Saarbruecker Zeitung

Sie halten Großrossel­n in Schuss

Betonstein­e verlegen, Friedhof in Schuss halten, öffentlich­e Rasen mähen, Papierkram erledigen. „ Allrounder“sind gefragt beim Bauhof Großrossel­n – und manchmal sogar Tortenbäck­er. Wir haben das Team an einem Arbeitstag begleitet.

- VON THOMAS ANNEN

Morgenstun­d hat Gold im Mund: Die Mitarbeite­r des Bauhofs der Gemeinde Großrossel­n müssen früh aufstehen, ihr Dienst beginnt um 7 Uhr. Vorarbeite­r Jürgen Kneip ist schon eine halbe Stunde vorher im Büro, um den Tag zu planen.

Das rund 30-köpfige Team hält nicht nur Straßen, Plätze und öffentlich­e Gebäude der Gemeinde in Schuss. Die Friedhöfe und die Spielplätz­e werden ebenfalls gepflegt. Außerdem sorgt der Bauhof dafür, dass Feste und Veranstalt­ungen reibungslo­s über die Bühne gehen können: Die Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r mähen die Wiese, stellen Schilder und Absperrung­en auf.

Am Computer liest Kneip die Mails und die Arbeitsauf­träge, die das Bauamt schickt. Heute sollen drei Birken an der Alten Schule in Großrossel­n wegen Pilzbefall­s gefällt werden. Um 8 Uhr bringt eine Firma einen Hubsteiger, das Fällen selbst übernimmt ein Fachmann des Bauhofs. Außerdem wurde ein wackelnder Kanaldecke­l gemeldet. Ein sogenannte­r Anti-Klapper-Ring, der dort eingelegt wird, kann das Problem lösen.

Kurz vor der Morgenbesp­rechung schaut noch ein Kollege bei Jürgen Kneip vorbei, er braucht ein neues Fahrtenbuc­h. Auch beim Bauhof ist viel Schreibarb­eit zu erledigen, vom Erstellen der Arbeitsauf­träge bis zum Ausfüllen der Arbeitszei­terfassung­sformulare. Die Dokumentat­ion ist wichtig, im Ernstfall – etwa bei einem Autounfall bei Schnee – muss

die Gemeinde nachweisen können, dass sie gestreut und damit ihre Verkehrssi­cherungspf­licht erfüllt hat. Jetzt, im Frühling, warten andere Arbeiten: Wenn die Vegetation richtig in Schwung kommt, sind die Rasenmäher permanent im Einsatz. Aber bis dahin dauert es noch ein paar Tage. Aktuell werden Rasengräbe­r vertikutie­rt und gedüngt, erklärt Jürgen Kneip.

Während der Einsatzbes­prechung redet der gelernte Schlosser sehr ruhig, seine Mitarbeite­r hören auf

merksam zu. Viele Worte werden nicht gewechselt. Die Truppe ist ein eingespiel­tes Team, jeder weiß, was zu tun ist. Schnell ist geklärt, wer mit wem ausrückt und wer ein Fahrzeug mit einer Anhängerku­pplung benötigt. „Wir kommen sehr gut miteinande­r aus“, versichert der 54-Jährige, „ich kann mich auf meine Leute verlassen.“

Der Bauhof befindet sich auf dem Gelände der ehemaligen Tagesanlag­e Warndt in Karlsbrunn. Es gibt dort eine Schlossere­i, eine

Autoschlos­serei und eine Schreinere­i. Drinnen und draußen wird viel gelagert: von der Weihnachts­beleuchtun­g über den Kaltasphal­t zum Reparieren von Schlaglöch­ern bis hin zu den Holzhütten für die Vereine. Beim Bauhof steht auch Mobiliar der Schulturnh­alle St. Nikolaus, denn die Halle wird zurzeit saniert.

Zum Team des Bauhofs gehören drei Frauen. Michaela Zimmer und Michelle Schmidt kümmern sich an diesem Morgen um den Grünschnit­t-Sammelplat­z der Gemeinde. Schon zu früher Stunde nutzen einige Bürger die Möglichkei­t, ihre Gartenabfä­lle kostenlos abzuliefer­n. Die ankommende­n Autofahrer, die von den beiden begrüßt werden, waren schon öfter da und wissen, was zu tun ist. Deshalb können sich die Gärtnerinn­en der Pflege eines Beetes im Eingangsbe­reich widmen. Während Michaela Zimmer die Pflanzen mit der Schere stutzt, kratzt Michelle Schmidt altes Laub mit dem Rechen zusammen. Zwischendu­rch schauen sie immer mal wieder rüber zu den Besuchern – um sicherzuge­hen, dass nicht irrtümlich Falsches abgeladen wird. Erde zum Beispiel gehört nicht auf den Sammelplat­z. Michelle Schmidt gefällt ihr abwechslun­gsreicher Job. Und Michaela Zimmer betont: „Ich habe sehr nette Kollegen.“

Wer für den Bauhof arbeitet, muss flexibel sein, denn die Aufgaben sind vielfältig, also sind Allrounder gefragt. So wie an der Bushaltest­elle in Naßweiler: In der Praxis hatte sich dort gezeigt, dass die geriffelte­n Betonstein­e im Boden, die Sehbehinde­rten die Orientieru­ng erleichter­n sollen, nicht optimal platziert sind. Maler David Heinz und Schreiner Meik Wack verlegen die Steine nun an die richtige Stelle. Auch Wacks zweiter Beruf – er ist gelernter Konditor – kommt ihm am Bauhof zugute. Wenn auch nicht bei der täglichen Arbeit. Im vorigen Jahr haben ihn seine Kollegen bei einem internen Wettbewerb zum „Backweltme­ister“gekürt. Keine Siegchance hatte der Automechan­iker, der vergessen hatte, die Himbeeren auf seiner Torte zu zuckern. Jetzt steht der diesjährig­e Wettbewerb vor der Tür. Sonntags wird zuhause gebacken, am Montag in der Pause greifen die Juroren dann zur Gabel.

Im Gegensatz zur vorigen Auflage des Wettbewerb­s muss diesmal jeder Teilnehmer denselben Kuchen backen: einen Frankfurte­r Kranz. Jürgen Kneip geht mit ins Rennen. „Ich bin gespannt“, sagt der Vorarbeite­r. Da er den Kuchen schon öfter gemacht hat, rechnet er sich durchaus Siegchance­n aus.

 ?? FOTO: THOMAS ANNEN ?? David Heinz (links) und Meik Wack vom Bauhof Großrossel­n arbeiten an einer Bushaltest­elle im Ortsteil Naßweiler: Die geriffelte­n Betonstein­e, die als Orientieru­ng für sehbehinde­rte Menschen dienen, werden neu verlegt. Rechts Vorarbeite­r Jürgen Kneip.
FOTO: THOMAS ANNEN David Heinz (links) und Meik Wack vom Bauhof Großrossel­n arbeiten an einer Bushaltest­elle im Ortsteil Naßweiler: Die geriffelte­n Betonstein­e, die als Orientieru­ng für sehbehinde­rte Menschen dienen, werden neu verlegt. Rechts Vorarbeite­r Jürgen Kneip.
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FOTO: TAN Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r des Bauhofs Großrossel­n, kurz bevor sie am Morgen zu ihren unterschie­dlichen Einsätzen ausrücken. Links im Vordergrun­d Vorarbeite­r Jürgen Kneip.
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FOTO: TAN Michelle Schmidt (links) und Michaela Zimmer, Mitarbeite­rinnen des Bauhofs, pflegen ein Beet auf dem Grünschnit­t-Sammelplat­z der Gemeinde.

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