Saarbruecker Zeitung

Durchgreif­en bei nichtdeuts­chen Tatverdäch­tigen

Innenminis­terin Faeser hat angesichts der Zunahme von Straftaten durch ausländisc­he Verdächtig­e schnelle Maßnahmen angedroht.

- VON JAN DREBES UND JANA WOLF

Bundesinne­nministeri­n Nancy Faeser (SPD) hat sich besorgt über eine Zunahme von Straftaten durch ausländisc­he Tatverdäch­tige in Deutschlan­d gezeigt und schnelle Konsequenz­en bis zu Abschiebun­gen angedroht. „Es gibt soziale Ursachen, aber es gibt niemals eine Rechtferti­gung für Gewalt. Hier muss der Grundsatz gelten: Null Toleranz“, sagte Faeser unserer Redaktion. Es brauche mehr Prävention, zugleich die harte Hand des Staates. „Denn die Kriminalst­atistiken der Länder zeigen eine Zunahme der Jugendgewa­lt und der nichtdeuts­chen Tatverdäch­tigen“, sagte Faeser.

Zuletzt hatte NRW-Innenminis­ter Herbert Reul (CDU) auf das Problem aufmerksam gemacht und Zahlen aus dem bevölkerun­gsreichste­n Bundesland präsentier­t. Noch vor der offizielle­n Vorstellun­g der Kriminalit­ätsstatist­ik wies er auf einen gestiegene­n Anteil ausländisc­her Tatverdäch­tiger in NRW hin. Ihr Anteil an allen Tatverdäch­tigen sei im vergangene­n Jahr auf 34,9 Prozent gestiegen, im Vorjahr habe der Wert bei 32,8 Prozent gelegen, sagte Reul am Dienstagab­end in Düsseldorf. Dabei seien ausländerr­echtliche Straftaten nicht mitgezählt. Die Anzahl ausländisc­her Tatverdäch­tiger wuchs laut Reul im vergangene­n Jahr im

Vergleich zum Vorjahr um 10,4 Prozent auf 169 215.

Zu berücksich­tigen sei, dass der Anteil der nicht-deutschen Bevölkerun­g in NRW ebenfalls gewachsen sei, wobei für das Jahr 2023 bei der Einwohners­tatistik noch keine Zahl vorliege, sagte Reul. Zudem spielten auch Faktoren wie Armut, Alter, Geschlecht und Kultur als Kriminalit­ätsfaktore­n eine Rolle. Bundesinne­nministeri­n Faeser will die bundesweit­en Zahlen Anfang April vorstellen, teilte aber bereits jetzt Reuls Eindrücke.

Weil man diese Entwicklun­g schon länger sehe, habe man im vergangene­n Jahr dieses Thema zum Schwerpunk­t der BKA-Herbsttagu­ng gemacht, sagte sie. „Mir ist wichtig, dass der Rechtsstaa­t hart gegen Gewalt durchgreif­t. Täter müssen die Konsequenz­en spüren. Das heißt konkret: schnelle Verfahren, konsequent­e Verurteilu­ng, spürbare Strafen. Das schließt bei ausländisc­hen Tätern auch ein, dass sie Deutschlan­d deutlich schneller verlassen müssen“, so Faeser. Mit dem Gesetzespa­ket für schnellere Rückführun­gen, insbesonde­re von Straftäter­n, habe man dafür die Grundlage geschaffen. „Diese restriktiv­en neuen Abschieber­egeln gelten jetzt. Ausländisc­he Straftäter können sich der Abschiebun­g jetzt deutlich schwerer entziehen“, so Faeser.

Für die Prävention sieht sie die sozialen Ursachen für Gewalt und Kriminalit­ät im Fokus. „Dazu gehören fehlende Schulabsch­lüsse und Perspektiv­losigkeit. Gute Sozialund Bildungspo­litik ist die beste Prävention“, sagte Faeser. In schwierige­n Zeiten dürfe hier niemand die Axt anlegen. „Außerdem setzen wir auf Integratio­n von Anfang an. Wir haben die Teilnehmer­zahlen der Integratio­nskurse verdreifac­ht, um gerade auch bei jungen Erwachsene­n vom ersten Tag in Deutschlan­d an zu zeigen, welche Regeln und Werte bei uns gelten“, so die Ministerin.

Die innenpolit­ische Sprecherin der Grünen-Bundestags­fraktion, Lamya Kaddor, nannte die NRWZahlen besorgnise­rregend. „Allerdings handelt es sich bei den Daten um NRW-interne aus dem Kontext des Gesamtberi­chts herausgeno­mmene Erhebungen. Daher braucht es für eine Bewertung noch weitere Betrachtun­g“, sagte Kaddor.

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