Von Sankt Peter zu Kesslinger Siebenschläfern
Mit ihrer Saisoneröffnung am Samstag weiht die St.-Jakobus- Gesellschaft Rheinland-Pfalz/Saarland die Verbindung von Merzig zum Jakobsweg bei Borg ein. Die Strecke ist mittlerweile ausgewiesen und ist knapp 38 Kilometer lang.
Noch tragen die Rebstöcke in unmittelbarer Nähe der Kreuzbergkapelle ihr Winterkleid – trotz des strahlenden Sonnenscheins, der Berg und Tal in frühlingshaftes Licht hüllt. Dass es am Josefstag (19. März) viele Menschen zu der kleinen Kirche auf der Anhöhe lockt, hat mehr als 170 Jahre Tradition. Bald werden auch Wanderer, die den berühmtesten Pilgerweg gehen, den Ort in Besitz nehmen, dem ganz Merzig zu Füßen liegt. Am Samstag, 23. März, bei der Saisoneröffnung der St.-Jakobus-Gesellschaft, wird die Kreuzbergkapelle offiziell ein Etappenziel der neuen Verbindung zum Jakobsweg bei Borg. Die fast 38 Kilometer, die nunmehr ausgewiesen sind, starten in Merzig und führen über Mettlach und Orscholz weiter nach Kesslingen und Borg, die zur Gemeinde Perl gehören.
Zum Auftakt der Einweihung am Samstag um 10 Uhr gibt es in der Merziger Pfarrkirche St. Peter nach den Worten von Dekan Patrick Schmidt einen Wortgottesdienst, den Organist Peter Maas musikalisch begleiten wird. „Wir freuen uns, dass der Jakobsweg in Zukunft von hier aus starten wird und hoffen, dass viele Pilger dies zum Anlass nehmen, um von hier aus nach Santiago de Compostela aufzubrechen“, sagt der Geistliche.
Die Idee, dass sich die Kreisstadt und der Apostel, der in Santiago de Compostela seine letzte Ruhe fand, näher kommen, hatte die Merzigerin Karin Hans. Einige Etappen des Weges in Deutschland hat sie nach eigenen Worten mit ihrem Ehemann bewältigt – Touren, die sie faszinierten, auch wegen deren Symbolik. Sie bedauerte, dass ihre Heimatstadt abseits des Weges liege und offenbarte Oberbürgermeister Marcus Hoffeld ihren Gedanken. Der wiederum wandte sich an Peter Klein, Geschäftsführer der Saarschleifenland Tourismus GmbH (STG), der Tourismus-Gesellschaft des Landkreises. „Er hat mich angesprochen, ob es nicht möglich wäre, eine Verbindung von der Kreisstadt zum Jakobsweg an der Obermosel zu schlagen“, erzählt der Cheftouristiker des Grünen Kreises. Begeistert von dem Vorstoß, habe er nach Mitstreitern gesucht, um den Einfall in die Tat umzusetzen – zunächst in der Perler Gemeindeverwaltung. Die Zuständigen im Rathaus hätten ihm den Rat gegeben, auch die St.Jakobus-Gesellschaft mit ins Boot zu holen. Nur zu gerne sagten deren Präsidentin Birgit Heinrich und die beiden Mitglieder aus Kesslingen, Peter Kessler und Franz-Wilhelm Babitsch, zu.
Die beiden Männer von der Kulturinsel Jakobus hatten ein paar Jahre zuvor mit Gleichgesinnten eine Abzweigung des Jakobsweges nach Kesslingen geschaffen. Ihr Ziel: Fremden die Besonderheiten des Ortes nahe zu bringen. Wegen ihres Engagements sind sie laut Klein geeignet, an dem Projekt mitzuarbeiten. „Durch die Hinweise auf geeignete Partner wurde eine Kaskade in Gang gesetzt, die positiver nicht sein konnte“, beschreibt er seine Zusammenarbeit mit den drei Kommunen, dem Landkreis und den Ehrenamtlichen der Gesellschaft. So weiß Swen Deutsch, Wegewart des Kreises, mit schlafwandlerischer Sicherheit, wo Hinweisschilder entlang der Strecke anzubringen sind – immer unter dem Zeichen des Saar-HunsrückSteiges.
„Für unser gemeinsames Projekt haben Birgit Leidinger und ich ein Logo entwickelt“, verrät Klein. Leitet auf dem Jakobsweg selbst eine gelbe Jakobsmuschel auf blauem Grund
Pilger nach Santiago de Compostela, so haben die beiden die Farbkombination umgedreht: In sattem Blau erstrahlt die Muschel auf sonnengelbem Untergrund. Ob Original oder Zubringer im Saarschleifenland: „Ein Weg muss so markiert werden, dass auch ortsfremde Wanderer ohne Kartenmaterial ihm folgen können“, sagt der Geschäftsführer der Kreis-Tourismusgesellschaft. „Die gesamte Strecke verläuft über Premium-Wanderwege“, sagt er – die Traumschleife Wolfsweg und die Tafeltour an der Saarschleife.
Wie bei ihrem großen Vorbild, so säumen Kirchen und Kapellen die Route – so das imposante Gotteshaus Sankt Peter im Herzen der Kreisstadt. Ein Gabelkreuz aus dem 14. Jahrhundert dominiert den Altarraum. Der Blumenschmuck auf dem Altar stammt in der Regel aus dem Pfarrgarten. An dem romanischen Sakralbau, erbaut im 13. Jahrhundert, startet die Zuwegung.
Vorbei an der Kreuzbergkapelle aus dem Jahr 1858 geht es durch eine traumhafte Natur nach Mettlach zur Pfarr- und Wallfahrtskirche St. Lut
winus. 1902 im rheinisch-neoromanischen Stil erbaut, bietet sie Beispiele der heimischen Mosaikkunst.
Jede Menge Geschichten birgt auch die Pfarrkirche in Orscholz, die dem heiligen Nikolaus geweiht ist. Stolz sind die Kesslinger auf ihr schmuckes Dörfchen und die Zeugnisse aus der Vergangenheit – auf die Friedens-Eiche von 1871, das ArmaChristi-Kreuz, den Jakobs-Brunnen und das alte Milchhäuschen.
Eine Rarität ist die Jakobus-Kapelle, deren spätgotische Fresken vermutlich aus dem 14. Jahrhundert
stammen und die die vier Evangelisten darstellen.
Den Siebenschläfern, eine Bildhauerarbeit aus dem 17. Jahrhundert im Mittelschiff, wird das Team um Peter Kessler bei der Saisoneröffnung ein Theaterstück widmen. Die Gruppe nimmt ihre Zuschauer mit in die Zeit vor der Christenverfolgung. Der Legende nach flohen sieben Brüder aus Ephesus in eine Höhle, wurden eingemauert und schliefen dort über Jahrhunderte, bis sie bei der Öffnung der Höhle aufwachten.