Saarbruecker Zeitung

Es muss nicht immer das (teure) Olivenöl sein!

Gastro-Experte Holger Gettmann berichtet alle 14 Tage über Trends und Klassiker der Gastronomi­e und gibt dabei immer wieder auch Tipps.

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In den letzten Jahrzehnte­n ist der Einsatz von Olivenöl hierzuland­e inflationä­r geworden. Der Blick in zwei Kochbücher zeigt es: 1993 erschien in Saarbrücke­n ein „Sommerkoch­buch“mit insgesamt 90 Rezepten. Radiohörer hatten Menüs eingereich­t, die besten wurden live gekocht, ins Buch kamen alle.

Lediglich dreimal tauchte in der Zutatenlis­te Olivenöl auf! In dem 30 Jahre später erschienen­en Lions-Kochbuch für gute Zwecke mit dem Namen „Wir“, für das Rezepte von Promis und Profiköche­n zusammenge­tragen wurden, ist das ganz anders. Erst auf Seite 72 taucht etwas anderes als Olivenöl auf: Rapsöl!

Wir sollten unsere Aufmerksam­keit allerdings mehr auf die heimische Ölkultur richten. Das lohnt sich nicht nur preislich. Denn gutes Olivenöl ist richtig teuer geworden. Ernte und Pressung sind einfach sehr aufwendig. Die Trockenhei­t der vergangene­n Jahre im Süden Europas hat die Erntemenge­n sinken und die Preise weiter steigen lassen.

Die Anfänge der Ölherstell­ung in Mitteleuro­pa reichen weit zurück. Spuren der Leindotter­pflanze wurden schon bei Funden aus der Eisenzeit entdeckt. Die Kelten gewannen ihr Öl daraus.

Als Nahrungsmi­ttel ist Öl elementare­r Baustein einer ausgewogen­en Ernährung. Das gilt besonders für Sorten mit mehrfach ungesättig­ten und Omega3-Fettsäuren. In diesen Punkten gelten Lein-, Raps- und Walnussöl dem Olivenöl sogar als überlegen.

Die spezifisch­en Geschmacks­noten der kalt gepressten Öle und ihre Hitzebestä­ndigkeit bestimmen den Einsatz. Rapsöl zum Beispiel ist bestens zum Braten geeignet, das leicht nussig schmeckend­e „Keltenöl“passt gut in Salate oder Dips. Wie groß die Palette an Pflanzenöl­en ist, bekommt man in der „BliesgauÖl­mühle“in Bliesransb­ach zu sehen.

Die Ölmüller geben auch viele Tipps: zur Haltbarkei­t (die ist oft geringer als gedacht), zur Lagerung (am besten kühl, dunkel – was wiederum die Haltbarkei­t erhöht) und zu gesundheit­sfördernde­n Eigenschaf­ten seltener Sorten aus Schwarzküm­mel oder Mariendist­el.

Anregungen, Lob, Kritik? Dann erreichen Sie den SZ-Kolumniste­n Holger Gettmann am besten mit einer E-Mail an die folgende Adresse: holger.gettmann@t-online.de.

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FOTO: PATRIC BIES Aus Leindotter kann ein gutes Öl entstehen.

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