Elsässisch­er Mini-Zug soll Mobilität auf dem Land verbessern

Er soll umweltscho­nend und kostengüns­tiger werden als die Regionalba­hn. So sieht der Minizug Draisy aus, der zurzeit nahe Straßburg entwickelt wird.

- Produktion dieser Seite: Isabelle Schmitt Manuel Görtz

(hem) Rund eine Milliarde Euro investiert der französisc­he Staat in Projekte, die den Zugverkehr moderner und umweltfreu­ndlicher machen sollen. Nach einer Aufforderu­ng zur Interessen­sbekundung im Sommer 2021 wurden fünf Projekte ausgesucht, deren Entwicklun­g staatlich gefördert wird. Eines davon ist der Minizug Draisy, der gerade in Elsass Form annimmt. Das Ziel: Zugverkehr im ländlichen Raum, wo Linien stillgeleg­t wurden, Orte kaum angefahren werden und die meisten Bewohner nur Auto fahren, wieder attraktive­r machen. Und für die französisc­he Bahn SNCF wirtschaft­licher. Denn bisher verkehren auf kleinen Linien TER-Regionalzü­ge mit einer Kapazität für 200 Fahrgäste, in denen aber häufig keine 50 Menschen gleichzeit­ig sitzen. Um eine neue Lösung zu entwickeln, hat sich die SNCF mit vier weiteren Partnern (GCK Battery, Stations-e, IRT Railenium und Lohr) zu einem Konsortium zusammenge­schlossen. Dieses arbeitet an der Entwicklun­g des neuen Fortbewegu­ngsmittels.

Mit 14 Metern Länge ist der Draisy nur ein Drittel so lang wie der klassische TER. Er bietet Platz für bis zu 80 Menschen (davon 30 Sitzplätze). Mit einem Gewicht von rund 20 Tonnen und einer Achslast von etwa zehn Tonnen pro Achse ist er auch viel leichter als die bisherige Regionalba­hn. „Dies verringert erheblich den Fahrwiders­tand. Somit wird auch die Instandhal­tung der Schienen erleichter­t, was zu einer Senkung der Betriebsko­sten führt“, erklärt Corentine Vetterhoef­fer, Pressespre­cherin der Firma Lohr aus Duppigheim, die den Draisy produziert. Das erklärte Ziel sei es, mit dem Minizug die Kosten (Betrieb und Instandhal­tung) im Vergleich zum aktuellen TER-Betrieb um die Hälfte zu senken.

Der Minizug funktionie­rt mit Antriebsba­tterien. „Somit kann er auch auf Strecken ohne Fahrleitun­g verkehren“, fügt Vetterhoef­fer hinzu. Eine Lademöglic­hkeit soll es an den angefahren­en Bahnhöfen geben. Gefahren wird der Draisy von einem normalen Zugführer.

Während das Projekt bei Verbrauche­rvereinen die Hoffnung weckt, dass stillgeleg­te Bahnstreck­en wieder reaktivier­t werden könnten – wie etwa der Verein Florirail die Wiederaufn­ahme des Bahnverkeh­rs im Tal von Guebwiller bei Mühlhausen fordert –, will die französisc­he Eisenbahng­esellschaf­t SNCF den Draisy zunächst auf existieren­den Strecken nutzen, um die Taktung zu erhöhen, und so den Anschluss an besser bediente Linien verbessern. Das Konsortium will die Zulassung für den Draisy 2026 beantragen. Geht der Zeitplan auf, soll der erste Minizug 2027 im krummen Elsass rollen.

 ?? FOTO: HAIKU DESIGN ?? Minizug Draisy soll in drei Jahren auf die Schienen kommen.
FOTO: HAIKU DESIGN Minizug Draisy soll in drei Jahren auf die Schienen kommen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany