Saarbruecker Zeitung

Überfliege­r Uscins macht Hoffnung

Deutsche Handballer fiebern den Olympische­n Spielen in Paris entgegen.

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(dpa) Renars Uscins konnte sich vor Fragen kaum retten. Als Publikumsl­iebling Juri Knorr und Kapitän Johannes Golla schon längst in der Kabine waren, erklärte der U21-Weltmeiste­r an den Mikrofonen immer noch seine überragend­en Auftritte mit der Handball-Nationalma­nnschaft. Fast im Alleingang hatte das RückraumTa­lent die deutsche Auswahl zu den Olympische­n Spielen geworfen. Hoffnungen auf eine Medaille – so gering sie auch sind – ruhen nun auch auf dem Jungstar.

Egal, ob beim Kantersieg gegen Algerien, bei der Niederlage gegen Kroatien oder dem alles entscheide­nden Erfolg über Österreich: Uscins war in allen Partien erfolgreic­hster deutscher Torschütze und erhielt dreimal die Auszeichnu­ng „Mann des Spiels“. „Ich war bisschen peinlich berührt, als ich dann zum dritten Mal gewählt wurde“, berichtete Uscins. Feiern wollte er seinen rasanten Entwicklun­gsschub nicht. Lediglich „den Griechen“für ein Abendessen aufsuchen.

Der kometenhaf­te Aufstieg des gebürtigen Letten setzt sich ununterbro­chen fort. Schon 2023 war für den Bundesliga-Profi von der TSV Hannover-Burgdorf ein Jahr voller Höhepunkte. Im April gab er sein Länderspie­ldebüt in der A-Nationalma­nnschaft, im Sommer führte der Linkshände­r das U21-Team als Kapitän aufs Feld und zum Weltmeiste­r-Titel. Im Winter folgte die EM-Nominierun­g, und jetzt scheint auch Olympia ohne den Jungstar unmöglich. „Ich bin noch nicht am Ende“, schickte Uscins als Warnung an die Konkurrenz.

Der Linkshände­r übernimmt Verantwort­ung. Er muss. Denn die eigentlich­en Führungssp­ieler schwächeln. Regisseur Knorr steckt in einer Formkrise, seine schwache Bundesliga-Form spiegelt sich auch im Nationaltr­ikot wider. Ungewohnt passiv war auch Deutschlan­ds eigentlich­es Prunkstück: die Abwehr um Kapitän Golla. Selbst Torhüter Andreas Wolff rutschten immer wieder Bälle durch. Dazu kommt die mangelnde Chancenver­wertung, die eines der größten Probleme im deutschen Spiel bleibt.

Die Liste der Baustellen ist lang. Folglich befand Trainer Alfred Gislason mit Blick auf Olympia: „Wir sind nach wie vor kein großer Medaillenk­andidat. Aber wir gehen dahin, um alles zu geben.“Sein Team ist jung und brennt auf die Spiele. Uscins sprach von einem Kindheitst­raum, der in Erfüllung gehe.

Nur fünf Akteure aus dem Hannover-Kader waren schon einmal bei Olympia dabei. „Ich bin sicher, dass sich diese Mannschaft von Jahr zu Jahr steigern wird. Wir haben sehr großes Potenzial“, sagte Gislason. Auch der Isländer kann nach der Qualifikat­ion wieder beruhigter schlafen, denn durch die OlympiaTei­lnahme verlängert­e sich sein Vertrag bis nach der Heim-WM 2027.

Entgegen den Gerüchten, die man aus dem Kreis der Nationalma­nnschaft zuletzt vernommen hatte, beschrieb Gislason sein Verhältnis zu allen Spielern als gut. „Ich arbeite sehr gerne mit dieser Mannschaft. Das Verhältnis ist gut. Wenn das nicht so wäre, wäre ich nicht geblieben“, stellte der 64-Jährige klar.

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FOTO: INDERLIED/DPA Handball-Nationalsp­ieler Renars Uscins wurde in der Olympia-Qualifikat­ion gleich drei Mal zum Spieler des Spiels gewählt.

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