Immer mehr Gewalt gegen Lehrer an den Schulen im Saarland
Die Schulen im Saarland sind zunehmend Schauplätze von Gewalttaten – auch gegen Lehrer. Das belegen offizielle Zahlen und Berichte von Lehrerverbänden.
Lehrer im Saarland sehen sich zunehmender gewalttätiger Attacken durch Schüler ausgesetzt. Die Zahl der Straftaten gegen Lehrer sei im vergangenen Jahr gestiegen, sagte Christian Stoll vom saarländischen Innenministerium der Saarbrücker Zeitung auf Anfrage. Im Jahr 2022 hatte es schon nach offiziellen Zahlen 26 Straftaten gegen Lehrer im Saarland gegeben. Die Daten für 2023 seien noch nicht spruchreif, man könne jedoch bereits die steigende Tendenz mitteilen, so Stoll. Der Großteil der Angriffe auf Lehrkräfte seien Körperverletzungen. Diese Gewalt habe 2023 sogar stark zugenommen.
Bei den von der Polizei als „Straftaten gegen die persönliche Freiheit“eingeordneten Bedrohungen der Lehrkräfte durch Schüler sei ebenfalls eine steigende Tendenz im vergangenen Jahr festgestellt worden, teilte der Sprecher von Innenminister Reinhold Jost (SPD) mit.
Die Lehrerverbände bestätigten die Zahlen. Marcus Hahn, Chef des Philologenverbands Saarland, sagte: „Die in absoluten Zahlen niedrig erscheinenden Fallzahlen verleiten dazu, Fälle von Gewalt gegen Lehrerinnen und Lehrer als Einzelfälle abzutun. Das ist nicht in Ordnung.“Es dürfe nicht sein, dass solche Fälle mit Rücksicht auf das „Image der Schule“unter den Teppich gekehrt würden.
Die Vorsitzende des mitgliederstärksten Saarländischen Lehrerinen- und Lehrerverbands (SLLV),
Lisa Brausch, erklärte: „Auch wir sehen eine starke Zunahme von Gewalt gegen Lehrkräfte, wir kennen Fälle, in welchen Lehrerinnen und Lehrer geschlagen, getreten, bespuckt werden.“Vor allem Kinder mit sozial-emotionalen Problematiken könnten ihre Gefühle wie Frustration nur schlecht steuern und neigten zu Gewaltausbrüchen, welche zum Teil auch ein stärkeres Maß annähmen.
Oft fehle dabei das Einsehen der Eltern, die dann ihre Kinder noch schützten und im Sinne einer gemeinsamen pädagogischen Reaktion, welche für die gewaltbereiten Schüler so wichtig wäre, nicht mit den Lehrern an einem Strang zögen, beklagte Brausch. „Wir brauchen in diesen Fällen unbedingt die volle Rückendeckung des Dienstherrn und noch mehr Unterstützung von Schulsozialarbeitern und Schulpsychologen“, forderte die SLLV-Chefin. Im Saarland gibt es rund 9300 Lehrerinnen und Lehrer.
Karen Claassen, Vorsitzende des Verbands Reale Bildung ( VRB), sagte, dass die Zahlen aus dem Innenministerium leider die negativ spürbare Entwicklung in den Schulen widerspiegele. „Es ist allerdings davon auszugehen, dass die Dunkelziffer höher ist, da es ja kaum bis zögerlich Hinweise zu einer offiziellen Meldung von Vorfällen gibt.“
„Es ist allerdings davon auszugehen, dass die Dunkelziffer höher ist, da es ja kaum bis zögerlich Hinweise zu einer offiziellen Meldung von Vorfällen gibt.“Karen Claassen Landesvorsitzende des Verbands Reale Bildung (VRB)