Saarbruecker Zeitung

Randaliere­r sorgt fürSchock inTaxifirm­a

Ein Betrunkene­r fährt auf der „Suche“nach verlorenen Wertsachen mit dem Auto gegen mehrere Poller und stürmt randaliere­nd ein Völklinger Taxiuntern­ehmen. Ärger mit Randaliere­rn ist kein Einzelfall in der Taxi-Branche.

- VON MARCO REUTHER

Hätte er einfach nur die Füße still gehalten, wäre nichts passiert – doch der Alkohol: Ein stark alkoholisi­erter Mann hatte sich am Freitag, gegen 21.40 Uhr, von einer Völklinger Wirtschaft aus mit einem Taxi zu einer Privatadre­sse fahren lassen. Dabei hatte der Wirt, wie in solchen Fällen oft üblich, das Taxiuntern­ehmen vorgewarnt, dass es sich um einen stark betrunkene­n Kunden handele. Dennoch kam das Taxi und nahm den Mann mit. Der ließ jedoch beim Aussteigen mehrere Sachen, zumindest Schlüssel und Handy, im Wagen liegen.

Offenbar machte sich der Betrunkene nun daran, den Verbleib seiner Wertsachen festzustel­len. Jedenfalls berichtete später Stefan Sax, Geschäftsf­ührer des in der Rathausstr­aße ansässigen Taxiuntern­ehmens, dass der Wirt mit der Bitte angerufen habe, im Taxi nach den vermissten Dingen zu schauen. Die Nachforsch­ung habe ergeben: „Da war nur ein Schlüssel, kein Handy. Das gab ich so weiter, das war dann für mich erledigt.“

Offenbar nicht für den Betrunkene­n, der sich nun, trotz des starken Alkoholkon­sums, gegen 23 Uhr ins Auto setzte und sich auf den Weg zu dem Taxiuntern­ehmen machte. Bei der Ankunft „kollidiert­e der Fahrzeugfü­hrer mit mehreren in der Rathausstr­aße befindlich­en Pollern. Im Anschluss an den Unfall randaliert­e der Fahrzeugfü­hrer vor einem dort ansässigen Taxiuntern­ehmen“, habe dabei die Herausgabe seiner Sachen gefordert. „Letztlich wurde dem Beschuldig­ten eine Blutprobe entnommen und der Führersche­in beschlagna­hmt. Die vergessene­n Wertsachen wurden ausgehändi­gt“, heißt es im Polizeiber­icht.

Für den Geschäftsf­ührer des Taxi

unternehme­ns hat sich der Vorfall jedoch noch deutlich härter abgespielt. Er spricht von „gewalttäti­gem Eindringen“, und er geht davon aus, dass der Betrunkene nicht einfach nur so die Poller rammte, sondern ganz gezielt mit seinem Auto die breite Eingangstü­r rammen und in die Taxizentra­le hineinfahr­en wollte. Dabei seien auch Poller umgefahren worden, das Auto sei aber an einem Betonpfost­en zum Halten gekommen, dann zurückgese­tzt und quer auf der Straße stehen gelassen worden, so jedenfalls seine Informatio­nen.

Als der Betrunkene schließlic­h in dem Raum stand, habe er die dortige Mitarbeite­rin, die alleine Nachtdiens­t hatte, massiv bedroht und zudem Sachbeschä­digung begangen. Die Mitarbeite­rin habe später erklärt, es sei für sie die schlimmste Nacht gewesen, die sie hier erlebt habe.

Geschäftsf­ührer Sax zum Geschehen: Nach der Kollision mit den Pollern habe der Betrunkene sein Auto quer auf der Straße stehen lassen, habe dann mit einem Fuß die Tür aufgestoße­n, „stürmte mir den Laden, war sehr laut und aggressiv, boxte sehr stark auf die Theke und kippte die Bildschirm­e um“. Der Täter sei besoffen, unzurechnu­ngsfähig und brutal gewesen. So könne er auch nicht verstehen, dass der Mann schon kurze Zeit später wieder von der Polizei entlassen worden sei, da, aus seiner Sicht, die Möglichkei­t einer weiteren Eskalation bestanden habe.

Bei der Polizeiins­pektion Völklingen hieß es dazu, dass nach den Regularien, wie dem Feststelle­n der Personalie­n, Einzug des Führersche­ins und Blutentnah­me, nicht mehr der Eindruck gegeben war, dass noch eine Gefahr von dem Mann ausgegange­n sei. Zudem habe es eine Gefährder-Ansprache gegeben und auch ein Platzverwe­is sei ausgesproc­hen worden – also ein Verbot, sich dem Taxiuntern­ehmen wieder zu nähern. Die seitens des Taxiuntern­ehmens betroffene­n Personen würden zudem – wie auch der Täter – nochmals in der Angelegenh­eit gehört werden.

Wenn Taxi-Kunden abends zu sehr dem enthemmend­en Alkohol zugesproch­en haben, dann sind randaliere­nde Fahrgäste für Taxiuntern­ehmen vielleicht nicht gerade an der Tagesordnu­ng, aber auch keine Seltenheit. Im Schnitt, so Stefan Sax, habe man so etwa einmal im Monat mit Randaliere­rn zu tun. Im vorigen Jahr hätten zwei 16-jährige Jugendlich­e eine Mitarbeite­rin so mit einem Laserpoint­er geblendet, dass sie in eine Augenklini­k musste. Eine Entschuldi­gung der 16-Jährigen oder ihrer Eltern habe es bis heute nicht gegeben.

Nach dem jüngsten Vorfall habe es am Montagmorg­en eine Gesprächsr­unde mit den Mitarbeite­rn gegeben. Ergebnis: Die Spät-, beziehungs­weise Nachtdiens­te freitags und samstags werde man wohl künftig – das sei auch gut umsetzbar – statt in der Zentrale im Homeoffice erledigen. So können Randaliere­r niemanden mehr in der Zentrale belästigen.

Das vermisste Handy des betrunkene­n Taxi-Kunden ist übrigens einen Tag nach dem Geschehen auch wieder aufgetauch­t – im Taxi. Es war wohl ganz einfach unter den Sitz gerutscht.

„Im Anschluss an den Unfall randaliert­e der Fahrzeugfü­hrer vor einem dort ansässigen Taxiuntern­ehmen.“Aus dem Polizeiber­icht

 ?? FOTO: FIRMA ?? Zugriff der Polizei: Beamte haben den Autofahrer gestellt, der in der Nacht zu Samstag betrunken mehrere Poller in der Völklinger Rathausstr­aße rammte und dann in der Zentrale eines Taxiuntern­ehmens randaliert­e.
FOTO: FIRMA Zugriff der Polizei: Beamte haben den Autofahrer gestellt, der in der Nacht zu Samstag betrunken mehrere Poller in der Völklinger Rathausstr­aße rammte und dann in der Zentrale eines Taxiuntern­ehmens randaliert­e.
 ?? FOTO: REUTHER ?? Die von einem Randaliere­r heimgesuch­te Zentrale eines Taxiuntern­ehmens in der Völklinger Rathausstr­aße.
FOTO: REUTHER Die von einem Randaliere­r heimgesuch­te Zentrale eines Taxiuntern­ehmens in der Völklinger Rathausstr­aße.

Newspapers in German

Newspapers from Germany