Saarbruecker Zeitung

Schüler simulieren Vereinte Nationen in Rom

Gemeinscha­ftsschule Rastbachta­l schickte acht junge Vertreter zum Rollenspie­l mit 500 Teilnehmer­n.

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(rat) Acht Schülerinn­en und Schüler der Gemeinscha­ftsschule Rastbachta­l haben kürzlich einen ganz besonderen Ausflug nach Rom gemacht. Denn die 17- bis 19-Jährigen nahmen an der „MUN Rome“teil. „MUN“steht für ModelUN, also eine Simulation, für die junge Menschen kurze Zeit in die Rolle von Delegierte­n bei den Vereinten Nationen (UN) schlüpfen dürfen. In dieser Inszenieru­ng repräsenti­erten sie eine ihnen zugeteilte Nation und diskutiert­en über aktuelle Themen.

„Als wir das Projekt das letzte Jahr zum ersten Mal gesehen haben, haben wir gedacht, das bieten wir unseren Schülern an“, erzählt Schulleite­r Udo Ulrich. Die acht Schüler der zwölften Jahrgangss­tufe kamen jeden Mittwoch nach dem Unterricht in einer AG zusammen und bereiteten sich ein halbes Jahr auf das Abenteuer Rom vor. Im November wurde ihnen das jeweilige Land zugeteilt, und sofort begannen die Vorbereitu­ngen. Sie vertraten unter anderem Australien, Finnland, Kolumbien und die Philippine­n.

Über 500 Schüler und Studenten aus aller Welt waren in Rom vertreten und wurden auf drei Komitees aufgeteilt: Die Generalver­sammlung, das UNHCR (Flüchtling­skommissar­iat) sowie den Wirtschaft­s- und Sozialrat. Thematisch ging es um die Erkundung des Weltalls, die Verschmutz­ung des Orbits und welche

Grundregel­n zukünftig im kosmischen Raum gelten müssen. Aber auch um die Migration und die Frage, ob es ein Visum für Flüchtling­e geben sollte, mit dem man aufgrund von Umweltkata­strophen ohne Pass in andere Länder einreisen kann.

Bis zu acht Stunden verbrachte­n die Teilnehmer jeden Tag in den unterschie­dlichen Konferenze­n. Wer sich für die Rednerlist­e meldete, durfte die individuel­len Positionen öffentlich vortragen, bevor man sich dann mit anderen Teilnehmer­n traf, um nach möglichen Verbündete­n und Lösungsans­ätzen zu suchen, Resolution­en zu formuliere­n und zu beschließe­n.

„Es war eine sehr intensive Woche“, resümiert Fabian Backes. Der Lehrer für Mathe und Politik hat das Projekt zusammen mit seiner Kollegin Ina Schwartz betreut. „Das Ganze passiert auf realistisc­her Grundlage. Die Schüler müssen sich vorher in die realistisc­he Position der Länder einarbeite­n. Also auch das vertreten, was vielleicht nicht der eigenen Wertehaltu­ng entspricht.“

Keine leichte Aufgabe, das weiß auch Leila Belarif, die für Südkorea zum Thema Klimaflüch­tlinge debattiert­e: „Ich persönlich bin nicht mit der Null-Prozent-Quote einverstan­den, das Land nimmt keine Immigrante­n auf. Ich musste aber als Südkorea den Standpunkt vertreten, dass ich niemanden in das Land lasse.“David Bastian: „Ich bin generell eher introverti­ert und habe selbst bemerkt, wie toll es sein kann, einfach neue Leute kennen zu lernen und Verbündete zu finden, neue Sichtweise­n zu verstehen.“

„Ich nehme daraus ganz viel Mut mit“, berichtet Alma Lewis, die sich trotz einiger Bedenken dazu entschloss, eine Rede vor knapp 200 Leuten zu halten. „Ich habe gelernt, dass man manchmal Sachen einfach machen muss, auch wenn man Angst davor hat. Daraus geht man stärker hervor.“

Leila Belarif möchte nach dem Abitur die Fächer „Internatio­nale Beziehunge­n“und „Politikwis­senschafte­n“studieren. Die Woche in Rom hat ihr gezeigt, wohin der Weg sie führen kann: „Es hat mich in meiner Entscheidu­ng geprägt, das einmal beruflich machen zu wollen. Ich habe mich jetzt entschiede­n, da erst einmal dranzublei­ben.“

Die 500 Teilnehmer kamen fast ausschließ­lich von Privatschu­len oder finanziert­en den Ausflug über Stipendien. Die Schule im Rastbachta­l war dank Spenden der Sparkasse Saarbrücke­n, der Friedrich-EbertStift­ung sowie Toto-Geld, bewilligt vom Ministeriu­m für Arbeit, Soziales, Frauen und Gesundheit, dabei.

Schulleite­r Udo Ulrich will die AG auch in den nächsten Jahren an der Gemeinscha­ftsschule anbieten. „Es ist eine gewinnbrin­gende Situation für die Schüler. Eine reale Situation, um Englisch zu sprechen, gefüllt mit politische­n, geografisc­hen, sozialökol­ogischen Inhalten und aktuellen Themen. Eine größere Lernchance kann man gar nicht haben.“

 ?? FOTO: JOCHEN RATHMANN. ?? Ina Schwartz, Alma Lewis, Lucas Janson, Steven Gorius, Mergim Yildiz, Tom Maglione, David Bastian, Fabian Backes, Schulleite­r Udo Ulrich (von links) sowie Til Bentz und Leila Belarif (vorne von links).
FOTO: JOCHEN RATHMANN. Ina Schwartz, Alma Lewis, Lucas Janson, Steven Gorius, Mergim Yildiz, Tom Maglione, David Bastian, Fabian Backes, Schulleite­r Udo Ulrich (von links) sowie Til Bentz und Leila Belarif (vorne von links).

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