Saarbruecker Zeitung

Moorschutz ist bitterer Ernst

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Moore sind wahre Naturwunde­r. Sie entstehen, wenn organische­s Material wie Blätter und Äste in Gewässer fallen. Ohne Sauerstoff verrotten sie nicht. Mit der Zeit bildet sich so Torf, in dem das CO2 gebunden bleibt. Ein Prozess, der tausende Jahre dauert. Die Menschheit hat es dagegen in wenigen Jahrhunder­ten geschafft, fast alle Moore des Planeten zu vernichten. Künstliche Entwässeru­ng macht ein Moor vom Klima-Freund zum Klima-Killer: Ist es trocken, werden die schädliche­n Treibhausg­ase in die Atmosphäre abgegeben.

Die Wiedervern­ässung der Moore ist deshalb kein traumtänze­rischer Wunsch weniger Öko-Aktivisten, sondern bitterer Ernst. Die Moorstrate­gie des Bundes fordert sie ebenso wie das kürzlich verabschie­dete EU-Renaturier­ungsgesetz. Die Voraussetz­ungen sind am Homburger Königsbruc­h eigentlich ideal, da die Fläche überwiegen­d nicht landwirtsc­haftlich genutzt wird. Einen Interessen­konflikt gibt es dennoch, aber bei der Frage „Tourismus oder Naturschut­z“haben sich große Teile des Homburger Stadtrats offenbar für Ersteres entschiede­n.

Dabei ist beides gar kein Widerspruc­h, im Gegenteil: Camper schätzen doch gerade den Urlaub inmitten unberührte­r Natur. Eine Renaturier­ung des Königsbruc­h könnte für die Stadt ein echtes Prestige-Objekt werden. Vor zwei Jahren zeigte sich fast der komplette Rat der Idee gegenüber noch aufgeschlo­ssen. Inzwischen scheint das Moor vielen Mandatsträ­gern lästig geworden zu sein. Sollten die Pläne am Donnerstag ohne Änderungen verabschie­det werden, könnte es dann demnächst wohl heißen: Für Maßnahmen, den Campingpla­tz trocken zu halten, will der Betreiber nicht zahlen, und die Stadt hat dafür kein Geld. Damit wäre das Moor-Projekt gestorben. Und Homburg hätte eine riesige Chance vertan.

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