Weg frei für Erweiterung der Saar-Universität
Fast alle Fraktionen des Saarbrücker Stadtrates haben den Plänen für einen neuen Forschungscampus an der Uni zugestimmt. Nur die Grünen und die „Fraktion“votierten dagegen.
Kurz vor der entscheidenden Abstimmung und nach dem dann endgültigen Ja im Stadtrat gab es große Worte. „Zukunft wird in Saarbrücken gemacht!“, frohlockte die CDU, sie sprach von einem „wichtigen Signal an Forschung und Lehre“, sogar von „einer der wichtigsten Weichenstellungen in unserer Stadt seit Jahrzehnten“.
Für die saarländische Landesregierung ist es „die Leitinvestition für den anstehenden Transformationsprozess“, für Wirtschaftsminister Jürgen Barke „die zentrale
Maßnahme für die Ansiedlung und Weiterentwicklung von Forschungskapazitäten, Wissens- und Technologietransfer und Ausgründungen“. Der SPD-Politiker ist sich sicher, dass neue Arbeitsplätze und „wichtige Zukunftsperspektiven“für junge Menschen entstehen.
„Ganz sicher“sogar ist sich Saarbrückens Oberbürgermeister Uwe Conradt (CDU), dass dieser Standort am Osteingang des Uni-Geländes „sehr erfolgreich“sein wird. Zwar sei es schwierig gewesen, das ganze Verfahren zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen, sagte er am Dienstag im Stadtrat. Nun aber sei der Weg frei für ein „echtes Zukunftsprojekt“. Ein Zukunftsprojekt mit einem sperrigen Namen, noch zumindest. „Nördlich Stuhlsatzenhaus“lauten die beiden entscheidenden Wörter, in die Land und Stadt große Hoffnungen
Die Grünen kritisierten abermals, dass „wertvolle Waldflächen“gerodet werden müssen
setzen. Nach kurzer Debatte stimmte der Rat mit großer Mehrheit dem entsprechenden Bebauungsplan zu. Nur die Grünen und die „Fraktion“stimmten dagegen.
Damit ist Baurecht geschaffen für die Erweiterung der Universität, für einen neuen „Forschungscampus“, den das Land dort schaffen möchte und auf dem sich renommierte Forschungseinrichtungen und forschungsnahe Unternehmen niederlassen sollen. Man wünscht sich ein „ideales Arbeitsumfeld“, das „hochqualifiziertes Fachpersonal“anlockt. Eigentlich sollte dieses Fachpersonal dort einmal für das Cispa arbeiten, das Helmholtz-Zentrum für Informationssicherheit. Doch
das Cispa kündigte im vergangenen Sommer seinen Abschied aus Saarbrücken Richtung St. Ingbert an, einen neuen Campus soll es am Stadtwald aber dennoch geben.
Nach Ministeriumsangaben hat dieser eine Gesamtfläche von rund 16 Hektar, das entspricht etwa 20 Fußballfeldern. Davon sollen rund 40 000 Quadratmeter erschlossen und bebaut werden. Das Land macht dafür 20 Millionen Euro aus
dem „Sondervermögen Zukunftsinitiative“locker.
So weit, so toll. Weniger schön ist, dass „wertvolle Waldflächen“gerodet werden müssen, wie die Grünen im Stadtrat abermals kritisierten. Zwar räumte die Fraktionsvorsitzende Jeanne Dillschneider ein, dass bei dem Projekt auf ökologische Belange geachtet werde. Angesichts der Größe der Fläche reichten die Bemühungen in Zeiten des Klima
wandels aber nicht aus. Im Vorfeld hatte sich auch der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) gegen die weitere Bebauung am Stuhlsatzenhaus ausgesprochen.
Für den Wald, der weichen muss, das haben Stadt und Land mehrfach erklärt, wird an anderer Stelle aufgeforstet, es werde „ein Ersatznaturraum geschaffen und ein Waldausgleich erbracht“. Nördlich des Flughafens in Ensheim soll das geschehen. Das
Land verspricht: „Der Ausgleich wird die Quadratmeterzahl der Eingriffsfläche übersteigen.“
Bei aller Abwägung auch der ökologischen Belange sei die Entscheidung für den Campus „alternativlos“, befand die CDU-Fraktion nach der Sitzung und kritisierte den ehemaligen Koalitionspartner für dessen Nein: „Offensichtlich ist für die Grünen Ideologie wichtiger als Forschung, Lehre und Fortschritt.“