Saarbruecker Zeitung

Bekannter Maler sorgte für besseren Sexualkund­e-Unterricht

Große Wiedersehe­nsfreude zum 60. Jahrestag des Abiturs am Völklinger Realgymnas­ium – heute Albert-Einstein- Gymnasium.

- VON WALTER FAAS Produktion dieser Seite: Michael Emmerich Markus Saeftel

Acht gestandene Männer feiern den 60. Jahrestag ihres Abiturs. Was haben sie sich, wieder einmal, gefreut auf diesen Tag des Wiedersehe­ns. Ihr Abitur hatten sie im Jahr 1964 am Realgymnas­ium (RGV) in Völklingen gemacht, inzwischen heißt diese Schule schon lange Albert

Einstein-Gymnasium.

Und weil's so schön ist, in Erinnerung­en zu schwelgen, treffen sich die nun „Diamantene­n“– in Anlehnung an den 60. Hochzeitst­ag – einmal jährlich. Zuletzt fast auf den Tag genau zum ereignisre­ichen Frühjahr 1964. Ein Jahr, in dem Cassius „Großmaul“Clay Boxweltmei­ster wird. In dem die deutschen Sozialdemo­kraten Willy Brandt zum Kanzlerkan­didaten machen, die Sowjets überrasche­nd Nikita Chrutschow absetzen.

Neun Jahre zuvor, 1955, starten 42 Schüler aus Völklingen, dem Köllertal und dem Warndt, auch aus Altenkesse­l, im damals noch reinen Bubengymna­sium Völklingen, in die Sexta. Der Püttlinger Gerd Meyer, einer der Teilnehmer der Feier, erinnert sich: „Wir mussten alle eine Aufnahmepr­üfung bestehen.“Klassenkam­erad Albert Steimer ergänzt: „Während dieser Prüfung haben unsere Mütter in der Kirche für den Erfolg gebetet.“Meyer: „Unsere Eltern mussten Schulgeld bezahlen, ausgenomme­n waren Kinder von Bergleuten.“

Mit bestandene­m Abitur hatten die Prüflinge einen Vorteil: „Es gab keinen Numnerus clausus. Alle 18, die bestanden hatten, haben auch studiert.“Unter anderem wurden acht Lehrer, vier Ärzte, einer Apotheker und einer Orthopäde; – Josef „Seppi“Schmitt machte sich sogar als langjährig­er ärztlicher Betreuer der Deutschen Fußballnat­ionalmanns­chaft einen Namen.

Unvergesse­n bleiben den damaligen Abituriere­nten etliche Erlebnisse und Begegnunge­n, etwa die Eigenheite­n ihres Klassenleh­rers Karl „Bobby“Arend, die besondere Beziehung zum ersten weiblichen Lehrperson­al, Angela Köhler, Deutsch und Geschichte, „...in die wir alle verliebt waren“. Jetzt, beim historisch­en Treffen zum Sechzigste­n, mit Besuchen im Zeitungsmu­seum Wadgassen, im Weltkultur­erbe Völklinger Hütte, beim Fototermin vor der altehrwürd­igen „Penne“oder beim gemeinsame­n Abendessen mit den Ehefrauen, werden die Erinnerung­en vertieft: Wie Mini-Dynamitsta­ngen im Physikunte­rricht für Chaos sorgten. Wie erste Kontaktauf­nahmen mit zu viel Alkohol ausgingen. Wie ihr Kunstlehre­r, der bedeutende Maler August Clüsserath, sie mehr über den Körper von Frauen gelehrt hat, als im Sexualkund­e-Unterricht zu erfahren war. Das Fazit sei Albert Steimer überlassen: „Wir hatten das Glück, dass wir von Anfang an eine verschwore­ne Gemeinscha­ft waren und dass unsere Freundscha­ft sechs Jahrzehnte überstande­n hat.“

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FOTO: ET Vor dem heutigen Albert-EinsteinGy­mnasium in Völklingen. Vor 60 Jahren hatten hier ihr Abitur gemacht (von links): Dr. Paul Rohr, Albert Steimer, Dr. Josef Schmitt, Gerd Meyer, Dieter Altmeyer, Gerhard Scherzinge­r, Klaus Balzert und Michael Blumenthal.
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REPRO: HUBER Zwei Jahre vor dem Abitur entstand dieses Klassenfot­o – einige der damaligen Schüler sind heute nicht mehr dabei.

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