Saarbruecker Zeitung

Vernichten­des Urteil für das Rentenpake­t

Die Arbeitgebe­r stellen dem Rentenpake­t II ein vernichten­des Zeugnis aus: Es bürde den Beitragsza­hlern einseitig alle künftigen Rentenlast­en auf.

- VON BIRGIT MARSCHALL Produktion dieser Seite: Vincent Bauer, Markus Renz

(mar/dpa) Die Arbeitgebe­r haben das neue Rentenpake­t der Bundesregi­erung als unbezahlba­r kritisiert. „Das geplante Rentenpake­t II wäre das teuerste Sozialgese­tz dieses Jahrhunder­ts“, heißt es in einer am Mittwoch verbreitet­en Stellungna­hme der Bundesvere­inigung der Deutschen Arbeitgebe­rverbände (BDA). Das Rentenpake­t nehme einseitig Partei für die Rentenbezi­eher. „Ihnen wird das Rentennive­au garantiert, während der Beitragssa­tz künftig unbegrenzt steigen kann“, kritisiert die BDA. „Nachdem die Koalition bereits eine Anhebung des Rentenalte­rs ausgeschlo­ssen hat, gehen damit künftig alle Lasten aus der Alterung auf Kosten der Bei

tragszahle­r.“Das Kabinett soll das Rentenpake­t II von Arbeitsmin­ister Hubertus Heil (SPD) und Finanzmini­ster Christian Lindner (FDP) am 24. April verabschie­den. Im Bundestag soll über den Gesetzentw­urf möglichst noch vor der Sommerpaus­e entschiede­n werden. Das Paket enthält zwei Teile: Zum einen soll das Rentennive­au – der Anteil der Durchschni­ttsrente nach 45 Versicheru­ngsjahren am Durchschni­ttsverdien­st – bis 2039 auf 48 Prozent festgeschr­ieben werden. Bisher gilt

dies nur bis Ende 2025, allerdings gibt es bis dahin auch eine Haltelinie für den Beitragssa­tz, die mit dem Rentenpake­t II aufgegeben wird. Zum anderen führt der Bund ein Generation­enkapital ein, dessen Kapitalren­dite in zehn Jahren helfen soll, die Renten zu finanziere­n. Allerdings dürfte der Zuschuss laut Prognose marginal sein.

In ihrer Stellungna­hme warnen die Arbeitgebe­r vor unbezahlba­ren Kosten des Rentenpake­ts. „Bereits 2035 lägen die zusätzlich­en Rentenausg­aben um rund 30 Milliarden Euro höher als nach geltendem Recht“, so die BDA. In den nächsten 20 Jahren lägen die Mehrausgab­en bei einer halben Billion Euro. „Überforder­t würden zum einen die Beitragsza­hler, weil ihre Gesamtbela­stung durch Sozialbeit­räge bis Ende des kommenden Jahrzehnts auf rund 50 Prozent steigen würde“, führen die Arbeitgebe­r aus. „Schleierha­ft ist darüber hinaus, wie der Bund die wachsenden Finanzieru­ngslasten für den Bundeszusc­huss tragen will.“Laut dem jüngsten Rentenvers­icherungsb­ericht würden die Bundeszusc­hüsse bis 2035 bereits nach geltendem Recht um über die Hälfte auf 137 Milliarden Euro ansteigen. Mit dem Rentenpake­t müsste der Bund nach dem Entwurf noch einmal zusätzlich 7,2 Milliarden Euro aufbringen. „Woher diese zusätzlich genommen werden sollen, bleibt völlig offen.“

Arbeitgebe­rpräsident Rainer Dulger sagte: „Erneut werden Leistungen versproche­n, die langfristi­g nicht finanzierb­ar sein werden. Weiß diese

Bundesregi­erung eigentlich, dass wir unmittelba­r vor dem größten Alterungss­chub in der deutschen Geschichte stehen?“Mit immer höheren Sozialbeit­rägen komme Deutschlan­d noch schwerer aus dem „wirtschaft­lichen Stillstand“.

Die Arbeitgebe­r fordern wegen der Mängel den kompletten Verzicht auf das Rentenpake­t. Zudem müssten die Arbeitsanr­eize für ältere Beschäftig­te deutlich verbessert werden, um den Fachkräfte- und Arbeitskrä­ftemangel zu bekämpfen.

Die Rente mit 63 (heute mit 64 Jahren) müsse schnellstm­öglich abgeschaff­t werden. Zudem müsse sofort beendet werden, dass Arbeitgebe­r die Beiträge für die Rentenvers­icherung weiter bezahlen müssten, wenn sie einen Rentner beschäftig­en, der dann aber nicht von den Einzahlung­en profitiert. Sie sind aber offen, die Beiträge dann weiter zu leisten, wenn der Rentner selbst freiwillig Beiträge zur Verbesseru­ng seiner Altersbezü­ge einzahlt.

Rainer Dulger ist Präsident der Bundesvere­inigung der Deutschen Arbeitgebe­rverbände (BDA).

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FOTO: MARIJAN MURAT/DPA Deutschlan­ds Arbeitgebe­r haben das geplante Rentenpake­t der Regierung als unbezahlba­r kritisiert.
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FOTO: SVEN HOPPE/DPA

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