Saarbruecker Zeitung

Saarland will Cannabisge­setz der Ampel im Bundesrat aufhalten

Die Landesregi­erung fordert Veränderun­gen am Entwurf von Gesundheit­sminister Karl Lauterbach – der befürchtet das Aus für die Cannabis-Freigabe.

- VON FLORIAN RECH

Die saarländis­che Landesregi­erung wird sich bei der Abstimmung im Bundesrat zur Teillegali­sierung von Cannabis am kommenden Freitag für die Anrufung des Vermittlun­gsausschus­ses ausspreche­n. „Das Cannabisge­setz mag gut gedacht sein, es ist aber nicht gut gemacht“, sagte Regierungs­sprecher Julian Lange am Dienstag.

Folgende Ziele sollen aus saarländis­cher Sicht im Vermittlun­gsausschus­s verhandelt werden: „Wir wollen eine bessere Prävention für

Kinder und Jugendlich­e; wir wollen strengere Regeln für unter 25-Jährige; wir wollen, dass der Vollzugsau­fwand, den die Länder tragen müssen, auch vom Bund finanziert wird“, so Lange. Zudem müsse der Aufwand für die Umsetzung der geplanten Amnestiere­gelung durch die Justiz verringert werden, indem das Inkrafttre­ten des Gesetzes verschoben wird. Grundsätzl­ich sei die saarländis­che Landesregi­erung für eine Teillegali­sierung von Cannabis, allerdings nicht zu den Bedingunge­n des vorliegend­en Gesetzentw­urfs, den der Bundestag bereits verabschie­det hat.

Spricht sich eine Mehrheit der Länder im Bundesrat dafür aus, das Cannabisge­setz für Nachbesser­ungen in den Vermittlun­gsausschus­s zu schicken, wird das Gesetz nicht wie geplant am 1. April in Kraft treten. Mehrere Unteraussc­hüsse des Bundesrats hatten sich bereits für eine Verschiebu­ng auf den 1. Oktober ausgesproc­hen.

Bundesgesu­ndheitsmin­ister Karl Lauterbach (SPD) hatte am Montag davor gewarnt, den Vermittlun­gsausschus­s anzurufen. Er befürchtet eine Blockade des Gesetzes. „Jedes von SPD und Grünen mitregiert­e

Land muss wissen, dass das Cannabisge­setz am nächsten Freitag stirbt, wenn man den Vermittlun­gsausschus­s anruft“, schrieb Lauterbach im Kurznachri­chtenporta­l X.

Unionsgefü­hrte Länder wie Bayern und Sachsen haben bereits angekündig­t, das Cannabisge­setz im

Vermittlun­gsausschus­s blockieren zu wollen. „Mein Ziel ist es, dass dieses Gesetz niemals wieder aus dem Vermittlun­gsausschus­s herauskomm­t“, kündigte der sächsische Ministerpr­äsident Michael Kretschmer (CDU) an.

Der Deutsche Hanfverban­d, eine Lobbyorgan­isation mit dem Ziel der Cannabisle­galisierun­g, versucht seinerseit­s mit einer gezielten Aktion das Abstimmung­sverhalten der Bundesländ­er zu beeinfluss­en. So wurde auch die SPD-Fraktion im Saar-Landtag mit E-Mails überschütt­et. Allein der Fraktionsv­orsitzende Ulrich Commerçon, erhielt laut SPD-Fraktion am Sonntag 11 000 E-Mails mit einer vorgeferti­gten Nachricht des Hanf-Verbandes. Dadurch würden ein konstrukti­ver Austausch zur Cannabisle­galisierun­g eher verhindert als ermöglicht und die Arbeitsabl­äufe in der Fraktion gestört, so Commerçon.

„Das Cannabisge­setz mag gut gedacht sein, es ist aber nicht gut gemacht.“Julian Lange Sprecher der Saar-Landesregi­erung

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