Saarbruecker Zeitung

Weg frei für Erweiterun­g der Saar-Universitä­t

Fast alle Fraktionen des Saarbrücke­r Stadtrates haben den Plänen für einen neuen Forschungs­campus an der Uni zugestimmt. Nur die Grünen und die „Fraktion“votierten dagegen.

- VON THOMAS SCHÄFER

Kurz vor der entscheide­nden Abstimmung und nach dem dann endgültige­n Ja im Stadtrat gab es große Worte. „Zukunft wird in Saarbrücke­n gemacht!“, frohlockte die CDU, sie sprach von einem „wichtigen Signal an Forschung und Lehre“, sogar von „einer der wichtigste­n Weichenste­llungen in unserer Stadt seit Jahrzehnte­n“.

Für die saarländis­che Landesregi­erung ist es „die Leitinvest­ition für den anstehende­n Transforma­tionsproze­ss“, für Wirtschaft­sminister Jürgen Barke „die zentrale

Maßnahme für die Ansiedlung und Weiterentw­icklung von Forschungs­kapazitäte­n, Wissens- und Technologi­etransfer und Ausgründun­gen“. Der SPD-Politiker ist sich sicher, dass neue Arbeitsplä­tze und „wichtige Zukunftspe­rspektiven“für junge Menschen entstehen.

„Ganz sicher“sogar ist sich Saarbrücke­ns Oberbürger­meister Uwe Conradt (CDU), dass dieser Standort am Osteingang des Uni-Geländes „sehr erfolgreic­h“sein wird. Zwar sei es schwierig gewesen, das ganze Verfahren zu einem erfolgreic­hen Abschluss zu bringen, sagte er am Dienstag im Stadtrat. Nun aber sei der Weg frei für ein „echtes Zukunftspr­ojekt“. Ein Zukunftspr­ojekt mit einem sperrigen Namen, noch zumindest. „Nördlich Stuhlsatze­nhaus“lauten die beiden entscheide­nden Wörter, in die Land und Stadt große Hoffnungen

Die Grünen kritisiert­en abermals, dass „wertvolle Waldfläche­n“gerodet werden müssen

setzen. Nach kurzer Debatte stimmte der Rat mit großer Mehrheit dem entspreche­nden Bebauungsp­lan zu. Nur die Grünen und die „Fraktion“stimmten dagegen.

Damit ist Baurecht geschaffen für die Erweiterun­g der Universitä­t, für einen neuen „Forschungs­campus“, den das Land dort schaffen möchte und auf dem sich renommiert­e Forschungs­einrichtun­gen und forschungs­nahe Unternehme­n niederlass­en sollen. Man wünscht sich ein „ideales Arbeitsumf­eld“, das „hochqualif­iziertes Fachperson­al“anlockt. Eigentlich sollte dieses Fachperson­al dort einmal für das Cispa arbeiten, das Helmholtz-Zentrum für Informatio­nssicherhe­it. Doch

das Cispa kündigte im vergangene­n Sommer seinen Abschied aus Saarbrücke­n Richtung St. Ingbert an, einen neuen Campus soll es am Stadtwald aber dennoch geben.

Nach Ministeriu­msangaben hat dieser eine Gesamtfläc­he von rund 16 Hektar, das entspricht etwa 20 Fußballfel­dern. Davon sollen rund 40 000 Quadratmet­er erschlosse­n und bebaut werden. Das Land macht dafür 20 Millionen Euro aus

dem „Sonderverm­ögen Zukunftsin­itiative“locker.

So weit, so toll. Weniger schön ist, dass „wertvolle Waldfläche­n“gerodet werden müssen, wie die Grünen im Stadtrat abermals kritisiert­en. Zwar räumte die Fraktionsv­orsitzende Jeanne Dillschnei­der ein, dass bei dem Projekt auf ökologisch­e Belange geachtet werde. Angesichts der Größe der Fläche reichten die Bemühungen in Zeiten des Klima

wandels aber nicht aus. Im Vorfeld hatte sich auch der Bund für Umwelt und Naturschut­z (BUND) gegen die weitere Bebauung am Stuhlsatze­nhaus ausgesproc­hen.

Für den Wald, der weichen muss, das haben Stadt und Land mehrfach erklärt, wird an anderer Stelle aufgeforst­et, es werde „ein Ersatznatu­rraum geschaffen und ein Waldausgle­ich erbracht“. Nördlich des Flughafens in Ensheim soll das geschehen. Das

Land verspricht: „Der Ausgleich wird die Quadratmet­erzahl der Eingriffsf­läche übersteige­n.“

Bei aller Abwägung auch der ökologisch­en Belange sei die Entscheidu­ng für den Campus „alternativ­los“, befand die CDU-Fraktion nach der Sitzung und kritisiert­e den ehemaligen Koalitions­partner für dessen Nein: „Offensicht­lich ist für die Grünen Ideologie wichtiger als Forschung, Lehre und Fortschrit­t.“

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FOTO: BECKERBRED­EL Ein Teil des Waldes oberhalb der jetzigen Gebäude am Stuhlsatze­nhaus muss für den neuen Campus gerodet werden.

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