Bekannter Maler sorgte für besseren Sexualkunde-Unterricht
Große Wiedersehensfreude zum 60. Jahrestag des Abiturs am Völklinger Realgymnasium – heute Albert-Einstein- Gymnasium.
Acht gestandene Männer feiern den 60. Jahrestag ihres Abiturs. Was haben sie sich, wieder einmal, gefreut auf diesen Tag des Wiedersehens. Ihr Abitur hatten sie im Jahr 1964 am Realgymnasium (RGV) in Völklingen gemacht, inzwischen heißt diese Schule schon lange Albert
Einstein-Gymnasium.
Und weil's so schön ist, in Erinnerungen zu schwelgen, treffen sich die nun „Diamantenen“– in Anlehnung an den 60. Hochzeitstag – einmal jährlich. Zuletzt fast auf den Tag genau zum ereignisreichen Frühjahr 1964. Ein Jahr, in dem Cassius „Großmaul“Clay Boxweltmeister wird. In dem die deutschen Sozialdemokraten Willy Brandt zum Kanzlerkandidaten machen, die Sowjets überraschend Nikita Chrutschow absetzen.
Neun Jahre zuvor, 1955, starten 42 Schüler aus Völklingen, dem Köllertal und dem Warndt, auch aus Altenkessel, im damals noch reinen Bubengymnasium Völklingen, in die Sexta. Der Püttlinger Gerd Meyer, einer der Teilnehmer der Feier, erinnert sich: „Wir mussten alle eine Aufnahmeprüfung bestehen.“Klassenkamerad Albert Steimer ergänzt: „Während dieser Prüfung haben unsere Mütter in der Kirche für den Erfolg gebetet.“Meyer: „Unsere Eltern mussten Schulgeld bezahlen, ausgenommen waren Kinder von Bergleuten.“
Mit bestandenem Abitur hatten die Prüflinge einen Vorteil: „Es gab keinen Numnerus clausus. Alle 18, die bestanden hatten, haben auch studiert.“Unter anderem wurden acht Lehrer, vier Ärzte, einer Apotheker und einer Orthopäde; – Josef „Seppi“Schmitt machte sich sogar als langjähriger ärztlicher Betreuer der Deutschen Fußballnationalmannschaft einen Namen.
Unvergessen bleiben den damaligen Abiturierenten etliche Erlebnisse und Begegnungen, etwa die Eigenheiten ihres Klassenlehrers Karl „Bobby“Arend, die besondere Beziehung zum ersten weiblichen Lehrpersonal, Angela Köhler, Deutsch und Geschichte, „...in die wir alle verliebt waren“. Jetzt, beim historischen Treffen zum Sechzigsten, mit Besuchen im Zeitungsmuseum Wadgassen, im Weltkulturerbe Völklinger Hütte, beim Fototermin vor der altehrwürdigen „Penne“oder beim gemeinsamen Abendessen mit den Ehefrauen, werden die Erinnerungen vertieft: Wie Mini-Dynamitstangen im Physikunterricht für Chaos sorgten. Wie erste Kontaktaufnahmen mit zu viel Alkohol ausgingen. Wie ihr Kunstlehrer, der bedeutende Maler August Clüsserath, sie mehr über den Körper von Frauen gelehrt hat, als im Sexualkunde-Unterricht zu erfahren war. Das Fazit sei Albert Steimer überlassen: „Wir hatten das Glück, dass wir von Anfang an eine verschworene Gemeinschaft waren und dass unsere Freundschaft sechs Jahrzehnte überstanden hat.“