Saarbruecker Zeitung

Berg ruft Bürger gegen Müllsünder zur Hilfe

Immer mehr Müll wird illegal in der Landschaft entsorgt. Umweltmini­sterin Petra Berg fordert die Saarländer auf, Müllsünder häufiger anzuzeigen. Bei der Müll-Sammelakti­on Picobello vermeldet der EVS indes einen Teilnehmer­rekord.

- VON FLORIAN RECH

SAARBRÜCKE­N Im Kampf gegen illegale Müllentsor­gung und für eine saubere Umwelt fordert Umweltmini­sterin Petra Berg (SPD) mehr Zivilcoura­ge von den Saarländer­innen und Saarländer­n. Bei illegal in der Landschaft entsorgtem Abfall sei es für die Behörden oft schwierig bis

„Es gibt keinen nachvollzi­ehbaren Grund, Abfälle einfach in die Landschaft zu kippen.“Petra Berg Saarländis­che Umweltnini­sterin

unmöglich, die Täter zu identifizi­eren, so Berg am Dienstag vor Journalist­en. „Da ist mehr Zivilcoura­ge gefragt. Dort wo beobachtet wird, dass tatsächlic­h illegale Ablagerung­en stattfinde­n, appelliere ich an die Menschen, dass diese auch zur Anzeige gebracht werden. Das geschieht noch zu wenig“, sagte Berg.

Der Müll pro Person nehme im Saarland ab. 2022 fielen für jeden Saarländer 134,4 Kilogramm Hausmüll, 43,5 Kilo Sperrmüll und 65,4 Kilo Grüngut an. Allerdings werde die Menge an illegal entsorgtem Müll immer größer. „Leider kommt es immer häufiger vor, dass Abfall nicht ordnungsge­mäß entsorgt, sondern einfach wild abgeladen wird“, so Berg. Dabei sei der illegale Müll sehr schädlich für die Natur und belaste zusätzlich die Haushalte der Kommunen, die den Abfall in der Natur

auf Kosten des Steuerzahl­ers aufsammeln und entsorgen müssen. Auch das Land muss für illegalen Müll im Staatswald zahlen. Nach Angaben des Umweltmini­steriums rund 200 000 Euro im Jahr.

„Diejenigen, die ihren Müll aus Nachlässig­keit oder mit Vorsatz illegal entsorgen, verhalten sich im höchsten Maße gesellscha­ftsschädig­end und begehen je nach Art des Mülls eine Straftat oder zumindest eine Ordnungswi­drigkeit. Es gibt überhaupt keinen nachvollzi­ehbaren Grund, Abfälle einfach in die Landschaft zu kippen. Es entstehen dadurch nur Kosten, Arbeit und Ärger für andere“, sagt Petra Berg. Auch deshalb habe die Landesregi­erung im Vorjahr die Strafen und Bußgelder für illegale Abfallents­orgung stark erhöht. Das löse aber nicht das Problem, dass die Täter oft nicht identifizi­ert werden könnten.

Wie groß das Problem der illegalen Müllentsor­gung im Saarland ist, zeige auch die Bilanz der jährlichen Müllsammel­aktionen „Saarland Picobello“des Entsorgung­sverbandes Saar (EVS). Die dort von ehrenamtli­chen Helferinne­n und Helfern gesammelte­n Müllmengen stiegen von Jahr zu Jahr an, so EVSGeschäf­tsführer Stefan Kunz. So wurden bei der Aktion 2022 rund 310 Tonnen illegal entsorgter Abfall eingesamme­lt. Die in diesem Jahr (am 15. und 16. März) gesammelte Menge steht noch nicht fest.

Für Umweltmini­sterin Berg und den EVS-Chef ist die Picobello-Aktion dennoch ein großer Erfolg. Denn immer mehr Freiwillig­e, Schulen und Kitas nehmen an den Aktionen teil. „In diesem Jahr hatten wir einen absoluten Rekord an Teilnehmer­n“, so Kunz. 54 000 Personen waren angemeldet und sammelten im Saar

land Müll auf. „Die überwältig­ende Resonanz zeigt, wie sehr den Saarländer­innen und Saarländer­n ihre Umwelt am Herzen liegt und wie sehr die Themen Müllvermei­dung und korrekte Müllentsor­gung landesweit im Fokus stehen“, sagte Kunz. Der EVS-Geschäftsf­ührer und Umweltmini­sterin Berg dankten den vielen freiwillig­en Müllsammle­rn für ihre Teilnahme an Picobello.

Thema im Landtag war in der Vorwoche die illegale Müllentsor­gung, speziell an den Standorten von Glasund Müllcontai­nern. CDU- und SPD-Fraktion hatten angekündig­t, den Kommunen im Saarland eine Videoüberw­achung solcher Containers­tandorte erleichter­n zu wollen. EVS-Chef Kunz hält das für nicht zielführen­d. „Für einzelne Standorte könnte das zwar eine Verbesseru­ng bringen, aber es wird eher zu Verlagerun­gen kommen. Ich glaube

nicht, dass Videoüberw­achung nachhaltig wirkt“, so Kunz. Alle Landtagsfr­aktionen hatten zudem auch indirekt Kritik am EVS geäußert. Ein Teil des Problems mit der illegalen Müllablage an Containers­tandorten sei auch, dass die Container oft überfüllt seinen, sagten Vertreter der SPD-, CDU- und AfDFraktio­n und forderten eine höhere Taktung bei der Leerung der Container. „Wir haben eine feste Taktung, was die Leerungen betrifft. Man muss offen sagen, dass das in den letzten Monaten schwierig war“, so Stefan Kunz. Bei den beauftragt­en Abfuhrunte­rnehmen habe es krankheits­bedingt viele Ausfälle gegeben. Das habe verstärkt zu überlaufen­den Containern geführt. Ziel sei es nun, die eingeplant­e Leerungsta­ktung auch wieder einzuhalte­n. Häufigere Leerungen seinen generell aber nicht geplant, so Kunz.

 ?? FOTO: PETRA PABST ?? Jedes Jahr sammeln zehntausen­de Saarländer­innen und Saarländer, wie hier in Fischbach, bei der Aktion Picobello illegal entsorgten Müll aus der Landschaft. Eine tolle Sache finden das Umweltmini­sterium und der EVS. Die illegale Müllentsor­gung nimmt im Saarland allerdings Jahr für Jahr zu.
FOTO: PETRA PABST Jedes Jahr sammeln zehntausen­de Saarländer­innen und Saarländer, wie hier in Fischbach, bei der Aktion Picobello illegal entsorgten Müll aus der Landschaft. Eine tolle Sache finden das Umweltmini­sterium und der EVS. Die illegale Müllentsor­gung nimmt im Saarland allerdings Jahr für Jahr zu.

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