60 Rezepte zeigen, wie bunt das Saarland kocht
Noch ein saarländisches Kochbuch? Diese Frage beantwortet die Buchhandlung Bock & Seip mit einem Ja, und hat nun genau solch eines neu herausgebracht. Wie sich dieses von anderen Kochbüchern abheben will – und wieso Maggi dabei keine Rolle spielt.
Dibbelabbes und Geheirade, Rappsupp, Gefillde und Grumbeerkichelscher – sie sind alle klassische Gerichte der saarländischen Küche. Und sie alle finden Platz im neuen Kochbuch von Bock & Seip „So bunt kocht das Saarland“, das die Buchhandlung jüngst herausgebracht und mit so mancher Besonderheit versehen hat. Eine von diesen ist beispielsweise, dass das Buch als Gemeinschaftsprojekt erschienen ist, wie Bock & Seip-Geschäftsführerin Dörte Heinrich berichtet. Denn neben ihr haben noch die Buchhändlerin Sandra Matthey, die Autorin Angelika Lauriel und die Illustratorin Tatjana Schanz an diesem gearbeitet.
Gemeinsam haben sie auf 160 Seiten über 60 typische saarländische Gerichte aus alter und neuer Zeit zusammengetragen. Diese sind in insgesamt sieben Kapitel unterteilt und reichen von Suppen wie Grumbeer- und Bohnesupp über Mehl-, Nudel- und Eierspeisen und Fleischgerichten wie Schwenker und Lyonerkuchen bis zu Salaten wie Bettseicher- und Kartoffelsalat. Den Kartoffelgerichten widmen sie selbst redlich einen eigenen Teil, und nicht fehlen dürfen überdies Süßspeisen. Zudem sind einige Gerichte vegetarisch und mit einem Blatt versehen. „Bei den Kapiteln haben wir darauf geachtet, dass diese ausgewogen verteilt sind“, sagt Heinrich.
Doch das war gar nicht so leicht. „Anfangs hatten wir über 100 Rezepte“, sagt die Geschäftsführerin. Wegen einer begrenzten Seitenzahl
mussten sie einiges streichen. Auch mussten sie darüber sprechen, was für sie saarländisch ist und sich auf Schreibweisen einigen, berichtet Lauriel. „Beispielsweise, ob wir Grumbeer oder Grummbeer schreiben.“Die Rezepte stammen dabei teils aus der handgeschriebenen Sammlung der Mitarbeiter der Buchhandlung, als auch von den Autorinnen selbst. „Jeder hat ein paar seiner Familien- und Lieblingsrezepte beigesteuert“, sagt Matthey.
Als Beispiel nennt Lauriel „Heiswiller Geringelte“, ein Rezept ihrer Großmutter. „Dabei werden an den
Kartoffeln ein Streifen der Schale abgeschnitten und die Kartoffeln dann auf den Boden eines Topfes gesetzt. Anschließend werden sie nur bei wenig Wasser so lange ge
quellt, bis sie gar sind und an der Schnittstelle ein Krüstchen entsteht“, schildert Lauriel.
Neben den klassischen Gerichten der saarländischen Hausmanns
kost finden sich aber noch andere Gaumenfreuden im Kochbuch, etwa aus Frankreich, dessen Einflüsse in die saarländische Küche unverkennbar sind. So gibt es unter anderem Anleitungen für eine Quiche Lorraine, Coq au Vin oder Crème brûlée. Alle Rezepte eint dabei vor allem, „dass sie leicht nachzukochen sind“, sagt Schanz. Und: „Dass sie ganz ohne Maggi auskommen.“
Um sich von anderen Kochbüchern abzuheben, setzen die Urheberinnen übrigens bewusst nicht auf Fotos, sondern auf Illustrationen, sagt Heinrich. „Als wir alle Gerichte nachgekocht haben, haben wir von diesen Fotos gemacht.“Anhand derer hat Schanz dann angefangen, die Bilder in Handarbeit zu illustrieren. Rund vier Monate hat sie dafür gebraucht. Mit dem Ergebnis ist Heinrich zufrieden: „Das ist ein Alleinstellungsmerkmal.“
Eine weitere Besonderheit sind die historischen Rezepte. Zu diesen muss Heinrich ein bisschen auszuholen. „Wir waren 2022 in den Vorbereitungen für unseren Festakt zum 150. Jubiläum. Bei der Suche in unserem Archiv sind wir auf ein altes Kochbuch von 1905 gestoßen“, erzählt die Geschäftsführerin. Mit dem „St. Johanner Kochbuch für den bürgerlichen Haushalt“hat die Buchhandlung bereits eine Sammlung an Rezepten herausgebracht. Heute befinden sich noch zwei Exemplare im Firmenarchiv.
Das brachte Heinrich auf die Idee, ebenfalls ein Kochbuch zu veröffentlichen. Mit Tatjana Schanz fand sie schnell eine bekannte Partnerin für ihr Projekt, da beide bereits für die Saarland-Wimmelbücher zusammengearbeitet haben. Auf der Suche nach weiteren Mitstreiterinnen stießen sie schließlich auf die Heusweiler Autorin Angelika Lauriel und die Buchhändlerin Sandra Matthey, die wie Heinrich und Schanz gut und gerne kochen. Dabei fiel dann der Vorschlag, Rezepte aus dem alten Kochbuch zu übernehmen. Diese heben sich visuell von den anderen ab.
Doch auch hier standen sie vor einer Hürde. „In den alten Rezepten stehen häufig nur ungenaue Angaben, wie ‚eine Handvoll` oder etwas bei mittlerer Hitze zu kochen“, erzählt Matthey, die in ihrer Freizeit gerne historische Ereignisse nachspielt und sich dadurch mit altertümlichen Rezepten auskennt. „Dabei musste ich erst einmal herausfinden, was mittlere Hitze meint.“Die genaue Angabe ist dann im Kochbuch nachzulesen.
Das Kochbuch „So bunt kocht das Saarland“
ist ab sofort bei den Filialen von Bock & Seip zum Preis von 18 Euro erhätlich. Es umfasst auf 160 Seiten unter anderem 60 Gerichte und Illustrationen sowie Tipps. ISBN: 978-3-00077758-5